Drama | Deutschland/Frankreich/Israel 2011 | 115 (24 B./sec.)/111 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Eran Riklis

Ein israelischer Basketball-Trainer kehrt in den 1980er-Jahren in seine Geburtsstadt Frankfurt zurück, um die deutsche Nationalmannschaft für Olympia zu qualifizieren. Dabei durchstreift er auch jenes Viertel, in dem er aufwuchs, und lernt eine Türkin kennen, die auf der Suche nach ihrem Mann nach Deutschland gekommen ist. Anspruchsvolles, in der Hauptrolle hervorragend gespieltes Drama, das die Historie mit persönlicher Geschichte verbindet und Themen wie Schuld und die Bürde der Vergangenheit diskutiert. - Sehenswert ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Frankreich/Israel
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Egoli Tossell Film/Topia Comm./Fidélité Films
Regie
Eran Riklis
Buch
Gidi Maron · David Akerman · Eran Riklis
Kamera
Rainer Klausmann
Musik
Cyril Morin
Schnitt
Tova Ascher
Darsteller
Danny Huston (Max Stoller) · Mark Waschke (Axel) · Amira Casar (Deniz) · Max Riemelt (Thomas) · Hanns Zischler (Franz)
Länge
115 (24 B.
sec.)
111 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
30.05.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Ascot Elite (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Ascot Elite (16:9, 1.85:1, dts-HDMA engl./dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Max Stoller (Danny Huston) hat das Unmögliche möglich gemacht: Als Basketballtrainer führte er 1979 die Mannschaft von Maccabi Tel Aviv zur Europameisterschaft. Nun soll er noch einmal ein Wunder vollbringen: ausgerechnet das deutsche Nationalteam für Olympia qualifizieren. So kehrt der 42-Jährige nach mehr als 30 Jahren nach Frankfurt zurück, in die Stadt, in der geboren wurde. Der öffentliche Unmut in Israel prallt an ihm ab, ebenso das Unverständnis seiner Mutter. Schon bei seiner Ankunft am Flughafen bestürmen ihn die Reporter mit Fragen zum Holocaust, nicht zum Sport. Stoller gibt vor, nur für den Basketball zu leben. Doch die Früchte seiner Arbeit bereiten ihm keine Freude; nichts scheint ihn zu berühren. Der Umgang mit den deutschen Spielern gestaltet sich schwierig – nicht nur, weil Stoller sich weigert, Deutsch zu sprechen, sondern auch, weil sie seine taktischen und technischen Vorgaben nicht umsetzen können oder wollen. Zum Rädelsführer wird dabei der Mannschaftskapitän Thomas (Max Riemelt) – bis ihn Stoller suspendiert. Dann durchstreift der Trainer jene Straßen der Stadt, in denen er groß geworden ist. Dabei lernt er die Türkin Deniz (Amira Casar) und ihre 13-jährge Tochter kennen, die in der ehemaligen Wohnung der Stollers leben. Deniz ist auf der Suche nach ihrem verschwundenen Mann nach Deutschland gekommen. Stoller beschließt, ihr zu helfen. Dabei gräbt er auch in der eigenen Vergangenheit und lüftet das Geheimnis um die Verhaftung und Ermordung seines Vaters durch die Gestapo. Der israelische Regisseur Eran Riklis ist in Deutschland vor allem durch „Die syrische Braut“ (fd 36 970) und „Lemon Tree“ (fd 38 908) bekannt geworden, die sich dezidiert mit Israel und seinem Verhältnis zu den Nachbarländern auseinander setzen. Mit „Die Reise des Personalmanagers“ (fd 40 777) hat Riklis dann seine Heimat verlassen. Sein neuer Film basiert auf der wahren Begebenheit des Basketball-Coaches Ralph Klein, der 1983 Trainer der deutschen Nationalmannschaft wurde. Vor diesem Hintergrund erzählt Riklis eine Geschichte um Schuld und Vergangenheit, über die Gräuel des Holocaust und ihre Folgen, die noch immer das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland bestimmen. Stoller fühlt sich wie ein Fremder in dem Land, in dem er geboren wurde. Die Inszenierung rekonstruiert das Deutschland der 1980er-Jahre dementsprechend mit einem düsteren Set-Design, das mit seinem Grauschleier die unangenehmen Assoziationen, die in Stoller geweckt werden, zusätzlich unterstreicht. Die Darstellung durch Danny Huston passt sich dem an. Er spielt den Trainer sehr zurückgenommen, fast verschlossen und unbeteiligt, charismatisch zwar, aber auch immer mit einem Hauch des Rätselhaften und Unergründlichen. Dieser Mann ist noch nicht mit sich im Reinen. Stoller fühlt sich für den Tod seines Vaters verantwortlich – ein Trauma, das er nie bewältigte. Nun muss er erkennen, dass sein Leben auf einem Betrug aufgebaut ist. Die Beschäftigung mit Vater-Beziehung zieht sich auch bei anderen Figuren, etwa Deniz’ Tochter, als starkes, stets wiederkehrendes Motiv durch den Film; der Vater von Thomas, ein Wehrmachtssoldat, hat sich sogar das Leben genommen. Väter sind abwesend, sie stehen für unausgesprochene oder ungelöste Konflikte, für die Bürde der Vergangenheit. Um Basketball geht es dabei nur am Rande; zwischendurch gerät das Thema, dramaturgisch recht ungeschickt, sogar komplett aus dem Focus oder wird mit Allgemeinplätzen wie „Ich bin hier, um zu gewinnen, nicht um zu verlieren“ umschrieben. Fast scheint es, als habe sich Riklis für die sportlichen Erfolge gar nicht interessiert. Sein Hauptaugenmerk gilt vielmehr der Charakterstudie eines Mannes, der zur Suche nach sich selbst gezwungen wird.„Playoff“ verbindet so, trotz seiner Schwächen, anspruchsvoll und tiefschürfend Historie mit persönlicher Geschichte.
Kommentar verfassen

Kommentieren