Kleine graue Wolke

Dokumentarfilm | Deutschland 2014 | 89 Minuten

Regie: Sabine Marina

Als die Filmemacherin Sabine Marina an Multiple Sklerose erkrankt, stellen sich ihr viele bedrängende Fragen. Mit der Kamera macht sie sich auf die Suche nach anderen MS-Patienten. Ihr sehr persönlicher Film deckt dabei auf, wie sehr sich die Einschätzung der Krankheit von Begegnung zu Begegnung wandelt. Die differenzierte Darstellung der emotionalen und sozialen Folgen der Krankheit will erklärtermaßen Mut machen, lässt bestimmte Aspekte wie Depression oder Partnerwahl aber außen vor. - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Frog Motion Filmprod.
Regie
Sabine Marina
Buch
Sabine Marina
Kamera
Jonas Hieronimus
Musik
Julia Bossert
Schnitt
Stjepan Marina
Länge
89 Minuten
Kinostart
24.09.2015
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
W-film/Lighthouse (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Im August 2011, kurz vor Abschluss ihres Studiums der Medienproduktion, wurde bei Sabine Marina Multiple Sklerose diagnostiziert. Eine kleine graue Wolke sei an ihrem blauen Himmel aufgezogen. Mit diesem Bild versucht der diagnostizierende Arzt den Schock der Diagnose abzufedern. Doch zunächst erscheint die kleine graue Wolke wie ein schweres Gewitter: Es gilt, die mit der unheilbaren Autoimmunkrankheit verbundenen körperlichen Einschränkungen wie Geh- und Koordinationsfähigkeit, Einschränkungen der Sehfähigkeit, Taubheitsgefühle, Inkontinenz etc. und die psychischen Belastungen durch die Diagnose (Depression, Freitodgedanken etc.) zu bestimmen. Recht früh fallen die Fragen: „Macht ihnen ihre Krankheit Angst?“ und „Sehen sie einen Sinn in ihrem Leben?“ Kann man mit dieser Diagnose „einfach so weitermachen“? Soll man, sofern möglich, die Krankheit geheim halten, um nicht von Vorurteilen und Mythen rund um die Krankheit betroffen zu sein? Bedeutet MS immer Rollstuhl? Mit wem kann man wie intensiv über die Krankheit reden? Und wie steht es um die zum Teil heftigen Nebenwirkungen der auf dem Markt befindlichen Medikamente, die ja im eigentlichen Sinn nicht „helfen“, sondern nur den Fortgang der Krankheit behindern. Was wiederum schwierig zu beurteilen ist. Sabine Marina stellt sich viele Fragen und begibt sich auf die Suche nach anderen Betroffenen, um sich von deren Erfahrungen berichten zu lassen. Für eine Neu-Betroffene, diese Erfahrung muss Marina machen, ist der Besuch eines Workshops durchaus nicht nur positiv, weil man hier die Verlaufsformen der Krankheit vorgeführt bekommt, die man so früh und so genau gar nicht sehen möchte. Doch allmählich ändert der Film seine Tonlage. Marina begegnet einem Paar, bei dem beide Partner MS haben, allerdings mit unterschiedlichen Ausformungen, die sich allerdings recht gut ergänzen. Obwohl man sich während einer Kur kennengelernt hat, hat die Krankheit nichts damit zu tun gehabt, dass sich füreinander entschieden. Oder einer Krankenschwester, die nicht wüsste, welche Krankheit in vergleichbarer Preislage sie gegen MS tauschen würde. Und eine alleinerziehende Mutter zweier Kinder, die sich einem buddhistischen Gesundheitszentrum anvertraut hat und erstaunlich positive Erfahrungen mit der Akupunktur macht. So wandelt sich die Einschätzung der MS von Begegnung zu Begegnung und ist schließlich tatsächlich nur noch eine kleine graue Wolke am blauen Himmel, von der zu Beginn des Films, wenngleich in noch ganz anderem Sinn, die Rede war. Auf diese Weise erzählt der sehr persönliche Film vom Umgang mit der MS-Diagnose durch die Begegnung mit anderen Patienten. Der Film will erklärtermaßen Mut machen. Die Botschaft lautet: „Am Ende geht es nicht darum, was wir durch die MS verloren haben, sondern es geht darum, was wir durch sie finden werden.“ Wenn der Krankheitsverlauf nicht vorhersehbar sei, dann sei er vielleicht auch nicht vorherbestimmt. Allerdings fällt auf, dass die positive Botschaft dadurch erkauft wurde, dass bestimmte Aspekte wie Depression oder die Partnerschaft mit einem Nicht-Betroffenen ausgespart bleiben. Fraglich ist auch, ob sich die These, dass sich die MS-Kranken in gewisser Weise ähneln, weil sie vor der Krankheit „ständig auf der Suche nach Perfektionismus“ gewesen seien, bei näherem Hinsehen als tragfähig erweist. Zudem finden sich zwischen den dokumentierten Gesprächen immer wieder inszenierte Passagen, die zwischen Eineindeutigkeit und Kitsch changieren. Am Schluss fährt die Filmemacherin in Zeitlupe mit dem Fahrrad zu einem Frühstück im Grünen und weiß: „Mein Leben ist durch die Krankheit so viel wertvoller geworden.“
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