Es ist nicht leicht, ein Superheld zu sein. Spider-Man & Co können ein Lied davon singen. Stets der guten Sache verpflichtet, rücken eigene Bedürfnisse schnell an die letzte Stelle. Geplagt werden sie zudem von Identitätskrisen, Selbstzweifeln und Blessuren. Da geht es Antboy nicht anders: „Ich tue so viel für Middellund. Und was habe ich davon? Blaue Flecken!“, klagt er. Das alles nur, weil er als Zwölfjähriger von einer mutierten Ameise gebissen wurde. Seitdem ist er stark wie ein Riese, kann Wände hochklettern, mit seinem Urin Eisenschlösser durchätzen und es mit jedem Übeltäter in seinem Heimatstädtchen aufnehmen. Als ob man zu Beginn der Pubertät nicht schon genug mit sich selbst zu tun hätte, zumal wenn man ein schüchterner Junge wie Pelle Nøhrmann ist.
Der dänische Kinderfilm „Antboy“ (2014) erzählte die Geschichte eines Außenseiters, der lernt, zu sich selbst zu stehen. Immer auf Augenhöhe mit den jungen Zuschauern musste sich Pelle gegen zwei fiese Schulkameraden und den Bösewicht Floh behaupten. Der Erstling wurde in 35 Länder verkauft, und so wundert es wenig, dass die Fortsetzung gleich nachgeschoben wird. Nun ist Pelle ein Jahr älter, noch mehr Teenager und hin- und hergerissen zwischen seinem Verantwortungsgefühl als junger Supermann und seinem Wunsch, einfach nur Pelle Nøhrmann zu sein. Für die meisten ist er ein Held – sogar Fanartikel gibt es. Aber wer weiß schon, wer er wirklich ist? Nur seine Verbündeten Wilhelm und Ida. Sie verstehen auch, dass er wegen einer Verbrecherjagd manchmal zu spät zum Kino kommt und dann erschöpft einschläft. Zudem ist Pelle in seine beste Freundin verliebt. Ziemlich unglücklich sogar, denn seine Verpflichtungen als Antboy hindern ihn immer wieder daran, sich der „wunderbar duftenden“ Ida zu offenbaren. Und die scheint sich sowieso dem neuen Mitschüler zuzuwenden. Selbst Superkräfte helfen da nichts. Liebeskummer und Eifersucht schwächen jeden, und verletzte Gefühle können ungeahnte Folgen haben. Hinter der Titel gebenden „Red Fury“ verbirgt sich nämlich ein Mädchen, dem Pelle unwissentlich Unrecht getan hat und das nun rot sieht. Mit Hilfe einer Erfindung ihres spleenigen Vaters wird Maria zur skrupellosen Rächerin in eigener Sache: Antboy soll am eigenen Leib spüren, wie es ist, allein zu sein. Sie ahnt nicht, dass dies niemand besser weiß als Pelle.
Regisseur Ask Hasselbalch und sein Drehbuchautor konzentrieren sich im zweiten Teil stärker auf die widersprüchliche Gefühlswelt der Teenager und visieren damit ein ebenfalls älter gewordenes Publikum an. Entsprechend hat sich die Inszenierung verändert: Die Welt ist kälter und düsterer geworden, die Konfrontationen sind härter, die Bösen gemeiner. Pelle muss an fast schon zu vielen Fronten kämpfen: privat gegen seinen Nebenbuhler, als Antboy gegen Red Fury und alte Rivalen. Die Geschichte zerfasert dabei und schießt zuweilen übers Ziel hinaus, etwa wenn die fiesen Zwillinge, die Pelle schon im ersten Teil das Leben schwer machten, nun zu wahren Terrortypen mutieren. Auch wenn Pelle und seine Freunde voller Sympathie gezeichnet sind und Situationen oft mit Humor aufgelöst werden, verliert die Fortsetzung etwas an Charme und Leichtigkeit. Zugleich aber stellt sie die wichtige Frage, was einen wahren Helden ausmacht. Das versöhnt mit Unstimmigkeiten, zumal Antboy nicht auf die Zerstörung seiner Gegnerin setzt, sondern zeigt, dass es bessere Wege als Gewalt gibt.