Jungs gegenüber ist Mia sehr schüchtern – so als hätte sie Angst, dass ihr Leben durcheinander geriete. Umso überraschter ist sie, als Adam, Gitarrist und Frontmann einer Rockband und darum bei allen Mädchen beliebt, ausgerechnet sie anspricht. Denn Mia liebt klassische Musik und spielt Cello. Ihr größter Wunsch: auf der Juilliard School, der renommiertesten Musikschule der USA, angenommen zu werden, auch wenn sie dafür ins 3000 Meilen entfernte New York ziehen muss. An dem Tag, an dem der Bescheid kommen soll, macht Mia mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder einen Ausflug in die verschneiten Berge. Auf der spiegelglatten Straße kracht ihr Auto in ein anderes. Während Mias bewusstloser Körper mit dem Krankenwagen ins Hospital gefahren wird, erhebt sie sich plötzlich wie eine Mischung aus Geist und Doppelgänger vom Unfallort und beobachtet, was mit ihr und ihrer schwerverletzten Familie geschieht.
Dieser Abstecher ins Fantastische erfüllt zwei Funktionen. Zum einen fungiert Mias Geist als Erzähler, der in Rückblenden ihre problematische Beziehung zu Adam auffächert, zum anderen wird hier der Konditionalsatz des Filmtitels wörtlich genommen und diskutiert. Mia ist eine junge Frau zwischen Leben und Tod. „Wenn ich bleibe“, wofür lohnte es sich dann zu leben? Das ist, nüchtern betrachtet, eine Konfliktstellung ohne Konflikt. Denn als Cellistin, die zu Großem berufen ist, muss sich Mia um ihren Lebenssinn keine Sorgen machen. Doch Mia hat, das enthüllen von nun an die unordentlich eingestreuten, zeitlich nicht immer festzumachenden Rückblenden, Adam von ihrer Bewerbung für Juilliard nichts erzählt. Zutiefst verletzt zieht sich Adam zurück und geht mit seiner Band, die in immer größeren Clubs spielt, auf Tour.
Nach dem Roman von Gayle Forman etabliert Regisseur R.J. Cutler zunächst griffige Gegensatzpaare, die den zentralen Konflikt stützen und verstärken: Klassik gegen Rock, Mauerblümchen gegen Mädchenschwarm, Einsamkeit gegen Geselligkeit, Familie gegen Karriere. Cutler bricht die Dinge des Lebens auf starke Kontraste herunter, um sein eigentliches Anliegen herauszustreichen. Ihm geht es um den Wert der Familie, ihren Schutz und ihren Zusammenhalt. Ein Themenkomplex, der sich auch in der Entscheidung von Mias Vater spiegelt, seine Karriere als Schlagzeuger in einer Rockband aufzugeben und nur noch für seine Kinder da zu sein.
Eine andere emblematische Szene feiert bei einem Barbecue mit Freunden, Verwandten und Weggefährten aus wilden Zeiten die Geselligkeit. Natürlich darf Mia mit ihrem Cello, das sie immer für ein Soloinstrument gehalten hatte, zum Folksong am Lagerfeuer beitragen: Gemeinsam macht Musik mehr Spaß. Die Inszenierung ist in ihren filmischen Mitteln häufig überdeutlich. Egal ob ein Studium an Juilliard oder das unabhängige Leben als Rockmusiker: seine Träume zu verwirklichen, wird in diesem Film zunächst bestraft. Das ist als Essenz sehr konservativ, zumal die Lebenswirklichkeit mit beruflicher Mobilität und anschließender Familienplanung inzwischen eine ganz andere ist. Trotzdem vermeidet der Regisseur jegliche Sentimentalität, die sonst für das Genre, etwa in den zahlreichen Nicholas-Sparks-Verfilmungen, so typisch ist. Dem Verlust geliebter Menschen durch einen tragischen Unfall stellt er anspruchsvoll und feinfühlig die Unsicherheit einer Teenagerromanze mit Zukunftssorgen und Versagensängsten gegenüber. Bis zum Schluss lässt er den Zuschauer im Unklaren, ob sich Mia für oder gegen das Leben entscheiden wird.