Hätten mahnende Kinofilme unmittelbare Auswirkungen auf unser Konsumverhalten, müsste einem angesichts der aktuellen Fülle an Dokumentationen zum Themenspektrum „Ökologie und Ernährung“ um die Zukunft des Planeten nicht bange sein. Valentin Thurn beschäftigt sich in seinem Film mit den Unmengen an Lebensmitteln, die in der westlichen Welt produziert und systematisch auf den Müll geworfen werden, bevor sie überhaupt auf die Tische der Verbraucher gelangen. Er beginnt seine Reise rund um den Globus bei jugendlichen Mülltauchern in Wien, die allabendlich die Container von Supermärkten nach Essbarem durchstöbern, führt am Beispiel eines französischen Geschäfts vor, wie generalstabsmäßig tadellose Produkte schon vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums entsorgt werden, zeigt, wie afrikanische Bananen-Bauern um ihre Existenz kämpfen, weil ihre Früchte nicht den EU-Normen entsprechen und stellt schließlich zaghafte Versuche wie das „City Gardening“ in New York vor, die dem grassierenden Irrsinn etwas entgegen zu setzen versuchen. Mit den Lebensmitteln, die in Europa und den USA im Müll landen, so erfährt man auf einer eingeblendeten Schrifttafel, ließe sich der Hunger in der Welt problemlos stoppen.
Dabei geht es dem Autor nicht um das weggeworfene Schulbrot, sondern um ein von den Industrie-Nationen errichtetes System der Verschwendung. So wird hierzulande jede zweite, eigentlich einwandfreie Kartoffel bereits bei der Ernte aussortiert, weil sie in puncto Form und Größe nicht der Norm entspricht. Bei anderen Feldfrüchten sieht es kaum anders aus. Dass krumme Gurken trotz gelockerter EU-Norm nicht in den Handel gelangen, hat vornehmlich damit zu tun, dass gerade Exemplare nun mal Platz sparender zu verpacken sind. In den meisten Fällen, daran lässt der Film, der ohne Kommentar auskommt, keinen Zweifel, tragen freilich wir Verbraucher die Hauptschuld an dem Irrsinn: weil der Kunde erwartet, dass Bäckereien auch kurz vor Ladenschluss noch das komplette und möglichst frische Sortiment bereit zu halten hat – was unweigerlich dazu führt, dass 20 Prozent der täglichen Produktion auf dem Müll landen. Valentin Thurn hat bereits mehrere Reportagen zu diesem Thema gedreht hat; auch „Taste the Waste“ wurde bereits 2010 in einer gekürzten Fassung im Fernsehen ausgestrahlt. Es gelingt ihm, die Lebensmittelverschwendung in all ihrer globalen Komplexität darzustellen. Am sinnfälligsten wird die Absurdität in einer Sequenz, in der eine aus Kamerun stammende Frau, die für die gemeinnützige Pariser Tafel arbeitet, auf Geheiß ihres Chefs eine Packung mit unversehrten Brechbohnen aus Kenia in den Müll werfen soll, weil die aufgedruckte Haltbarkeitsfrist in Kürze abläuft. Filmisch ist das Ganze eher reportageartig als cineastisch aufbereitet, wobei die Kamera immer wieder Lastwagen einfängt, die Tonnen von Lebensmitteln auf Deponien entsorgen.