Dokumentarfilm über die massive Hetzkampagne gegen Homosexuelle in Uganda, wo homophobe Gruppierungen ein verschärftes Anti-Homosexuellen-Gesetz durchsetzen wollen. Widerstand kommt von den "Kuchus", der ugandischen LGBT-Community, deren Aktivisten großen Gefahren ausgesetzt sind. Der aufwühlende Film zeigt beide Seiten der "sexuellen Politik" in Uganda, den Widerstand der "Kuchus" wie auch die Attacken homophober Mitglieder von Presse und religiösen Gruppen. (O.m.d.U.)
- Ab 16.
Call Me Kuchu
Dokumentarfilm | USA/Uganda 2012 | 90 (24 B./sec.)/87 (25 B./sec.) Minuten
Regie: Katherine Fairfax Wright
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Filmdaten
- Originaltitel
- CALL ME KUCHU
- Produktionsland
- USA/Uganda
- Produktionsjahr
- 2012
- Produktionsfirma
- Malika Zouhali-Worral/Katherine Fairfax Wright
- Regie
- Katherine Fairfax Wright · Malika Zouhali-Worrall
- Buch
- Katherine Fairfax Wright · Malika Zouhali-Worrall
- Kamera
- Katherine Fairfax Wright
- Musik
- Jonathan Mandabach
- Schnitt
- Katherine Fairfax Wright
- Länge
- 90 (24 B.
sec.)
87 (25 B.
sec.) Minuten - Kinostart
- 20.09.2012
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Im Oktober 2010 titelte die ugandische Wochenzeitung „Rolling Stones“ „100 Pictures of Uganda’s Top Homos Leak“, daneben prangte in gelben Lettern die Aufforderung: „Hang Them“. Veröffentlicht wurden nicht nur Bilder und Namen von 100 überwiegend zwangsgeouteten Mitgliedern der lesbischen, schwulen, bisexuellen und Transgender-Community von Uganda, sondern auch deren Wohnadressen. Die Hetzkampagne war beispiellos innerhalb der publizistischen Geschichte Ugandas, ist aber kaum ein Einzelphänomen. Bis heute versuchen christlich-religiöse Gruppen, ein verschärftes Anti-Homosexuellen-Gesetz durchzusetzen, das Haftstrafen für Homosexuelle sowie Denunziationen vorsieht, in „schweren Fällen“ sogar die Todesstrafe fordert. Widerstand gegen die staatlich sanktionierte und religiös geschürte Homophobie kommt allein von der ugandischen LGBT-Community selbst, die ihren Aktivismus unter extrem gefährlichen Bedingungen betreibt; immerhin befürworten 95 Prozent der Bevölkerung den Anti-Homosexuellen-Gesetzesentwurf. Nur Bischof Senyono steht ihnen zur Seite. Für seine öffentliche Parteinahme wurde er aus der Anglikanischen Kirche ausgeschlossen; inzwischen betreibt er ein Beratungszentrum.
Die Filmemacherinnen Katherine Fairfax Wright und Malika Zouhali-Worrall dokumentieren in ihrem Film beide Seiten der „sexuellen Politik“ in Uganda: den Widerstand der „Kuchus“, wie sich die Mitglieder der versteckt lebenden LGBT-Community in Uganda nennen, aber auch die Attacken der homophoben Mitglieder von Presseorganen und religiöser Gruppen. Begleitet werden LGBT-Aktivisten und -Aktivistinnen, darunter der charismatische David Kato, der als sich erster Mann öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte. Sein sexuelles Erwachen erlebte Kato spät, im Alter von 28 Jahren fern von zu Hause, in Südafrika. Es gibt kaum jemand in der Community, der nicht Gewalt und Verfolgung am eigenen Leib erfahren hat; ebenso wie in 36 anderen Ländern Afrikas ist Homosexualität auch in Uganda nach bestehenden Gesetzen illegal. Stosh etwa wurde von einem engen Freund vergewaltigt, als zwangserzieherische Maßnahme mit dem Ziel, ihre lesbische Orientierung zu „korrigieren“ – ein traumatische Erlebnis, dem ein Suizidversuch folgte. „Call me Kuchu“ ist dennoch keine einseitige Opfererzählung: Der Film vermittelt auch das Gefühl innerer Freiheit, das mit dem Ausleben der vormals unterdrückten Sexualität einhergeht, den kollektiven Zusammenhalt der Bewegung, die sich trotz Repression und extremer Marginalisierung weiter zur Wehr setzt, vor Gericht zieht und ihren Kampf erfolgreich zu einem „topic“ des internationalen, auch medialen Interesses gemacht hat. Gewiss sind die Möglichkeiten, die eigene Sexualität in Uganda offen zu leben, äußerst begrenzt, dennoch existieren selbsterrichtete Freiräume; so veranstaltet die Community jährlich den „Miss Kuchu“-Contest, bei dem die schillerndste Drag-Performance prämiert wird. Eine eher am Rand fallende Bemerkung kann dabei gar nicht deutlich genug herausgestellt werden: nämlich dass die Geschichte der Homophobie in Uganda auch ein Kapitel des Kolonialismus bzw. Postkolonialismus ist. Schließlich wurde die Kriminalisierung von Homosexualität von den kolonialen Mächten nach Afrika importiert, wo sie sich im Kanon von Gesetzen und Moralvorstellungen festgesetzt hat. Im heutigen Uganda wird das homophobe Klima erneut von westlichen Einflüssen geschürt: Evangelikale Prediger aus den USA konstruieren bei ihren Gastauftritten bevorzugt das Bild einer sich gefährlich ausbreitenden quasi-mafiösen Vereinigung, die unschuldige Kinder „rekrutiere“ und in die Homosexualität zwinge. Noch während der Dreharbeiten wurde David Kato brutal ermordet; seine religiös-fanatischen Gegner nutzten seine Beerdigung für homophobe Propaganda. Unter dem Druck internationaler Proteste von Regierungen und Menschenrechtsorganisationen wurde der umstrittene Gesetzesentwurf vorläufig zurückgezogen; seit Februar 2012 liegt er erneut dem Parlament vor.
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