Wie der Titelheld Detective Dee Fakten erfasst, wie er Schlüsse zieht und kombiniert, macht ihn zu einem chinesischen Verwandten von Sherlock Holmes. Nur dass es in den Fällen, mit denen er es zu tun bekommt, selten mit rechten Dingen zugeht: Während sich bei Holmes scheinbar übernatürliche Erscheinungen wie der »Hund von Baskerville« stets als Täuschung entpuppen, muss sich Dee mit echter Magie rumschlagen. In dem antiken China, in dem er seinem Handwerk nachgeht, haben die Naturgesetze wenig Bedeutung. Was nicht heißt, dass nicht auch hier des Menschen schlimmster Feind am Ende immer die Missgunst und Machtgier seiner Mitmenschen ist. Der Film liefert ein Prequel zu »Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen« (2010): Kaiserin Wu (Carina Lau), deren Krönung den historischen Hintergrund von Teil 1 abgab, ist hier noch eine Thronanwärterin; Dee selbst (diesmal verkörpert von Mark Chao) ein junger Mann, der versucht, im Jahre 665 in der Hauptstadt der Tang-Dynastie Mitglied der kaiserlichen Sicherheitstruppe zu werden. Dort herrscht Unruhe, weil eine ganze Flotte dahingerafft wurde: Es heißt, ein Seedrache würde vor der Hafenstadt sein Unwesen treiben. Um das Wesen zu befrieden, soll ihm eine Kurtisane geopfert werden. Dee stößt in dieser angespannten Situation bei seinen Versuchen, bei der Sicherheitstruppe akzeptiert zu werden, auf einen wenig freundlichen Empfang, schafft es aber, sein Können bald unter Beweis zu stellen: Er findet heraus, dass dubiose Gestalten vorhaben, die Kurtisane aus dem Tempel des Seedrachens zu entführen, und kann dies verhindern – und ist damit auch schon mittendrin in der Aufklärung einer gewaltigen Intrige. Für Dees logische Deduktionen interessiert sich Tsui Hark bei deren Auflösung primär, weil sie ihm einen Aufhänger für kreative visuelle Umsetzungen des Denkprozesses liefern. Sein Film ist vor allem ein Rausch an Raumerlebnissen, an prächtigen Kulissen, leuchtenden Farben, schönen Menschen und ästhetisierten Bewegungschoreografien – sei es bei der Inszenierung von Dees gedanklicher Bewegung, bei Massenszenen oder bei den Kampfszenen. Diese liefern keine harte Action, sondern transformieren die Körper in biegsame, schwerelose Kunstwerke, die mit dem Gegner, mit den Räumen, mit den Requisiten einen tödlichen Tanz tanzen. Dank dieser schieren Schönheit, der auch der für chinesische Fantasy-Spektakel derzeit typische, aseptisch-künstliche Look der Computeranimationen wenig Abbruch tut, und dank der Abschmeckung des Epos mit humorvollen Auflockerungen und romantischen Akzenten gerät Harks zweiter Dee-Film zum schönen Beweis, das die Regielegende aus Hongkong ihr Handwerk nicht verlernt hat.