Ein visuell betörendes Kaleidoskop über die gefiederten Bewohner der Lüfte. Regisseur Hans-Jürgen Zimmermann reiste durch die Bundesländer und suchte zehn Orte aus, an denen er bemerkenswerte Ansammlungen einheimischer wie zugereister Vögel mit der Kamera beobachtet. Der unaufgeregte Off-Kommentar vermittelt viele aufschlussreiche Informationen, doch allzu bald stellt sich dabei ein Gefühl konzeptueller Planlosigkeit ein. Ein weiteres Werk aus der Reihe von Naturfilmen, die in erster Linie schön anzusehen sind.
- Ab 12.
Deutschlands wilde Vögel
Dokumentarfilm | Deutschland 2013 | 107 (24 B./sec.)/103 (25 B./sec.) Minuten
Regie: Hans-Jürgen Zimmermann
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2013
- Produktionsfirma
- APZ Medienproduktion
- Regie
- Hans-Jürgen Zimmermann
- Buch
- Hans-Jürgen Zimmermann
- Kamera
- Hans-Jürgen Zimmermann · Uwe Moldenhauer
- Musik
- Hans G. Belz
- Schnitt
- Ralf Brings
- Länge
- 107 (24 B.
sec.)
103 (25 B.
sec.) Minuten - Kinostart
- 10.10.2013
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm | Tierfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Man könnte es verwegen nennen, mit welcher Verve dieser Film in den ersten drei Minuten durchstartet. Der Cutter legt sich ins Zeug, als gelte es, für einen der jung-dynamischen Musiksender im Fernsehen zu produzieren. Der Komponist lässt keine Hundertstelsekunde ohne Note und schwingt sich und den kaum noch wahrnehmbaren Off-Kommentar in emotionale Höhen, als gelte es, den Auftritt des amerikanischen Präsidenten während einer Alien-Invasion vorzubereiten. Schließlich kommt auch noch der Autor, Regisseur und Kameramann Hans-Jürgen Zimmermann selbst ins Bild und verkündet zwischen all den überwältigenden Naturclips, dass er herzlich ins Reich der wilden Vögel einlade.
Wenn dann endlich der Vorspann überstanden ist und sich sowohl Bildsprache als auch der erzählerische Duktus aus dem Off eher wieder Richtung gediegener Naturdokumentation beruhigen, fragt man sich beim Luftholen, wohin der Film eigentlich will. Im Entree war die Rede von Vögeln, die sich (aufgrund der Klimaveränderung?) in Deutschland neu angesiedelt haben. An zehn Orte will der Naturfilmer entführen und Erstaunliches und Seltenes enthüllen. Im angenehm informativen, die Aufmerksamkeit nicht überstrapazierenden audiovisuellen Singsang berichtet der Film dann in wohlabgestimmten Bildern und Worten von der einheimischen Vogelwelt. Man huscht in den Lebensraum der letzten Großtrappen und erfährt, dass die Tiere scheu seien, sich kaum aussagekräftige Bilder machen lassen, sie aber mit gut 19 Kilo Lebendgewicht die schwersten flugfähigen Vögel der Welt wären. Und das bei uns in Deutschland! Faszinierende Tiere fürwahr, denen man gerne sehr viel näher gekommen wäre – und zudem gerne gewusst hätte, wie viel denn eigentlich ein Condor oder ein Albatros im Vergleich dazu wiegt. Aber schon eilt der Film weiter zum nächsten Ort mit wundersamen Vögeln. Etwas später kommen dann auch die angekündigten „Gäste“ aus fernen Welten. Sittiche, die aus heimischen Käfigen entwischt sind und sich seither, des teutonischen Winters trotzend, entlang des Rheins vermehrt haben. Man erfährt, wo man die putzigen Tierchen am besten beobachten kann und dass sie im Herbst und im Frühjahr besonders hübsch anzusehen sind, weil ihr schreiend grünes Federkleid dann nicht mit dem Grün der Bäume verschmilzt. Während andere Dokumentationen dies zu Gedanken über die Klimakatastrophe und die damit in Deutschland einfallenden „Invasoren“ nützen würden, geht es hier schon weiter zu den nächsten Vögeln in Nord, Süd, West oder Ost; bis sich am Ende alles in ein paar mahnende Worte über die zu schützende Umwelt in Wohlgefallen auflöst.
Das ist schade, denn so bleibt nicht viel außer einigen Schlaglichtern und dem Vorspann, dem einzigen wilden Moment in diesem Film.
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