Auf den ersten Blick sieht es so aus, als genösse Johnny Worricker (Bill Nighy) ein beneidenswertes Rentner-Dasein: Der alte Brite hat sich auf einer karibischen Insel zur Ruhe gesetzt, genießt im Schatten einer Palme am Strand ein gutes Buch und spielt nebenbei Babysitter für den Sohn einer Einheimischen, mit der er sich angefreundet hat. Zuschauer, die bereits »Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene« gesehen haben, wissen aber, dass der Schein trügt. Worricker ist nämlich mitnichten ein friedlicher Pensionär, sondern ein ehemaliger MI5-Agent, der nach seinem letzten Fall untertauchen musste, weil er in ein Wespennest politischer Intrigen gestochen und sich dabei mit niemand Geringerem als dem Premierminister (Ralph Fiennes) angelegt hatte. Entsprechend dauert es nicht lang, bis Worricker von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Ein dubioser Amerikaner (Christopher Walken), der sich bald als CIA-Agent entpuppt, erkennt ihn wieder und schlägt Worricker einen Deal vor: Er verspricht, den Briten nicht an seine Behörde zu verpfeifen; dafür soll Worricker ihm helfen, eine Gruppe dubioser US-Immobilienhaie in die Enge zu treiben. Diese haben auf zwielichtige Weise mit dem Bau von Anti-Terror-Gefängniscamps wie Guantanamo groß von der Regierung abkassiert und wollen nun in Hotels investieren, um das Geld zu waschen. In die Affäre ist auch ein britischer Geschäftsmann (Rupert Graves) verwickelt, für den eine alte Geliebte und Kollegin von Worricker (Helena Bonham Carter) arbeitet. Worricker lässt sich auf das brandgefährliche Spiel ein, in dem nicht nur wirtschaftliche und politische Mauscheleien eine Rolle spielen, sondern sich auch menschliche Abgründe auftun: Eine labile Frau (Winona Ryder), die mit den amerikanischen Geschäftsleuten angereist ist, hat ihre ganz eigenen Gründe, in der Affäre mitzumischen.
Wie schon Teil 1 versucht der britische TV-Film von David Hare gar nicht erst, mit Schauwerten à la »007« aufzutrumpfen, sondern verlässt sich ganz auf clevere Dialogszenen und ein Ensemble exzellenter Schauspieler, um in dieser Geheimagenten-Fabel Spannung zu erzeugen. Der Mikrokosmos rund um ein nobles Hotel auf einer Karibikinsel wird zur Arena, in der die Protagonisten scheinbar friedlich bei ein paar Drinks zusammensitzen, sich dabei aber gnadenlos taxieren und versuchen, im Interessen-Poker die Oberhand zu gewinnen. Im Mittelpunkt steht dabei einmal mehr der »old school«-Agent, der seine ganze Erfahrung und Klugheit dafür einsetzt, im Sumpf internationaler Geschäftemachereien und unlauterer Verstrickungen von Wirtschaft, Politik und Geheimdiensten ethische Werte nicht ganz untergehen zu lassen und gleichzeitig den eigenen Kopf zu retten. Von den »alten Männern«, die schamlos Strippen ziehen, um aus den Konflikten in der Post-9/11-Welt Profit zu schlagen, hat sich Worricker losgesagt – und mausert sich damit im zweiten Teil der als Trilogie angelegten Krimireihe zum eleganten britischen Outlaw à la »Bourne«, dessen Abenteuer zwar nicht actionreich, aber vergleichbar unterhaltend sind.