An knackigen Slogans besteht kein Mangel, um James Brown zu beschreiben: „Mister Dynamite“, „Minister of Super Heavy Funk“, „Godfather of Soul“, „Soul Brother No.1“ und natürlich „The Hardest Working Man in Showbusiness“ – Brown war eine der schillerndsten Figuren der amerikanischen Unterhaltungsindustrie, ebenso widersprüchlich wie einflussreich. „Seine Musik war gleichermaßen verschwitzt und komplex, diszipliniert und wild, lustvoll und sozial bewusst“, stand 2006 in einem Nachruf in der New York Times zu lesen, und niemand kam in den 1960er- und 1970er-Jahren an ihm und seiner treibenden, kraftvollen und akrobatisch dargebotenen Funk Musik vorbei. Bis heute ist sein Einfluss auf den schwarzen Soul ungebrochen. Dabei fungierte er als Held der Arbeiterklasse, der mit dem Ausruf „Say it loud, I’m black and proud“ das Selbstbewusstsein der Schwarzen stärkte, wie auch als Kapitalist, der Rundfunk- und Fernsehsender, Musikverlage und Künstleragenturen besaß.
Es ist geradezu unmöglich, in zweieinhalb Stunden diesen Mann in all seinen Facetten, Widersprüchen und Neuerfindungen zu greifen. Deshalb muss man Regisseur Tate Taylor zugute halten, dass er in „Get on up“ zumindest einen Eindruck von der Einzigartigkeit und Wandlungsfähigkeit der Soul-Legende gibt. Das ist auch ein Verdienst des Hauptdarstellers Chadwick Boseman, der Browns Manierismen – seinen wiegenden Gang, energetische Tanzschritte, hechelnder Gesang – verinnerlicht hat, ohne sie nachzuahmen.
Der Film beginnt 1988 mit James Browns Verhaftung durch die Polizei (nach einer kuriosen Autoverfolgungsjagd) wegen unerlaubten Waffenbesitzes und fächert dann Browns Biografie auf. Aufgewachsen in einem Holzverschlag in South Carolina, nach der Trennung der Eltern weitergereicht an seine Tante, die in Augusta, Georgia, ein Bordell führte. Dazwischen immer wieder Szenen als Schuhputzer, Boxer und Einbrecher. 1956, mit 23 Jahren, dann seine erste Plattenaufnahme: „Please, please, please“. Dabei schneidet der Film vor und zurück: Nach einem Konzert im Vorprogramm der Rolling Stones 1964 springt die Handlung ins Jahr 1949, als Brown wegen Diebstahls von der Polizei verhaftet wird. Nach einem Konzert 1968 in Vietnam, als Brown schon ein umjubelter Star war, blendet die Regie zurück in die Kindheit. Ein nur scheinbares Durcheinander, das ganz aus der Perspektive Browns erzählt ist (gelegentlich spricht er den Zuschauer direkt an) und seine sprunghafte Erinnerung nachahmen soll.
Ein Hauptaugenmerk des Films liegt dabei auf der Musik. Boseman gelingt es, historische Konzerte wie im Boston Garden 1968 oder im Olympia in Paris 1971 lebendig nachzuempfinden und ihre Energie auf die Leinwand zu übertragen. Dass der Regisseur einige negative Seiten Browns ausspart oder nur andeutet, etwa seine Gewalttätigkeit gegenüber Frauen, riesige Steuerschulden und ein Imperium aus Sendern und Agenturen, ist aber ein Manko, das einem ausgewogenen Gesamtbild des Künstlers zuwiderläuft.