Ein junger NVA-Soldat wird Anfang der 1980er-Jahre auf Betreiben seiner Tante für den Auslandsgeheimdienst der DDR gegen seinen Willen als Spion rekrutiert. Mitsamt neuer Identität wird er in eine Bundeswehrkaserne eingeschleust, wo er einem Bundeswehr-General als Ordonnanz-Offizier untergeschoben wird, um verlässliche Informationen über die Absichten der Nato und insbesondere ihres Herbst-Manövers „Able Archer“ zu gewinnen. Brillant gespielter, detailfreudig ausgestatteter Spionagefilm im (Fernseh-)Serienformat, der voller 1980er-Jahre-Popkultur steckt, was unterm Strich eine gewagte Melange aus hanebüchen bis ambitioniert ergibt. Die unterschiedlich überzeugenden Episoden sind schnell und spannend inszeniert, auch lassen die verschlungenen Handlungsstränge den Willen zur großen (Familien-)Geschichte erkennen, was sich allerdings nur episodisch einlöst. Die exemplarischen Konflikte in der Familie des Generals wie auch in der des DDR-Agenten werden von der straffen Handlung allzu sehr in den Hintergrund gedrängt. (Fortsetzung: "Deutschland 86")
- Ab 14.
Deutschland 83
Drama | Deutschland 2015 | 367 (8 Folgen) Minuten
Regie: Edward Berger
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2015
- Produktionsfirma
- UFA FICTION
- Regie
- Edward Berger · Samira Radsi
- Buch
- Anna Winger · Jörg Winger
- Kamera
- Philipp Haberlandt · Frank Küpper
- Musik
- Reinhold Heil
- Schnitt
- Sven Budelmann · Boris Gromatzki
- Darsteller
- Jonas Nay (Martin Rauch) · Maria Schrader (Lenora Rauch) · Ulrich Noethen (General Wolfgang Edel) · Sylvester Groth (Walter Schweppenstette) · Sonja Gerhardt (Annett Schneider)
- Länge
- 367 (8 Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Historienfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Wie nahe die Welt im Jahr 1983 wirklich am Rande eines Atomkriegs stand, lässt sich an der Geschichte des russischen Oberstleutnants Stanislaw Petrow erahnen, der eine Angriffsmeldung amerikanischer Raketen am 27. September als Fehlalarm interpretierte. Drei Wochen zuvor hatte ein anderer Offizier den Abschuss eines vermeintlichen Spionageflugzugs nahe der Insel Sachalin befohlen, was 269 Menschen an Bord des verirrten KAL 007-Linienflugs das Leben kostete.
Diskussion
Wie nahe die Welt im Jahr 1983 wirklich am Rande eines Atomkriegs stand, lässt sich an der Geschichte des russischen Oberstleutnants Stanislaw Petrow erahnen, der eine Angriffsmeldung amerikanischer Raketen am 27. September als Fehlalarm interpretierte. Drei Wochen zuvor hatte ein anderer Offizier den Abschuss eines vermeintlichen Spionageflugzugs nahe der Insel Sachalin befohlen, was 269 Menschen an Bord des verirrten KAL 007-Linienflugs das Leben kostete. Die Angst der sowjetischen Führung vor einem Erstschlag der NATO markiert denn auch die reale Fallhöhe der achtteiligen Fernsehserie „Deutschland 83“, in der ein junger DDR-Soldat (Jonas Nay) einem Bundeswehr-General (Ulrich Noethen) als Ordonnanz-Offizier untergeschoben wird, um verlässliche Informationen über die Absichten der Nato und insbesondere ihres Herbst-Manövers „Able Archer“ zu gewinnen. Aus der Nachwende-Sicht schaut man den verbissenen Schattenkämpfen mit der Gelassenheit der Sieger im Kalten Krieg zu und amüsiert sich über die Rekonstruktion einer im Fernsehformat doch recht biederen Zeit. Dabei müssen plakative Insignien wie Jute-Tasche oder Floppy Disk die Ära schultern; Nenas „99 Luftballons“ oder „Major Tom“ von Peter Schilling stehen für den Sound der Zeit, grisselige „Tagesschau“-Ausschnitte fürs politische Geschehen, von Ronald Reagans „Reich des Bösen“ bis zur großen Demo im Bonner Hofgarten. Unterm Strich ergibt das eine gewagte Melange aus hanebüchen bis ambitioniert; die einzelnen, unterschiedlich überzeugenden Episoden sind durchgängig schnell und spannend inszeniert. Viel Wert wird dabei auf Ausstattung und Stimmung der Räume gelegt. Die verschlungenen Handlungsstränge lassen überdies den Willen zur großen (Familien-)Geschichte erkennen, was sich allerdings nur episodisch einlöst; die exemplarischen Konflikte in der Familie des Generals wie auch in der des DDR-Agenten werden von der straffen Handlung allzu sehr in den Hintergrund gedrängt. Mit einer intensiveren Ausgestaltung der Figuren, wie sie ansatzweise in den beiden Episoden um die Brüsseler Nato-Sekretärin (Lena Lauzemis) aufscheint, hätte die Agenten-Story durchaus das Zeug zu einer Zeitgeist-Saga gehabt.
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