„All that love shit is complicated. “ Manchmal ist ein aus dem Zusammenhang gerissener Satz in der Lage, Thema und Stil eines Films besser zu beschreiben als detaillierte Erklärungen. Es sei dennoch versucht, etwas weiter auszuholen. „The F-Word“, ein kleiner kanadischer Film, der sich durch die Mitwirkung von Daniel Radcliffe eine gewisse Aufmerksamkeit zu sichern weiß, erinnert von fern an „Harry und Sally“
(fd 27 891). Es ist an sich keine schlechte Idee, die exemplarische romantische Komödie einer früheren Generation neu aufzupolieren. Dem Film liegt ein Bühnenstück zugrunde, „Toothpaste & Cigars“, und man merkt rasch die Herkunft. In „The F-Word“ wird geradezu pausenlos geredet. Aber dieses pausenlose, oft durch Unsicherheit und Verlegenheit motivierte Gerede definiert ja gerade, wieso der „love shit“ so kompliziert ist. Heutige junge Leute reden anders als damals Billy Crystal und Meg Ryan, und der Film erhält nicht zuletzt dadurch seine Daseinsberechtigung. (Man kann nur hoffen, dass die Synchronisation den Tonfall nicht verdirbt.)
Es ist eine Party, die Wallace (Radcliffe) und Chantry (Zoe Kazan) zusammenbringt. Er ist ein nach Toronto verschlagener Engländer, der sein Medizinstudium abgebrochen hat, sie eine einheimische Animatorin, von deren Talent der Film gelegentlich lustigen Gebrauch macht. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, wissen aber nicht, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollen. Sie erlaubt ihm, sie nach Hause zu bringen. Beim Abschied aber verkündet sie ihm, dass sie einen festen Freund hat. Nur um im selben Moment ihre Telefonnummer auf einen Zettel zu kritzeln. Mit dem Zettel zieht sich Wallace aufs Dach des schwesterlichen Hauses zurück und lässt ihn davonfliegen. Während er dem Stück Papier noch traurig nachblickt, verlebendigt sich ein Selbstporträt, das Chantry auf die Rückseite gezeichnet hat. Eigentlich sind alle weiteren Ereignisse nichts als Variationen dieser hübschen Szene. Was auch immer geschieht, es ändert sich lange Zeit nicht viel an der Beziehung zwischen Wallace und Chantry. Wie einst in „Harry und Sally“ profitiert der Film von den zahllosen Um- und Irrwegen, den wenig hilfreichen Ratschlägen wohlmeinender Freunde und den listigen Fallen, die schon von den Autoren des Bühnenstücks ausgetüftelt wurden.
Das Schwächste an „The F-Word“ ist das vorhersehbare Ende, auf das man aber gerne wartet, weil die bunte Mischung aus den hinter Burschikosität versteckten Gefühlen und dem oft absonderlichen Humor bei Laune hält. Der Film ist eine abwechselnd mal temperamentvolle, mal zartfühlende Mixtur, die nicht zuletzt von ihren lockeren Darstellern lebt. Radcliffe ist das Gegenteil eines Macho-Manns und in seiner ständigen Konsterniertheit und Zerbrechlichkeit eher ein Antiheld, während sich Zoe Kazan vom sprühenden Teenagertyp, der in solchen Filmen gemeinhin üblich ist, wohltuend unterscheidet. Wer Tiefgang erwartet, wird das Kino wohl enttäuscht verlassen. Aber wer mit improvisationsfreudiger Leichtigkeit zufrieden ist, sieht gern über die Leerstellen und geschmacklichen Ausrutscher hinweg, die einmal mehr beweisen, wie kompliziert es ist, eine romantische Komödie auf die Leinwand zu bringen, die in ihre Zeit passt.