Vor knapp 20 Jahren ließ Andreas Steinhöfel in seinem etwas sehr anderen Weihnachtsroman „Es ist ein Elch entsprungen“ den sprechenden Elch Mr. Moose nach einem Unfall mit dem Weihnachtsmannschlitten ins Leben einer kleinen Familie krachen – wo er später mit seinen Gastgebern, einer alleinerziehenden Mutter und ihren beiden Kindern, im Fernsehen den Kino-Klassiker „Casablanca“ genoss. „Ich bin bewegt“, sagte Mr. Moose. Jetzt, in der mittlerweile zweiten Verfilmung des Romans (nach "Es ist ein Elch entsprungen", Dt. 2005), schaut sich der Elch mit seinem menschlichen Freund, dem Jungen Max, „Harry Potter“ an. „Ein bisschen unglaubwürdig, oder?“, mäkelt er, Max stimmt ihm zu – und schlägt stattdessen lieber „Star Wars“ vor. So haben sich die Details im Lauf der Jahre zwar aktualisiert, auch mag sich dabei die Sichtweise ein wenig verschoben haben, doch im Kern funktioniert Steinhöfel wunderbar „schräge“ Geschichte um einen verunsicherten Jungen zur Weihnachtszeit immer noch zeitlos. Max leidet unter der Trennung seiner Eltern, der Vater ist erst kürzlich mit „der Neuen“ weggezogen, sodass er nun mit seiner selbstbewussten Mutter und der „hochbegabten“ Schwester Kiki zusammenlebt und bei beiden keinen leichten Stand hat. Fast glaubt man, dass nur noch ein Wunder die Verstörtheit des sensiblen Einzelgängers heilen kann, da tritt dieses in Gestalt des abstürzenden Mr. Moose tatsächlich ein. Damit nicht genug: Im Schlepptau von Max’ zum Fest anreisenden Oma taucht der Weihnachtsmann höchstpersönlich auf, um Moose zurückzuholen – und um schockiert festzustellen, dass Moose das magische Flugpulver abhandengekommen ist: Kein Pulver, kein Schlittenflug, folglich keine Geschenke und kein Weihnachtsfest. Nur Max weiß, dass der grantige, schießwütige Nachbar Panneman die Kostbarkeit an sich genommen hat. Doch will Max dieses Wissen überhaupt preisgeben? Jetzt, wo er endlich einen Freund (und Ersatzvater) gefunden hat? Es gehört schon eine Portion Mut dazu, sich zu entscheiden und sich der Situation zu stellen, doch am Ende wächst Max in dem immer turbulenteren Abenteuer über sich hinaus und findet, was er so dringend braucht: ein neues Selbstbewusstsein. Als veritables Schnee-Märchen mit amüsanten Gags, witzigen Wendungen und einer gehörigen Portion Spannung entwickelt sich die Geschichte stets auf Augenhöhe mit seinem kindlichen Protagonisten. Immer wieder drückt die Inszenierung dabei geschickt auf die Bremse, um die Fabel nicht allzu sehr zu veräußerlichen, sondern auch den stillen und nachdenklichen Momenten gebührend Platz einzuräumen. So stellt sich auf „magische“ Weise Harmonie ein: Schnell nimmt man die unterhaltsame Weihnachtsfantasie, den sprechenden Elch, das Flugpulver und den Weihnachtsmann als „real“ an und kann sich unter dieser Voraussetzung ganz auf die einfühlsam-poesievolle Geschichte um Max und seine Sehnsucht nach einem Vater, einer Familie, Loyalität und Freundschaft einlassen.