Auch Juwelendiebe gehen irgendwann in Rente, und weil Frank, früher einer der besten seines Fachs, immer vergesslicher und eigenbrötlerischer wird, bräuchte er eigentlich rund um die Uhr Hilfe. Doch seine Frau hat ihn bereits vor langer Zeit verlassen, seine Tochter Madison kümmert sich lieber um die Menschen in der Dritten Welt und ist ständig unterwegs, sein Sohn Hunter, der um die Ecke wohnt, hat genug mit sich selbst zu tun, mal abgesehen davon, dass er seinen Vater nicht sonderlich mag. Immerhin ist Hunter so großzügig, Frank einen humanoiden Pflege-Roboter zu schenken, der den Haushalt schmeißt und sogar sprechen und kochen kann. Frank ist entsetzt. Der blecherne Kerl geht ihm gehörig auf die Nerven, zumal er auf die Zubereitung gesunder Mahlzeiten und den Erhalt tadelloser Ordnung programmiert ist. Frank geht lieber in die Bibliothek, natürlich um Bücher auszuleihen, aber auch um mit der Angestellten Jennifer zu flirten. Doch es gibt schlechte Nachrichten: In der nahen Zukunft, in der der Film spielt, werden Bücher nur noch digital abgespeichert und ausgeliehen. Irgendwann dämmert Frank, dass man so einen Roboter auch in die hohe Kunst des Schloss- und Safe-Knackens einweihen könnte. Denn niemand hat die Maschine mit moralischen Grundsätzen, mit dem Unterscheiden von Gut und Böse ausgestattet. Ihre erste gemeinsame Beute ist eine alte Ausgabe von Don Quixote aus der Bücherei. Danach plant Frank den ganz großen Coup: Die Villa des Software-Magnaten, der die Digitalisierung der Bücherei vorangetrieben hat, lockt verführerisch.
In Zeiten, in denen Roboter aus der Industrie, etwa der Herstellung von Autos, aber auch aus so wertfreien Beschäftigungen wie Fußballspielen (jedes Jahr wird in einem anderen Land der Robocup ausgetragen) nicht mehr wegzudenken sind, entwirft Regiedebütant Jake Schreier ein ebenso glaubwürdiges wie originelles Szenario. Dabei folgt er mit leisem Humor den Gesetzen des Buddy Movies: Ein Mann und eine Maschine, die sich zunächst fremd bleiben, nähern sich an, um an einem Strang zu ziehen. Das Drehbuch lässt in einem klugen Schachzug offen, ob Robot Frank wirklich versteht und sich über die moralische Verwerflichkeit ihres Tuns im Klaren ist. „Ich bin kein Mensch“, sagt er einmal, um seine Grenzen bezüglich Verantwortung, aber auch menschlichen Gefühlen und Werten abzustecken; und doch findet Schreier ein Filmende voll emotionaler Kraft. Denn: Einen Komplizen verrät man nicht – auch wenn er eine Maschine ist. Dass Frank ein schlechter Vater und Ehemann gewesen sein muss, erfährt man eher am Rand. Schreier unterspielt die melodramatischen Aspekte und konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Mensch und Maschine; auch die Science-Fiction-Elemente haben ihn kaum interessiert. Schmale Autos, allgegenwärtige Roboter, fortschreitende Digitalisierung und große Skype-Bildschirme – mehr braucht es nicht, um eine nahe Zukunft zu entwerfen. Darüber hinaus leiht im Original Peter Sarsgaard Robot seine Stimme und weckt Erinnerungen an HAL 9000 und „2001 – Odyssee im Weltraum“
(fd 15 732). Das eigentliche Plus des Films ist die Darstellung Franks durch Frank Langella, einen von Hollywoods profiliertesten Schauspielern. In einer Mischung aus trockenem Humor und sparsamer Körpersprache verleiht er dm alt gewordenen Juwelendieb, der es noch einmal wissen will, Kontur und macht die Spannbreite zwischen vergesslich und spitzfindig glaubwürdig deutlich.