Die Tiere eines französischen Bauernhofs müssen allein zurecht kommen, als der Bauer ins Krankenhaus muss. Dabei gibt es allerlei Herausforderungen zu bestehen. Der Ehrgeiz des Films ist es nicht, das Leben auf einem Bauernhof realistisch abzubilden, vielmehr würdigt er seine tierischen Protagonisten auf märchenhafte, moderat vermenschlichende Weise als Individuen. Dabei liegen die Vorzüge der Inszenierung in der Geduld sowie der Aufmerksamkeit für unspektakuläre Details. Besonders für Kinder ergeben sich daraus ebenso lehrreiche wie schöne Einblicke ins Tierreich.
- Ab 8.
Die wilde Farm
- | Frankreich/Deutschland 2009 | 89 Minuten
Regie: Dominique Garing
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Filmdaten
- Originaltitel
- LA VIE SAUVAGE DES ANIMAUX DOMESTIQUES
- Produktionsland
- Frankreich/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2009
- Produktionsfirma
- Les Films d'Ici/Looks Films/Studio Canal/Vie Des Hauts Prod./France 2 Cinéma
- Regie
- Dominique Garing · Frédéric Goupil
- Buch
- Dominique Garing · Frédéric Goupil
- Kamera
- Jérôme Peyrebrune
- Musik
- Max Richter
- Schnitt
- Julie Pelat
- Länge
- 89 Minuten
- Kinostart
- 09.09.2010
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 8.
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Natürlich ist „Die wilde Farm“ kein Dokumentarfilm, sondern ein Märchen, auch wenn Regisseur Dominique Garing bekennt, dass sein größtes Problem darin bestanden habe, „das Leben der Tiere glaubhaft darzustellen“. Wie geht man als Autor mit der Idee um, das „wilde“ Leben von Haustieren auf die Leinwand zu bringen? Man schickt zunächst den Bauer eines kleinen, in einer uralten Kulturlandschaft gelegenen Hofs ins Krankenhaus. Zudem ist dieser ein Einsiedler, der seine Felder allein bewirtschaftet und außerdem einer traditionellen Form der Landwirtschaft anhängt. Da der Film keine dokumentarischen Ambitionen verfolgt, werden die beobachteten Ereignisse in eine sanfte Dramaturgie gebracht. So wird man mit dem Hausschwein vertraut gemacht, das eine Liaison mit einem Wildschwein eingeht; man erlebt ein ängstliches Huhn auf der Suche nach einem sicheren Brutplatz, eine Hauskatze, die jetzt dem Haushalt vorsteht, und noch so manches andere Tier. Den Schweinen gelingt die Flucht aus dem Stall, dem Geflügel (fast) die Flucht vor Fuchs und Marder, die Stute bringt ein Fohlen zur Welt, und die Hofgemeinschaft lebt frei und einträchtig zusammen. Dass das Ganze wenig plausibel ist, steht außer Frage, doch das möchte man dem Film nicht unbedingt ankreiden. Immerhin vermenschlichen die Regisseure ihre Protagonisten nicht übermäßig und greifen inszenatorisch nur so weit wie nötig ein, damit sich die Handlung nicht in konfusem Einerlei verfranst. Wenn es allzu durcheinander zu gehen droht, kommt die Verwandtschaft des Bauern vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Sie bringt ihrerseits neue Tiere mit, die dem bald an Spannung verlierenden Gedanken vom „wilden“ Haustier mit der Frage beispringt, wie denn so ein Haustier mit neuen Spielgenossen umgeht.
Überhaupt liegt der Fokus der Filmemacher auf der Präsentation einer friedvollen Utopie. Bauern sind keine „Produzenten“ von Nahrungsmitteln, sondern Bewahrer. Tiere sind kein Produkte, sondern Individuen. Das ist vielleicht naiv, im Rahmen des Films aber durchaus berechtigt. Immerhin geht es den Regisseuren nicht um einen realistischen Blick auf das Leben auf dem Bauernhof, vielmehr soll Großstadtkindern die Welt der Tiere in ihrer Besonderheit nahe gebracht und der Blick für Details geschärft werden. „Die wilde Farm“ eröffnet so die Möglichkeit, sich mit jenen Geschöpfen eingehender zu beschäftigen, die man zu kennen glaubt, obgleich sie aus dem urbanen Alltag weitgehend verschwunden sind. Deshalb spielen auch Mäuse, Ratten, Störche, Frösche, Igel und Ameisen eine Rolle, die nicht auf den ersten Blick zum funktionierenden Bauernhofleben gehören.
Mit seiner konsequenten Beschaulichkeit hilft der Film, sich auf „Nebensächlichkeiten“ des (Tier-)Lebens einzulassen. Wenn selbst dem schlichten „Abenteuer“ des Eierlegens eine gewisse Spannung abgerungen werden kann, ist das in einer reizüberfluteten Welt sicherlich nicht der schlechteste Unterhaltungsansatz für Kinder. Auch deshalb ist „Die wilde Farm“ kein Dokumentarfilm, sondern ein Kinofilm – und zwar ein gelungener.
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