Sommer 2001, New York: Tyler ist Student. Zusammen mit einem Freund lebt er in einer dekorativ eingerichteten Bruchbude, hat aber nicht viele Menschen, denen er sein Vertrauen schenkt. Seine Eltern sind geschieden, sein Vater ist ein von Erfolg und Geld verwöhnter Anwalt, sein Bruder nahm sich vor einiger Zeit das Leben. Nur zu seiner elfjährigen Schwester hat Tyler tiefere Bande, sie eckt in der amerikanischen Gesellschaft an, weil sie klug ist, Bilder malt, eine Sensitivität offenbart, die Tyler braucht.
Um sein Figurenensemble zusammenzuführen, greift „Remember Me“ auf die Macht des Zufalls zurück. Gleich die erste Szene zeigt eine Bahnstation in Brooklyn in den 1980er-Jahren, an der eine junge Mutter mit ihrer Tochter auf den Zug wartet. Sie wird überfallen und erschossen. Als Tyler und sein Freund eines Abends nach der Jahrtausendwende mit der Polizei aneinander geraten, ist er es, der betrunken den Polizisten von sich wegschubst, als dieser sie gerade laufen lassen wollte. Anderntags beobachtet Tylers Freund, dass eben jener Polizist eine Studentin zum College fährt. Sie ist Ally, das Mädchen, dessen Mutter erschossen wurde. Tyler freundet sich mit ihr an, vorrangig, um auf irgendeine nicht näher erklärte Weise Rache an ihrem Vater zu üben, der die Jungen eine Nacht in einer Zelle verbringen ließ. Doch die beiden verlieben sich ineinander. Sie liebt an ihm seine grüblerische Haltung und seine Sensibilität, die sich in seinem Leiden um den Verlust des Bruders und in der Zuneigung zu seiner Schwester ausdrückt. Er liebt an ihr, dass sie trotz des Schicksalsschlags in ihrer Jugend fröhlich und positiv ist.
Auch wenn Teen-Star Robert Pattinson hier einmal mehr wie in „Twilight“
(fd 39 085) das Fach des melancholischen Jungmanns bedient, gehen seine Figur und die anderen Charaktere dem Zuschauer im Lauf des Films doch nahe; ihre Konflikte und der Gefühlsballast, den sie mit sich herumtragen, werden glaubwürdig vermittelt. Pierce Brosnan gibt als Vater, dessen Kanzlei Reichtum und Klasse verströmt und seinen Sohn denkbar fehl am Platz erscheinen lässt, einen starken Antagonisten ab: Als Tylers Schwester von Mitschülerinnen geschlagen wird, kommt es zum Eklat zwischen Vater und Sohn. Tyler platzt mitten in eine Besprechung und überhäuft seinen Vater mit Vorwürfen, wobei nicht zuletzt auch die Verzweiflung über den Verlust des Bruders wieder mitschwingt. Dieser Disput gehört zu den eindrucksvollsten Szenen; schon hier ahnt man, dass sich Tyler in seinem Vater irrt, wenn er meint, diesem gehe das Schicksal seiner Kinder nicht genug zu Herzen. Etwas später tut sich eine weitere Konfliktlinie auf, wenn Ally entdecken muss, dass sie ursprünglich nur ein Mittel zur Rache war, und entsprechend verletzt reagiert. So solide der Film über weite Strecken als Liebes- und Familiendrama unterhält, so schwach ist der Schluss: In den letzten Momenten des Films nimmt das Drehbuch einen weiteren „Zufall“ zu Hilfe, um die Handlung noch einmal eine Wendung nehmen zu lassen – eine Wendung zu viel, macht sich doch das ärgerliche Gefühl breit, man sei dem Schicksal der Figuren mit mehr Anteilnahme gefolgt als die Filmemacher selbst. So wird der Filmtitel nachträglich zum vergeblichen Imperativ ans Publikum, das ohne das plakative Ende wohl weit eher dazu bereit gewesen wäre, „Remember Me“ länger in Erinnerung zu behalten.