Marc küsst Sieger. Und Sieger küsst Marc. Flüchtig, fast beiläufig, und schon ist der Moment vorbei. „Ich bin nicht schwul“, wird Sieger sagen, als er sich nach diesem Treffen verabschiedet. „Natürlich nicht“, wird Marc antworten. Aber egal was Sieger ist oder nicht ist, lange bevor ihm das selbst klar wird, erzählen uns Bilder und Musik, erzählen uns seine Blicke und seine Körpersprache: Wir sehen hier zwei „Jongens“ dabei zu, wie sie sich ineinander verlieben – und es ist beinahe so schön, als ob man dies selbst fühlen würde.
Man muss weder „queer“ noch 15 sein, um diesen komplizierten Tanz zu kennen, bei dem man sich ungelenk, unsicher und zögernd auf den anderen zu- und wieder wegbewegt, man ihn wie einen Planeten in elliptischen Bahnen umkreist, trotz wechselnder Entfernung immer im Anziehungsfeld. Ruhig und genau beobachtend inszeniert Mischa Kamp (u.a. „Winky will ein Pferd“, „Tony 10“) die flatternde Leichtigkeit und den pochenden Schmerz dieser ersten Liebe zwischen zwei Jugendlichen, die sich beim gemeinsamen Training für einen Sportwettkampf näherkommen. „Du und Marc...“, setzt Siegers bester Freund Stef sehr viel später nach einem Staffellauf an, „der Wechsel ging echt gut. Gutes Timing.“ Die Blicke, die Sprechpausen, die Mimiken der beiden verraten uns, dass Stef Sieger gerade etwas ganz anderes zu verstehen gibt. Ganz groß. Und wenn alles andere versagen würde, das natürliche Spiel der Darsteller, die präzise gesetzten Dialoge, die traumschönen Bilder oder der weiche Erzählfluss, dann wäre da immer noch der wundervolle Score von Rutger Reinders, der für eine subkutane Schmetterlingsinjektion sorgte. Ein Film zum Verlieben eben.