In einem Festsaal, halb Diskothek, halb Revuetheater, findet eine große Hochzeitsfeier statt. Auf dem überschäumenden Höhepunkt wird die große Sahnetorte angeschnitten und dann wieder aus dem Raum getragen. Die Kamera folgt ihr aus dem goldenen Festambiente hinaus durch engere Flure bis hin in die Küchenräume, wo angespannt gearbeitet wird, fährt an den Köchen und Küchenhelfern vorbei bis in die Spülküche hinein.
Gleich zu Beginn gelingt es dem Regie-Duo Eric Toledano und Olivier Nakache mit dieser Kamerafahrt, die sozialen Schichtungen und Gegensätze einzufangen. Am untersten Ende der gesellschaftlichen Leiter steht, neben anderen Küchenhelfern, Samba, ein großer Mann aus dem Senegal, der sich seit zehn Jahren in Frankreich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und immer noch keine Aufenthaltserlaubnis besitzt. Nach dem Fest werden die Essensreste an die Helfer verteilt. Sambas Status soll sich bald ändern, eine Festanstellung steht in Aussicht. Frühmorgens stellt er sich deshalb in die lange Schlange vor der Ausländerpolizei, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Das aber wird ihm zum Verhängnis: Er landet im Abschiebeknast, direkt am Flughafen. Eine Flüchtlingsorganisation kommt ihm zu Hilfe. In der kargen Baracke begegnen sich der illegale Einwanderer Samba und die ausgebrannte Karrierefrau Alice zum ersten Mal. Alice hilft in der Flüchtlingsorganisation mit, um ihren „Burnout“ zu kurieren. Die Managerin ist an ihrer Arbeit gescheitert und leidet an Schlaflosigkeit. Bis Samba und sie sich allerdings näher kommen, ist es ein langer Weg.
„Heute bin ich Samba“ erzählt von einer sozialen Realität, die nicht nur in Frankreich anzutreffen ist: Illegale Einwanderer sind billige und willige Arbeitskräfte, je illegaler, desto billiger. Der Film begleitet Samba und seine Freunde auf ihre unterschiedlichen Arbeitsstellen, vom Straßenbau mit der Asphaltwalze über die Langeweile beim nächtlichen Wachschutz bis zum Reinigen der großen Glasfassaden an den Pariser Büropalästen. Arbeiten, die immer wieder von Polizeirazzien unterbrochen werden.
Der Film skizziert dieses Schattenleben in der Illegalität locker und leicht, aber nie frivol. Er erinnert vom Grundton her an die Klassiker des italienischen Humors, etwa an die Filme von Mario Monicelli, aber auch an britische Sozialkomödien oder das sozial engagierte Unterhaltungskino von Frank Capra. Den Regisseuren geht es um Gemeinsamkeiten trotz unterschiedlicher Lebensstandards, um die Suche nach Identität, das Leben mit falschen Identitäten oder die Frage nach der Bedeutung der Arbeit für den Lebensentwurf: „Du schuftest, du schickst Geld nach Hause und hast immer Angst, geschnappt zu werden“, klagt Samba. „Wir werden es richtig machen“, verspricht Sambas Onkel, „wir werden als Könige zurückkehren.“ Gegenpol und Ergänzung zu Samba ist neben seinem strengen Onkel der fröhliche Brasilianer Wilson, der in Wirklichkeit aus Algerien stammt. „Araber mag man hier nicht so gern“, Brasilianern aber öffnen sich die Herzen der Frauen wie auch die Türen der Behörden.
„Heute bin ich Samba“ besticht in erster Linie durch sein Schauspielerensemble, das die gesellschaftlichen und sozialen Gegensätze in sich vereint: der ruhige, etwas gehemmte Samba wird von Omar Sy verkörpert, Charlotte Gainsbourg spielt Alice als hypernervöse Geschäftsfrau, den falschen Brasilianer gibt Tahar Rahim und die durchsetzungsfähige Flüchtlingshelferin Izïa Higelin. Die Handlung wird überdies durch zahlreiche Nebenfiguren bereichert. Dank einer klugen Dramaturgie, die durch Nebenepisoden und überraschende Wendungen dem Film das Vorhersehbare nimmt, hält die Inszenierung die schwierige Balance zwischen komischen und tragischen Momenten. Gut gemachtes Unterhaltungskino über drängende soziale Fragen.