Drei US-Marines schlagen sich durch irakisches Wüstengebiet; die Szenerie ist fremd und lebensfeindlich; bis sie auf eine altertümliche Katakombe stoßen, in die die sie eindringen. Die notdürftig mitgefilmte Aktion findet ein jähes Ende in Schreien, Kämpfen und – Schwarzbild.
Noch bevor „Erlöse uns von dem Bösen“ richtig begonnen hat, ist ein Mysterium etabliert. Zwar nimmt sich Drehbuchautor und Regisseur Scott Derrickson lange nicht so viel Zeit wie William Friedkin in „Der Exorzist“
(fd 18 987), um das Böse im Mittleren Osten zu verorten, aber die Analogie ist offensichtlich. Nicht jene von einer platten „Achse des Bösen“, die irgendwo in der Gegend zwischen Euphrat und Tigris ihren Ausgang nimmt, sondern eine ungleich ältere, die wesentlich weiter zurückreicht, in Zeiten, als das Böse in seiner Urform geboren wurde. Jenes Böse, das Menschen seither immer wieder als Wirt benutzt, wie auch hier, im Jahr 2014, in New York City.
Vier Jahre nach dem fragmentarischen Prolog ist ein NYPD-Sergeant mit einem jungen Kollegen durch die Bronx unterwegs. Meistens nachts, an schmuddeligen, abstoßenden Orten des Verbrechens. Der bedächtige, stets um Kontrolle bemühte Cop ist in den letzten Wochen an seine Grenzen gelangt. Immer häufiger trägt er die negativen Emotionen mit nach Hause, zu Frau und Tochter. Die jüngsten Fälle geben ihm schwere Rätsel auf. Eine Mutter hat ihr Kind im Zoo ins Raubtiergehege geworfen. Einfach so. Oder eine Familie, die aus Angst vor etwas Unbestimmten in ihrem Keller nicht mehr außerhalb des Wohnzimmers schlafen will. Der siebte Sinn des Polizisten, der in schon häufig auf die Spur der Täter geführt hat, scheint ihm überdies makabre Streiche zu spielen. Hängen die Fälle zusammen? Indizien, etwa übermalte fremdartige Schriftzeichen, scheinen darauf hinzuweisen. Auch taucht an den Tatorten, oder in Begleitung von Betroffenen, regelmäßig ein Priester namens Joe Mendoza auf. Verdächtige sind schnell ausgemacht. Sie führen zu einer Gruppe von US-Marines, die 2010 im Irak waren. Jene Einheit, die dort auf die Katakomben stieß.
Es dauert eine Weile, bis der Film offenbart, was hier eigentlich gespielt wird. Ein Krimi mit einem scheinbar zusammenhanglosen Anfang, dessen Zeichen sich allmählich zu einer monströsen Exorzismus-Geschichte verdichten. Der Horrorthriller entwickelt seine unheimliche Kraft dabei ganz aus seiner Inszenierung heraus. Er besitzt wie einst „Der Exorzist“ besonnene Darsteller, die in der Lage sind, eine gewisse Ernsthaftigkeit zu vermitteln. Trotz nicht ausbleibender Stereotype kann man das, was passiert, über weite Strecken nachvollziehen. Bis der Dämon identifiziert ist und der Exorzismus vorgenommen wird, stören erstaunlich wenig grelle oder platte Bild- und Toneffekte die unheimliche Grundstimmung des Films. Der Showdown ist dann zwar nicht sonderlich hilfreich, die Frage nach Herkunft und Funktion des absolut Bösen zu klären; für eine intensive Horrorerfahrung mit Gänsehaut und nachklingender Angst vor den Dämonen im Keller reicht es indes allemal, und das befördert „Erlöse uns vom Bösen“ in die Oberliga des Genres.