Mexiko ist eines der wichtigsten Filmproduktionsländer in Lateinamerika und hat eine lange Tradition in sozialen Melodramen und Komödien. Eines der wichtigsten Themen des mexikanischen Films war immer die Familie, und besonders die gewünschte und nicht erwünschte Vaterschaft. Hier fließen Melodram und Komödie häufig ineinander.
»Die Kinder des Señor Noble« beruht auf dem Theaterstück »El gran calavera« von Adolfo Torrado Espada, das bereits 1949 zur Vorlage für Luis Buñuels gleichnamigen Spielfilm wurde und in Deutschland unter dem Titel »Der große Lebemann« bekannt wurde. Es geht um einen steinreichen Witwer, der, um seine dekadenten und missratenen Sprösslinge auf den rechten Weg zurückzubringen, plötzliche Armut vortäuscht und dadurch seine Kinder zum Arbeiten bringt. Denselben Weg geht 64 Jahre später auch der verwitwete Unternehmer Germán Noble (Gonzalo Vega). Seine erwachsenen Kinder Bárbara (Karla Souza), Javi (Luis Gerardo Méndez) und Cha (Juan Pablo Gil) geben sein Geld mit vollen Händen aus, sind aber nicht im Stande, ein Studium zu Ende zu bringen oder einer Arbeit nachzugehen. Dem Vater wird klar, dass er sich selbst viel zu wenig um seine Kinder gekümmert hat, und er zieht die Notbremse: Er fingiert seinen Kinder gegenüber den Zusammenbruch seines Firmenimperiums und die Verfolgung durch die mexikanische Steuerpolizei. Gemeinsam »flieht« er mit den Kindern in das Haus, von dem aus der Großvater einst den Reichtum der Familie erwirtschaftete und das mittlerweile so baufällig ist, dass Vater Noble und seine Kinder fast alles renovieren müssen. Gleichzeitig müssen Germans Kinder zum ersten Mal in ihrem Leben arbeiten – als Kellnerin, als Busfahrer und als kleiner Bankangestellter – und erleben die Welt so aus einer völlig ungewohnten Perspektive. Aber dann tritt eine Wende ein, die Germans ganzes »Erziehungsprogramm« zum Scheitern zu bringen droht und die Familie entzweien könnte. »Die Kinder des Señor Noble« ist eine dynamische Komödie mit wunderbaren Schauspielern und witzigen Dialogen, eine Satire auf eine dekadente Oberschicht, die aber niemals ideologisch oder bissig wird, sondern eher aus konservativer Sicht die ehrliche Arbeit und das familiäre Miteinander gegen den neureichen Standesdünkel propagiert.