Vier Jahre nach „Madagascar 2“
(fd 39 032) hängen der Löwe Alex, das Zebra Marty, das Nilpferd Gloria und die Giraffe Melman noch immer in Afrika fest, obwohl sie nichts sehnlicher wünschen, als endlich wieder in ihrem heimischen Zoo in New York City eingesperrt zu sein. Ihre neuen Freunde, die vorlauten Lemuren und die erfinderischen Pinguine Skipper, Private, Kowalski und Rico, haben sich hingegen längst nach Monte Carlo abgesetzt, um dort ein Casino um seine Barschaft zu erleichtern. Da hilft nur eins: Alex und seine Kumpel müssen hinterher, um später mit der Pinguin-Airline über den Atlantik zu fliegen. In Monte Carlo entspinnt sich ein Riesen-Tohuwabohu, sehr zum Unwillen der örtlichen Polizei. Besonders die französische Ermittlerin Chantal DuBois legt einen manischen Eifer an den Tag, das tierische Quartett dingfest zu machen. Mit riesiger Oberweite, dickem Hintern, eckiger Nase und dünnen Beinen ist sie deutlich als Karikatur angelegt, doch man sollte sie nicht unterschätzen: Schon von weitem erschnüffelt sie ihre Widersacher und macht sich dann mit raubtierhafter Geschicklichkeit an die Verfolgung. Alex & Co. flüchten auf einen Güterzug, der zu einem Wanderzirkus gehört, den der russische Tiger Vitaly leitet. Dank der Fürsprache einer eleganten Jaguar-Dame dürfen die Zootiere beim Zirkus mitmachen, und so zuckelt der Zug zunächst nach Rom, dann über die Alpen nach London. Ihnen immer noch auf den Fersen: Chantal DuBois.
Schneller, höher, weiter: Die Regisseure haben dem „Madagascar“-Franchise nicht nur eine dritte Dimension hinzugefügt, überhaupt ist alles lauter, bunter, frenetischer und rasanter geraten. Turbulente Verfolgungsjagden und fantastische Zirkusaufführungen beeindrucken und schüchtern auch ein wenig ein, angesichts der Brillanz und der Farbenpracht der Bilder, der Schnelligkeit der Handlung, den rasanten Ortswechseln, dem spektakulär-verblüffenden 3D. Der Humor und der Charme der ersten beiden Teile sind dafür ein wenig zurück genommen, was vor allem am sparsam dosierten Wortwitz liegt. Die Figuren rufen sich nur noch Befehle zu oder reagieren panisch auf den Unbill, der an der nächsten Ecke wartet. Die charakterlichen Konturen, die in den Vorgängerfilmen prägnant herausgearbeitet wurden, verwischen. Dafür konzentriert sich die Inszenierung vor allem auf die Energie und Artistik der Geschichte. Schon die Verfolgungsjagd in Monte Carlo mit ihrer Zerstörungswut und DuBois’ Besessenheit erinnert an den Irrwitz eines Tex Avery. Nicht mehr zu übertreffen ist die Aufführung im Zirkus von London, wo die Tiere ein unglaubliches artistisches Feuerwerk abbrennen, so als wollten sie die Abschlussfeier der Olympiade übertreffen. Wie hier die Figuren nahezu schwerelos den Raum durchmessen, mit schwindelerregenden Sprüngen und atemberaubenden Trapez-Stunts, die 3D effektvoll nutzen, dazu verfolgt von einer agilen, taumelnden Kamera, wie sie nur der Animationsfilm ermöglicht – das sucht seinesgleichen. Kaum in den Central Park zurückgekehrt, dämmert den Freunden dann, dass das Leben außerhalb des Zoos zwar gefährlicher, aber aufregender und lebenswerter ist. Wohin es sie wohl als nächstes ziehen wird?