Ein weißes Gorilla-Baby begeistert die Besucher des Zoos von Barcelona, wird aber von seinen Artgenossen verstoßen. Zusammen mit einem roten Panda bricht der Albino-Affe aus, um sich von einer Zirkushexe helfen zu lassen, die sein Fell „färben“ soll. Dabei wird er von einem dubiosen Grafen verfolgt, der sein Herz als Glücksbringer für sich haben will. Mixtur aus verniedlichter Animationswelt und Realfilm, die ihre Botschaft von Toleranz durchaus geschickt mit einer Verfolgungsjagd verbindet und mit gewitztem Slapstick unterhält. Das Set-Design lässt dabei liebevoll das Jahr 1966 aufleben.
- Ab 8.
Flöckchen
Animation | Spanien 2011 | 93 Minuten
Regie: Andrés G. Schaer
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Filmdaten
- Originaltitel
- FLOQUET DE NEU
- Produktionsland
- Spanien
- Produktionsjahr
- 2011
- Produktionsfirma
- Ajuntament de Barcelona/Axencia Galega das Industrias Culturais
- Regie
- Andrés G. Schaer
- Buch
- Amèlia Mora · Albert Val
- Kamera
- Sergi Bartrolí
- Musik
- Zacarías M. de la Riva
- Schnitt
- Álex de Molina
- Darsteller
- Clàudia Abate (Wendy) · Pere Ponce (Luc de Sac) · Elsa Pataky (Die Magierin des Nordens) · Joan Sullà (Leo) · Rosa Boladeras (Anna)
- Länge
- 93 Minuten
- Kinostart
- 19.06.2014
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 8.
- Genre
- Animation | Kinderfilm
Heimkino
Mixtur aus verniedlichter Animationswelt und Realfilm, die ihre Botschaft von Toleranz geschickt mit einer Verfolgungsjagd verbindet und mit gewitztem Slapstick unterhält.
Diskussion
Abseits der Norm lebt es sich schwer. Vor allem, wenn sich die eigene Haut- bzw. Fellfarbe von der anderer abhebt. Im Dschungel von Äquatorialguinea hätte das weiße Wollknäuel in Gorilla-Gestalt, das im Wohnzimmer von Paulas Eltern mit seinen eisblauen Kulleraugen aus der Transportkiste lugt, schlechte Karten. Genauso wie Paula, die auf dem Schulhof nicht beim Fußball mitkicken darf, weil sie ein Mädchen ist. Sie tauft den kleinen Albino-Affen, den ihr Vater von einer Forschungsreise mitgebracht hat, „Schneeflöckchen“ und tobt mit ihm durch die Wohnung.
Eine realistische Begegnung von Mensch und Primat im Eigenheim, wie ihn jüngst der tricktechnisch aufwändige „Planet der Affen: Prevolution“ (fd 40 608) unternahm, kann und will Andrés G. Schaers spanischer Kinderfilm dabei gar nicht stemmen. Die Darstellung von Flöckchen gehorcht eher einer verniedlichten Comic-Ästhetik denn einer Realistik, die sich im Glanz der Augen oder am Strich der Fellhärchen festmachen ließe.
Kinder dürfte dieses etwas altmodische „Einbrechen“ der pixeligen Tiere in den Realfilm kaum stören. Zumal es in „Flöckchen“ bald um ganz lebensechte Gefühle geht, mit denen sie vielleicht selbst schon konfrontiert wurden. Nicht der Mensch, sondern der Affe ist des Affens größter Feind. Flöckchen verschlägt es nämlich dorthin, wo er als Außenseiter noch schlechtere Karten hat als im Dschungel: Zusammengepfercht mit seinen Artgenossen, wird der Zoo zur wahren Schule des Lebens, als der Albino der schwarz gefärbten Familie eines cholerischen Gorilla-Papas ins Nest gesetzt wird, der ihn mit einer Mischung aus Misstrauen und Ignoranz vorsorglich isoliert. Obwohl oder gerade weil Flöckchen durch seine Andersartigkeit das Herz der Zoobesucher und auch das von Rons hübscher Tochter Ndengue gewinnen kann – und doch schon bald um sein eigenes Herz fürchten muss, als der obskure Graf du Sac aus der Sackgasse 13 von Flöckchens Existenz Wind bekommt. Denn das Herz eines weißen Gorillas gilt laut Amulett-Enzyklopädie als „todsicherer“ Glücksbringer.
Flöckchens erstes „großes Abenteuer“ entwickelt sich in Folge als aufregende Jagd durch den Großstadtdschungel von Barcelona, über die Dächer und durch den Park Güell, befeuert vom Wunsch nach Veränderung, die einer Assimilation gleichkommt: Flöckchen und ein roter Panda aus dem Nachbargehege, der sich als „Panther im Geiste“ und deshalb im falschen Körper reinkarniert fühlt, brechen aus dem Zoo aus, um auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt Flöckchens Fell bei einer Hexe „umfärben“ zu lassen. Verfolgt werden sie dabei von Graf du Sac, dem wiederum Paula und ihr verknallter Mitschüler Leo dazwischenfunken, die sich ihrerseits Sorgen um Flöckchens Verbleib machen. Zur kindgerecht rasanten Verfolgungsjagd gesellt sich kinderaffiner Slapstick, der vor allem in der charmanten Zeichnung des Bösewichts du Sac zündet, dessen Pechsträhne so dick ist wie der Elefantenzahn, auf den er bisher all seine Hoffnungen setzte.
Konsequent und auch für Kinder leicht verständlich, bleibt die Kommunikation der beiden Spezies dabei strikt getrennt: Ein Kameraschwenk, und die ausgefeilte Rhetorik der Gorillas verwandelt sich aus der Perspektive der menschlichen Figuren in aufgeregtes Quietschen und Brüllen. Paula und Flöckchen vertrauen sich ohnehin blind.
Der Trickfilm-Gorilla mag dabei zwar eine Ausgeburt der Pixel sein, doch eine des Kopfes ist er nicht. Schließlich beherbergte der Zoo von Barcelona im Jahr 1966 tatsächlich den einzigen bisher bekannten Albino-Gorilla, dessen Popularität und tragisches Ende an das Schicksal des Berliner Eisbären Knut erinnert. Das erlaubt einen vom Set-Design liebevoll in Szene gesetzten, sonnendurchfluteten Ausflug in diese Zeit, wobei Flöckchens Notlage eher an düstere Nachrichten aus Afrika erinnert, wo Körperteile von Menschen mit Albinismus als „Glücksbringer“ gelten.
Die Vehemenz, mit der das „Anders ist Trumpf“ hier beworben und im Abspann nochmal besungen wird, lässt hoffen, dass den jungen Zuschauer vielleicht schon jetzt der Umkehrschluss gelingt, dass in der Weltgeschichte oft genug Weiß die Norm der Mächtigen war, dass also nicht eine weiße, sondern eine schwarze Haut den Ausschluss nach sich zog. Bei Flöckchens großem Abenteuer sind die Affen- und Menschenkinder auf der Leinwand zumindest jetzt schon die Vertreter einer besseren Zukunft, deren Forderung nach „Farbenblindheit“ nicht unerhört bleibt.
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