Auf der Basis des Sachbuchs „Boardwalk Empire – The Birth, High Times, and Corruption of Atlantic City“ von Nelson Johnson erzählt die (Fernseh-)Serie in fünf Staffeln vom Aufstieg von Nucky Johnson, Schatzmeister und mächtigster Mann von Atlantic City, und damit auch vom Aufstieg der Mafia im USA der Prohibitionszeit, von jüdischen, italienischen, irischen und afroamerikanischen Gangstern, für die das Geschäft mit dem Alkohol eine Chance war, der Armut zu entgehen. Anhand ihres teilweise aus realen Figuren (Gangster wie Al Capone, Meyer Lansky, Lucky Luciano und Joe Masseria), teilweise aus fiktiven Charakteren bestückten Ensembles entwirft die Serie das schillernde Bild einer korrupten Gesellschaft sowie eine sorgfältige Charakterstudie der zwielichtigen Hauptfigur.
- Sehenswert.
Boardwalk Empire
Gangsterfilm | USA 2010-14 | 3159 (fünf Staffeln) Minuten
Regie: Timothy van Patten
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Filmdaten
- Originaltitel
- BOARDWALK EMPIRE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2010-14
- Produktionsfirma
- HBO
- Regie
- Timothy van Patten · Allen Coulter · Jeremy Podeswa · Ed Bianchi · Brad Anderson
- Buch
- Terence Winter · Howard Korder · Cristine Chambers · Bathsheba Doran · Itamar Moses
- Kamera
- David Franco · Jonathan Freeman · William Coleman · Kramer Morgenthau · Stuart Dryburgh
- Schnitt
- Kate Sanford · Tim Streeto · Sidney Wolinsky
- Darsteller
- Steve Buscemi (Enoch 'Nucky' Thompson) · Michael Pitt (James 'Jimmy' Darmody) · Kelly MacDonald (Margaret Thompson) · Michael Shannon (Nelson Van Alden) · Shea Whigham (Elias 'Eli' Thompson)
- Länge
- 3159 (fünf Staffeln) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
ab 16
ab 18 - Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert.
- Genre
- Gangsterfilm
Heimkino
Die 1931 – gegen Ende der Prohibition und damit sieben Jahre nach den Ereignissen der vierten Staffel – spielenden letzten acht Episoden handeln davon, wie Nucky Johnson versucht, für die bevorstehende Aufhebung der Prohibition vorzusorgen und durch neue Geschäfte mit kubanischem Rum auf legale Weise Geld zu machen. Sein Weg aus der Kriminalität heraus wird kontrastiert mit Rückblenden, die von seinem Weg hinein erzählen.
Diskussion
In der zweiten Maiwoche des Jahres 1929 fand in Atlantic City, New Jersey eine denkwürdige Konferenz statt. Initiiert durch Lucky Luciano trafen sich die bekanntesten Gangster der Vereinigten Staaten, mit dem Ziel, sich nicht mehr zu bekriegen, sondern landesweit zu organisieren. So wurde die Mafia zur zweiten Macht im Staate. Gastgeber der Konferenz war der Schatzmeister und mächtigste Mann von Atlantic City, Nucky Johnson. »Boardwalk Empire« erzählt die Geschichte dieser schillernden Persönlichkeit. Die Serie wurde von Terence Winter entwickelt, der bereits für die Mafiaserie »Die Sopranos« als Autor fungiert hatte. Interessanterweise diente ein Sachbuch, Nelson Johnsons »Boardwalk Empire – The Birth, High Times, and Corruption of Atlantic City«, als Vorlage. Der Name leicht verändert, wurde die Figur des Nucky Thompson für Steve Buscemi zur Rolle seines Lebens: Eine faszinierend ambivalente und komplexe Figur ist ihm da gelungen. Sie korreliert mit einer grundsätzlichen narrativen und thematischen Komplexität, die durch konsequent miteinander verwobene Handlungsstränge, weitere Handlungsorte (vor allem Chicago und New York) und ein fast schon ausuferndes Personal gestaltet wird. Wie noch nie zuvor wird von unzähligen historischen Gangstern wie Al Capone, Arnold Rothstein, Meyer Lansky, Lucky Luciano, Johnny Torrio und Joe Masseria erzählt. Einige sind zu Beginn der Serie noch kleine Handlanger, und die Darstellung ihrer Entwicklung hin zu den Größen des organisierten Verbrechens ist kaum weniger sorgfältig als die Charakterstudie des Nucky Thompson. Die Rolle der afroamerikanischen Bevölkerung in Atlantic City sowie der organisierten Kriminalität in Harlem wird ebenso behandelt wie die Bekämpfung des illegalen Alkoholhandels durch die Polizei und die Korruption in der Politik.
Mit der Figur des fanatischen Nelson Van Alden, der anfangs als Bundesagent gegen Nucky ermittelt und später selbst in die Welt der »Bootlegger« schlittert, wurde der schmale Grat zwischen den Methoden der Polizei und denen der Gangster auf beängstigende Weise in Szene gesetzt. Der Serie gelingt ein beispielloses Panorama der Prohibition und ein essentieller Beitrag zum Genre des Gangsterfilms. Dabei wird mal historisch genau, mal aus dramaturgischen Gründen fiktionalisiert oder elliptisch erzählt.
So wird auch die legendäre Konferenz in Atlantic City übersprungen bzw. ignoriert. Die 1931 – gegen Ende der Prohibition und damit sieben Jahre nach den Ereignissen der vierten Staffel – spielenden letzten acht Episoden handeln vielmehr davon, wie Nucky versucht, für die bevorstehende Aufhebung der Prohibition vorzusorgen und durch neue Geschäfte mit kubanischem Rum auf legale Weise Geld zu machen. Sein Weg aus der Kriminalität heraus wird kontrastiert mit Rückblenden, die von seinem Weg hinein erzählen. Als Kind wird er vom Commodore Louis Kaestner (der historische Commodore hieß Louis Kuehnle), dem mächtigsten Mann der Stadt, unter dessen Fittiche genommen, eine Figur, die in den ersten beiden Staffeln der Serie eine wichtige Rolle spielt. Wie so oft in neueren Serien, wird die Backstory der Figuren, warum sie das geworden sind, was sie sind, wesentlich ausführlicher erzählt, als das in Spielfilmen möglich ist. In keiner anderen Staffel wird das so konsequent durchgeführt wie in der letzten. Der Serie gelingt damit ein schlüssiger Abschluss; sie kann zudem mit Überraschungen von tiefster Tragik aufwarten.
»Boardwalk Empire« erzählt auf differenzierte Weise vom Aufstieg der Mafia im Amerika der Prohibitionszeit, von den jüdischen, italienischen, irischen und afroamerikanischen Gangstern, für die das Geschäft mit dem Alkohol eine Chance war, der Armut zu entgehen. Nachdem zum Ende der zweiten Staffel Nuckys junger Handlanger Jimmy Darmody erschossen worden und damit die wichtigste und interessanteste (fiktive) Figur neben Nucky aus der Serie genommen worden war, brauchte die Serie Zeit, um das aufzufangen. Die letzte Staffel bietet wieder beste und anspruchsvollste Unterhaltung.
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