Drei Manager verlieren im Zuge der Finanzkrise ihre Jobs und entdecken, dass die Arbeitslosigkeit nicht nur ihren Lebensstandard, sondern auch ihr Selbstverständnis bedroht. Das genau beobachtende Drama buchstabiert die Weigerung der Männer, Sinn jenseits des Schreibtisches zu suchen, nuanciert aus, ohne dabei zur Frage vorzustoßen, wie ein Leben ohne den Sinnstifter "Arbeit" gelingen kann. Das herbeigezauberte Happy End konterkariert zudem die zaghaften Ansätze, die psychologischen Untiefen männlicher Rollenmuster kritisch zu hinterfragen.
- Ab 14.
Company Men
Drama | USA/Großbritannien 2010 | 104 Minuten
Regie: John Wells
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Filmdaten
- Originaltitel
- THE COMPANY MEN
- Produktionsland
- USA/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- The Weinstein Company/Battles Mountain Films/Company Men Prod.
- Regie
- John Wells
- Buch
- John Wells
- Kamera
- Roger Deakins
- Musik
- Aaron Zigman
- Schnitt
- Robert Frazen
- Darsteller
- Ben Affleck (Bobby Walker) · Tommy Lee Jones (Gene McClary) · Chris Cooper (Phil Woodward) · Kevin Costner (Jack Dolan) · Rosemarie DeWitt (Maggie Walker)
- Länge
- 104 Minuten
- Kinostart
- 07.07.2011
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs sowie ein Feature mit fünf im Film nicht verwendeten Szenen (6 Min.), inklusive eines alternativen Filmendes (14 Min.).
Diskussion
Das Kino scheut die Arbeit. Es zeigt seine Helden im Kampf und in der Liebe, bei Spiel und Spaß, aber selten bei der Arbeit. Gelegentlich bekommt man zu sehen, wie ein Anwalt bei Gericht das Schlussplädoyer vorträgt oder wie ein Baseball-Profi den entscheidenden Home Run schlägt. Aber die ermüdenden Monate der Vorbereitung und des Trainings, die erst die Voraussetzungen für solche Sternstunden schaffen, unterschlagen Filmemacher gemeinhin – oder fassen sie in einer knappen, mit inspirierender Musik unterlegten Montagesequenz zusammen. Wenn Akteure weniger glamourösen Betätigungen nachgehen, etwa als KFZ-Mechaniker oder Friseusen ihr Geld verdienen, bleibt ihr Joballtag erst recht außen vor. Das gilt in der Regel auch für jenen Berufsstand, von dem eigentlich nur diejenigen, die ihm angehören, wissen, was ihn ausmacht: Manager. Gleich drei von ihnen stehen im Mittelpunkt von „Company Men“. Bei der Ausübung ihres Berufs sind sie wie so häufig kaum zu sehen, was in diesem Fall damit zusammen hängt, dass die Handlung mit Beginn der Finanzkrise einsetzt und die Beschäftigungsverhältnisse der drei Männer enden.
Anfangs sind alle drei bei derselben Firma beschäftigt. Einer von ihnen, gespielt von Tommy Lee Jones, hatte diese einst mitbegründet und wird nun von seinem ehemaligen Freund und derzeitigem CEO vor die Tür gesetzt. Der zweite, Chris Cooper, hat sein Leben lang für Jones’ Charakter gearbeitet, soll nun aber im Alter von 60 Jahren von vorn anfangen. Ben Affleck verkörpert den mit 37 Jahren jüngsten und mit 140.000 Dollar Jahresgehalt am schlechtesten bezahlten von ihnen. Auch er gehörte der Firma bereits seit zwölf Jahren an, als man ihm den Abschied nahe legt. Sie alle haben gut verdient, führen ein komfortables Leben und fühlen sich dennoch in ihrer Existenz bedroht, als ihre Arbeitskraft nicht länger gebraucht wird – weder in der alten noch in irgendeiner neuen Firma. Die Schulden, die sie zu bedienen haben, machen den kleinsten Teil des Problems aus, der Verlust an Status, Sicherheit und Sinn wiegt wesentlich schwerer.
„In America, we give our lives to our jobs. It’s time we take them back“, lautet die „Tag Line“ des Films. Sie nimmt vorweg, dass es sich bei den Protagonisten um Männer handelt, die sich seit ihrem Eintritt ins Erwerbsleben ausschließlich über ihre Arbeit definiert haben. Sie haben zwar Frau und Kinder, pflegen teure Hobbys und fahren schicke Autos, aber ihr Selbstwertgefühl speist sich aus dem Umstand, dass sie einer bezahlten Beschäftigung nachgehen. Folglich bleibt nicht viel von ihnen übrig, als sie ihre Jobs verlieren: „I’m a 37-year-old loser!“, brüllt Ben Affleck seine Frau an. Bisher hat er jede freie Minute in die Karriere investiert, nun hängt er zu Hause herum, wo man ihn eigentlich nicht braucht. Doch seltsamerweise beherzigen die Figuren den zweiten Teil des Werbeslogans nicht. Sie kümmern sich nicht um ihre Familien, fangen nicht an, ihre Häuser zu renovieren, treiben keinen Sport, ja sie betrinken sich nicht einmal anständig. Für sie gibt es nur ein Gegenmittel gegen den Sinn- und Prestigeverlust, der mit dem Jobverlust einhergeht: neue Arbeit.
Regisseur John Wells beobachtet das Verhalten seiner Figuren sehr genau. Die Apathie im Angesicht des Motivationstrainers, die Verlorenheit in fremden Firmenfoyers, die kaum zu zügelnde Wut, wenn ein weiteres Bewerbungsgespräch schief läuft, die Euphorie bei positivem Feedback, der der Sturz ins Bodenlose folgt, wenn die Absage eintrifft. Die einstige Gehaltsklasse der Männer spielt in diesen Szenen keine Rolle, so überzeugend allgemeingültig fängt Wells das Spektrum der negativen Gefühle ein, das sie bei ihrer Arbeitssuche durchleiden. Aber so lebensnah die Inszenierung die Abwärtsspirale gestaltet, der die Protagonisten ausgeliefert sind, treibt der Film sie doch nicht mit letzter Konsequenz voran. Er belässt es bei Andeutungen, dass nicht die Finanzkrise, sondern die Weigerung der Manager, Sinn jenseits des Schreibtischs zu suchen, den Kern des Problems darstellt. Er vermeidet es, ihr Verhalten und damit ihren Status als Sympathieträger grundsätzlich in Frage zu stellen – und er wagt es auch nicht, mit ihnen gemeinsam Alternativen jenseits traditioneller Beschäftigungsmodelle auszuloten. „Company Men“ hätte ein großartiger, immens zeitgemäßer Film werden können, wenn sich Wells mehr auf die Frage eingelassen hätte, wie Leben gelingen kann, wenn Arbeit als Sinnstifter Nummer Eins in der vertrauten Form verschwindet. Stattdessen hat er ein versöhnliches Drama geschaffen, das die gängige Definition von Erfolg zaghaft in Frage stellt, bis zum Finale aber mit forciertem Optimismus alle Zweifel am klassischen Karrieremodell zerstreut und die Rückkehr ins Cubicle zum Happy End verwandelt.
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