Eine deutsch-türkische Familie gewinnt im Lotto, wodurch es zu Reibereien kommt. Während die aus der Türkei stammenden Eltern in der alten Heimat ein Hotel kaufen wollen, sucht der überassimilierte ältere Bruder mit seiner deutschen Frau in Deutschland eine größere Wohnung. Der jüngere will eine junge Frau für sich gewinnen und gerät dabei in allerlei Turbulenzen. Amüsante schwarze Komödie auf den Spuren des Märchens vom "Hans im Glück", die zwar bisweilen episodisch etwas zerfasert, gleichwohl als tragikomischer Kommentar zu kultureller Identität, divergierenden Lebensträumen und Illusionen unterhält. (Teils O.m.d.U.)
- Ab 12.
Luks Glück
Komödie | Deutschland 2010 | 89 (24 B./sec.)/86 (25 B./sec.) Minuten
Regie: Ayse Polat
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- intervista Digital Media/PunktPunktPunkt Filmprod./ZDF (Das kleine Fernsehspiel)
- Regie
- Ayse Polat
- Buch
- Ayse Polat
- Kamera
- Patrick Orth
- Musik
- machnixingang · Alain Monnet · Piet Abele
- Schnitt
- Marty Schenk
- Darsteller
- René Vaziri (Luk) · Aylin Tezel (Gül) · Kida Khodr Ramadan (Cem) · Sumru Yavrucuk (Luks Mutter) · Sinan Bengier (Luks Vater)
- Länge
- 89 (24 B.
sec.)
86 (25 B.
sec.) Minuten - Kinostart
- 28.06.2012
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Luk, ein 29-jähriger Türke, springt jauchzend durch ein blühendes Rapsfeld. Soeben hat er einen Anruf erhalten und spürt, dass sich sein Leben jetzt von Grund auf ändern wird. Ein Traum hat sich für ihn erfüllt: Luks Familie, die Eltern und beide Söhne, haben Lotto gespielt und gewonnen. Aber die strahlenden Sieger lernen schnell, dass man, selbst wenn sich alle Wünsche erfüllen, nicht unbedingt wunschlos glücklich wird, zumal Luk und seine Familie ganz unterschiedliche Wünsche haben: Der Vater möchte sich von dem Gewinn ein Hotel in der Türkei kaufen, die Mutter ist damit einverstanden, doch der ältere Sohn möchte für sich, seine deutsche Frau und die zwei Kinder eine größere Wohnung haben. Der Jüngste indes will einfach anders werden, denn mit Luk ist nicht viel los. Im Chat präsentiert er sich noch ganz passabel, aber die digitale Scheinwirklichkeit zerplatzt beim ersten Date, wenn ihn die Frauen wirklich sehen. Luk ist der klassische Pechvogel, ein Eigenbrötler mit wenigen Freunden; in seiner Familie ein schwarzes Schaf. Seine Eltern, türkische Einwanderer der ersten Generation, haben sich nicht mehr viel zu sagen, aber ganz besonders geht ihm sein überintegrierter Bruder Murat auf die Nerven. Auf seinem Handy hat er ihm als Klingelton den nörgeligen Ausruf „Ruhe, die Nachbarn“ zugeordnet.
Zwischen dem Heimweh der Eltern und dem Vernunft betonten, assimilierten Bruder hat Luk nie seinen Platz im Leben gefunden; er lebt in einer leicht verwahrlosten Hamburger Neubauwohnung, manchmal kommt die Mutter zum Saubermachen. Nicht einmal die Wahrsagerin kann im Kaffeesatz irgendeine schöne Zukunft für ihn entdecken – einen Elefanten sagt sie dem ratlosen jungen Mann voraus. Dann gibt es in Luks Leben noch die schöne Krankenschwester Gül. Sie gefällt ihm, aber er traut sich nicht so richtig. Als er sie auf einer Hochzeit als Sängerin erlebt, findet er sein Ziel: Mit dem Geld aus dem Lottogewinn will er Gül zur bekannten Sängerin machen, die alten Liebeslieder mit HipHop verbinden.
In ihrem dritten Spielfilm erzählt Ayse Polat von einer Reise zwischen Hamburg, Istanbul und Kappadokien, wobei tragikomisch Sehnsüchte und Lebenslügen, Illusionen und ganz große Träume ins Visier genommen werden. „Luks Glück“ ist das alte und immer wieder anrührende Märchen von einem, der alles gewinnt und Stück für Stück wieder verliert. Luk fährt in die Türkei, vorgeblich um mit seinen Eltern ein Hotel zu kaufen; in Wahrheit aber will er einen Videoclip für und mit Gül produzieren. Helfen soll ihm dabei sein Vetter Cem in Istanbul, und der bringt ihn mit dem eigenartigen Musikmanager Ali Öztürk zusammen. Um die Arbeit am Musikvideo entfaltet sich ein skurriler „Film im Film“ – über Dreharbeiten, bei denen alles schief geht, was nur schief gehen kann: Die Primaballerina kann eigentlich nur Yoga, die Tänzer kommen nicht und werden durch ungelenke Dorfbewohner ersetzt, schließlich wird auch noch der Kran defekt. Derweil müssen immer noch die ahnungslosen Eltern bei guter Laune gehalten werden. Aber am Ende kommt alles anders als erwartet. „Luks Glück“ ist eine schwarze Komödie über eine türkische Familie und eine folgenreiche Rückkehr in die alte Heimat. Sie jongliert mit alt bekannten Klischees deutscher und türkischer Mentalität, wird dabei aber weder zum Klamauk noch zur harmonischen Integrationshymne. Ayse Polat inszeniert die Familiengeschichte weniger optimistisch als andere deutsch-türkische Komödien wie „Almanya“ (fd 40 333) oder „Evet, ich will!“ (fd 39 492); in seiner etwas rauen Art erinnert der Film eher an „Soul Kitchen“ (fd 39 644), eine andere Komödie aus Hamburg. Manchmal zerfasert die Erzählung im Anekdotischen, und am Schluss vermeidet der Film zwischen Träumen und Visionen ein klares Ende. Ob Luk aus seinem ständigen Scheitern doch noch Glück erwächst? Zumindest läuft der Elefant, der doch noch in einer anatolischen Traumlandschaft in Luks Leben tritt, nicht durch den Porzellanladen.
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