Dokumentarfilm | Deutschland/Israel 2010 | 100 Minuten

Regie: Marcus Vetter

Der Regisseur Marcus Vetter erzählt von dem während der Dreharbeiten zu seinem Dokumentarfilm "Das Herz von Jenin" (2008) entstandenen Projekt, ein seit 20 Jahren leer stehendes Lichtspieltheater in der palästinensischen Stadt Jenin zu sanieren und als kulturelle Begegnungsstätte auszubauen. Seine Dokumentation überzeugt dabei durch die sympathische Hartnäckigkeit der Initiatoren, durch charismatische Protagonisten sowie ihre humanitäre Botschaft, während die eher an ein Fernsehfeature erinnernde Machart mitunter zu Redundanzen und (politischen) Unschärfen neigt. (Teils O.m.d.U.) - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
CINEMA JENIN
Produktionsland
Deutschland/Israel
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Boomtown Media/Filmperspektive/Cinephil/SWR/BR/NDR/ARTE/Senator Film Prod./Yes TV
Regie
Marcus Vetter
Buch
Marcus Vetter
Kamera
Aleksei Bakri · Mareike Müller · Marcus Vetter
Musik
Avi Balleli · Sven Kaiser
Schnitt
Saskia Metten
Länge
100 Minuten
Kinostart
06.06.2024
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Senator/Universum (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Senator/Universum (16:9, 2.35:1, dts-HD dt.)
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Diskussion
Es war einmal ein kleines Land, in dem das Kino blühte: Seit 1950 wurden in Palästina 300 Spielstätten eröffnet, unter ihnen auch das „Cinema Jenin“. Das existierte bis ins Jahr 1987; kurz nach Beginn der ersten „Intifada“ wurde es als eines der letzten palästinensischen Kinos geschlossen. Bei den Dreharbeiten zu „Das Herz von Jenin“ (fd 39 276) kam der deutsche Dokumentarist in die Stadt und lernte nicht nur den Protagonisten Ismael Khatip sowie den Übersetzer Fakri Hamad kennen, sondern ließ sich auch von der Idee begeistern, das leer stehende Kino als Ort der Völkerverständigung wieder aufzubauen. Denn im Gefolge der Intifada war ein normales Leben mit Kino und Unterhaltung nahezu unmöglich geworden. Außer dem „Freedom Theatre“ – dessen Leiter noch vor Fertigstellung von „Cinema Jenin“ auf offener Straße ermordet wurde – und einem kleinen Orchester existieren in der 35.000-Einwohner-Stadt keine kulturellen Einrichtungen. Von Anfang an begleiteten Vetter und seine beiden Co-Bildgestalter das Projekt der Wiederöffnung mit der Kamera: „Alles sah aus, als ob es unmöglich wäre. Das ganze Kino war voll mit Tauben; wegen der Asbestverseuchung konnte man es nicht ohne Atemschutz-Maske betreten.“ Stilistisch ist „Cinema Jenin“ ein persönliches filmisches Tagebuch, das in seiner Reportagehaftigkeit eher an ein zu lang geratenes Fernsehfeature erinnert. Vieles wirkt wie zufällig eingefangen, korrespondiert weder mit der vorangehenden noch mit der nachfolgenden Szene. So gibt es Redundanzen und Leerstellen; gerne würde man beispielsweise erfahren, mit welchen Filmen das Kinoprojekt seinen „Friedensauftrag“ erfüllen will. Aber es gibt auch charismatische Protagonisten wie den altgedienten Vorführer, der die verrotteten Projektoren wieder zum Laufen brachte und die Träume aus Licht auf die Leinwand zaubert. Bis es soweit ist, dokumentiert der Film den beschwerlichen Weg der Initiatoren durch den Dschungel der palästinensischen Selbstverwaltung, erzählt von der Skepsis und den (politischen) Vorurteilen, die ihnen begegnen; aber auch von der Hilfsbereitschaft, die das Projekt auslöste: Dutzende Freiwillige aus aller Welt strömen herbei, um unentgeltlich ein Haus neben dem Kino als Gästehaus zu sanieren und das Kino wieder aufzubauen. Als dem Projekt die Gelder auszugehen drohten, drang man bis zum palästinensischen Präsidenten vor und konnte Roger Waters, Mitbegründer der Rock-Gruppe „Pink Floyd“, als Unterstützer gewinnen; Mittel kommen auch vom Auswärtigen Amt. Eine Delegation aus Brandenburg, mit Ministerpräsident Matthias Platzeck an der Spitze, bringt eine Solaranlage als Gastgeschenk – und für Augenblicke verwandelt sich „Cinema Jenin“ in einen Werbefilm deutscher Entwicklungs- und Filmförderungshilfe. Dann aber kehrt der Film wieder zu seiner Botschaft zurück, dass Kultur die Gräben zwischen den verfeindeten Parteien überwinden kann. In der eindringlichsten Szene des Films verbittet sich ein Diskussionsteilnehmer im vollbesetzten Kino vehement, dass einer der auf der Bühne sitzenden Initiatoren eine Pistole trägt: Frieden schaffe man nicht mit Waffen. Neben diesem unüberhörbaren Appell ist „Cinema Jenin“ in seinen besten Momenten auch eine Hommage an das Kino. Welchem Cineasten geht angesichts eines solchen Vertrauensbeweises in die humanistische Kraft des Kinos nicht das Herz auf – auch wenn der (Film-)Verstand etwas unterfordert ist?
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