Der Mönch

Horror | Spanien/Frankreich 2011 | 101 Minuten

Regie: Dominik Moll

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts avanciert ein spanischer Kapuzinermönch, der einst als Findelkind aufgenommen wurde, zum charismatischen Heilsbringer, bis mysteriöse Begebenheiten dunkle Kräfte in seiner Seele wecken. Eine visuelle wie klanglich brillante, zudem vorzüglich gespielte Adaption eines frühen Meisterwerks der "Gothic Novel". Die teuflische Seite des Stoffs wird dabei zugunsten der durchaus noch vorhandenen romantischen und tragischen Facetten untergewichtet. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LE MOINE | EL MONJE
Produktionsland
Spanien/Frankreich
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Diaphana Films/Morena Films/En Monje La Pelicula/Estrategia Audiovisual/France 3 Cinéma
Regie
Dominik Moll
Buch
Dominik Moll · Anne-Louise Trividic
Kamera
Patrick Blossier
Musik
Alberto Iglesias
Schnitt
François Gédigier · Sylvie Lager
Darsteller
Vincent Cassel (Capucin Ambrosio) · Déborah François (Valerio) · Joséphine Japy (Antonia) · Sergi López (Wüstling) · Catherine Mouchet (Elvire)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Horror
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein ausführliches "Making of" (33 Min.).

Verleih DVD
Ascot/Elite (16:9, 2.35:1, DD5.1 frz./dt.)
Verleih Blu-ray
Ascot/Elite (16:9, 2.35:1, dts-HDMA frz./dt.)
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Diskussion
Seine Herkunft ist ebenso mysteriös wie jene Gewitternacht, an der man auf den Stufen des Madrider Kapuzinerklosters einen Säugling fand. Ende des 18. Jahrhunderts ist aus dem Findelkind aber Pater Ambrosio geworden, der für seine Gottesfürchtigkeit und Disziplin geachtet weithin wird. Die Elite der Stadt versammelt sich und lauscht gebannt seinen Predigten. Besonders der weibliche Teil der Gemeinde ist gebannt angesichts der charismatischen Ausstrahlung des Mönchs und der Erbaulichkeit seiner Worte. Doch hinter den Klostermauern lebt Ambrosio ein Leben voller Selbstzweifel und Schmerzen. Mit ihm werden auch die Klosterbrüder von dunklen Vorahnungen gequält, dass möglicherweise der Teufel vor den Mauern sein Unwesen treibe. Als ein vermeintlich verunstalteter, durch eine Maske geschützter Novize wider besseres Wissen ins Kloster aufgenommen wird, nimmt das Unheil seinen Lauf. Gegenüber Ambrosio offenbart er sich als Matilda, die nicht nur dem Gotteswort des Mönchs verfallen ist. Seit Anbeginn der fantastischen Literatur erfahren die Kirche und die Versuchung ihrer Repräsentanten durch das Böse eine intensive Aufarbeitung. Matthew Gregory Lewis’ erstmals 1796 veröffentlichter Roman ist ein frühes Beispiel dieser Literatur und gilt als wichtiger Vorläufer der „schwarzen Romantik“, die sich später erfolgreich u.a. in den Werken der Schwestern Brontë wiederfindet. Das Buch erregte seinerzeit besonders wegen seiner blasphemischen Passagen immenses Aufsehen; bereits zwei Mal wurde es adaptiert, doch weder „Der Mönch und die Frauen“ (fd 20 248) noch „The Monk“ (fd 29 786) gelang es, den Schauder der „Gothic Novel“ sowie die romantisch-dramatische Seite der teuflischen Tragödie adäquat zu visualisieren. Der französische Regisseur Dominik Moll versucht nun einen vielversprechenden audiovisuellen Zugang zu der in vielen Nebenhandlungen mäandernden Geschichte des mysteriösen Mönchs, der, durch diverse Versuchungen geleitet, sein verfaultes Inneres offenbart und sich vom Heiligen zum Mörder und Vergewaltiger wandelt. Dabei interessiert sich Moll weniger für die mitunter sehr expliziten Ausführungen des Romans, sondern widmet sich vielmehr den romantisch-tragischen Elementen der Geschichte. Lewis thematisierte neben den satanischen und antiklerikalen Inhalten vor allem das Tabu, innerhalb der Klostermauern menschlichen Trieben und dem Wunsch nach Partnerschaft zu frönen; der Film gibt diesem „Kampf der Gefühle“ einen melodramatischen Anstrich, als entstamme der Roman der wildromantischen Feder einer der Brontë-Schwestern und nicht der eines radikalen Gesellschaftskritikers und obsessiven Horror-Afficinados. Das ist bedauerlich, da Ambrosio literaturgeschichtlich zu den ersten Figuren der fantastischen Literatur gehört, die das Böse aus sich heraus hervorbringen und nicht durch Dämonen und Geister angestachelt werden. Gleichwohl ist die Umgewichtung interessant, befreit Moll die Handlung doch ein Stück weit von ihrem Skandalpotenzial und überführt sie in ein fast schon zu dezentes Kammerspiel. So wirken Ambrosios Versuchungen seltsam harmlos; zudem erscheint die Szenerie nicht archaisch genug; die Inszenierung schwankt unentschieden zwischen einer opulenten Gewaltoper à la Ken Russell und der schmerzenden Strenge einer historischen Pasolini-Tragödie. Brillant ist indes die Besetzung mit Vincent Cassel als Mönch, der kongenial die charismatische Figur verkörpert, die Güte und Widerwärtigkeit in sich vereint. Großartig auch die Kameraarbeit von Patrick Blossier sowie die Musik von Alberto Iglesias, die mit untrüglichem Gespür für die emotionalisierende Kraft der Kontraste in ihrem Metier jeweils dafür verantwortlich zeichnen, dass dem Film eine nachhaltig bedrohlich-unheimliche Stimmung entströmt.
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