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Komödie | Deutschland 2010 | 101 Minuten

Regie: Yasemin Samdereli

Als der kleine Enkel türkischer Einwanderer nachfragt, ob er und seine in Deutschland lebende Familie denn nun türkisch oder deutsch seien, wird dies für den vielköpfigen Clan zum Anlass, seine Familiengeschichte aufleben zu lassen. Zugleich soll eine Reise in die einstige anatolische Heimat der Großeltern alte Bande stärken. Einfallsreiche, mit vielen Rückblenden und surrealen Exkursen jonglierende Komödie, die satirisch und mit liebevollem Augenzwinkern deutsch-türkische bzw. türkisch-deutsche Vorurteile und Klischees aufs Korn nimmt, um die alltagstaugliche Lebbarkeit einer multikulturellen Identität zu feiern. (Kinotipp der katholischen Filmkritik) - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Roxy Film
Regie
Yasemin Samdereli
Buch
Nesrin Samdereli · Yasemin Samdereli
Kamera
Ngo The Chau
Musik
Gerd Baumann
Schnitt
Andrea Mertens
Darsteller
Vedat Erincin (Hüseyin, alt) · Fahri Yardim (Hüseyin, jung) · Lilay Huser (Fatma, alt) · Demet Gül (Fatma, jung) · Rafael Koussouris (Cenk)
Länge
101 Minuten
Kinostart
10.03.2011
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regie-/Drehbuch-Teams Nesrin und Yasemin Samdereli sowie ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Concorde/Eurovideo (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt. & türk., dts dt.)
Verleih Blu-ray
Concorde/Eurovideo (16:9, 2.35:1, dts-HD dt. & türk.)
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Diskussion
Fatih Akin hat weibliche Konkurrenz bekommen. Das Debüt der türkischstämmigen Schwestern Samdereli lässt sich sehen, zumal sie ihr Ziel, den Radius des multikulturellen Heimatfilms um eine weitere Perspektive zu erweitern, nie aus den Augen verlieren. Von Zweifeln oder künstlerischen Ambitionen keine Spur. Ihr Kino soll vor allem unterhalten und dabei eine festgefahrene Integrationsdebatte entkrampfen. Wie schon Ali Samadis Ahadis Komödie „Salami Aleikum“ (fd 39 384) dreht ihr tragikomischer Pointenreigen die Erwartungshaltung um und blickt auf die deutschen Verhältnisse aus der Sicht der Einwanderer, ein bewährter Trick, den schon Montesquieu in seinen „Persischen Briefen“ anwendete. Die genüsslich ausgestellten Vorurteile beider Seiten über die jeweils abweichenden Sitten und Gebräuche der anderen lassen keinen Zweifel daran, dass die Schwestern diese Phase der interkulturellen Konfrontation hinter sich gelassen haben und Selbstironie zu ihrer emotionalen Grundausstattung gehört. Mitten im Wirtschaftswunder kommt Hüseyin Yilmaz 1964 wie Hunderttausende anderer Arbeitswilliger aus Anatolien ins Ruhrgebiet. Die Ehrung zum Millionsten „Gastarbeiter“ am 10. September 1964 verpasst er nur, weil er seinem Nachbar in der Schlange den Vortritt lässt. Die Frau zieht mit den drei Kindern nach und staunt über den deutschen Schlager, die Toiletten und die kehlkopfbetonte Sprache, schwere Schweinefleischgerichte, Weihnachtsrituale und überhaupt die barbarische Religion, in deren Mittelpunkt ein brutal gekreuzigter und blutender Mann steht. Vier Jahrzehnte später fragt der sechsjährige Enkel beim Opa nach, nicht zuletzt wegen seiner deutschen Mutter und fehlender Türkischkenntnisse, ob er nun Deutscher oder Türke sei. Grund genug für den neuerdings vom Türkenstolz heimgesuchten Besitzer eines deutschen Passes, seine Großfamilie zum ersten Besuch in Anatolien zu überreden, zumal es ein Häuschen zu besichtigen gilt, das er für seine Nachfahren gekauft hat. Für die deutsch-türkischen Töchter und Söhne ist das Land allerdings eine bedrohlich unterentwickelte Fremde, weshalb sich mancher tütenweise mit deutschen Medikamenten eindeckt, um den unliebsamen Aufenthalt zu überstehen. Archivmaterial und Rückblenden wechseln sich ohne Ambition nach tiefer gehenden Einblicken mit Animationen, Traumszenen und einer schnörkellos vorangetriebenen Gegenwartshandlung ab. Mit leichtfüßiger Ironie und gelegentlicher Nachdenklichkeit verhandelt die Comedy-Burleske vor der Folie der Generationen sich vielfältig verzweigende Lebensentwürfe, Fragen nach Identität und Zugehörigkeit. Dass der Film das Stadium der Integrationsdebatte vor die Sarrazin-Phase zurückdreht, ist ihm hoch anzurechnen. Es ist noch nichts entschieden, so die Bilanz des Films, die deutsch-türkische Community mitten im Wandel und der von der „German Angst“ herbeilamentierte Untergang der Nation noch nicht in Sicht.
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