Béjart - Le coeur et le courage

Dokumentarfilm | Spanien 2009 | 80 Minuten

Regie: Arantxa Aguirre

Vitaler Dokumentarfilm über die Tanztruppe Béjart Ballet Lausanne, der beispielhaft ihre psychologische Kraft und fröhliche Körperlichkeit einfängt, während man sich nach dem Tod ihres Gründers Maurice Béjart künstlerischen wie finanziellen Herausforderungen stellt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
EL ESFUERZO Y EL ÁNIMO
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
López-Li-Films
Regie
Arantxa Aguirre
Buch
Arantxa Aguirre
Kamera
José Luis López-Linares
Schnitt
Sergio Deustua
Länge
80 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm | Tanzfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Mit Maurice Béjart starb vor zwei Jahren einer der berühmtesten Choreografen der Welt. Vor seinem Tod regelte er seine Nachfolge und bestimmte den französischen Tänzer und Choreografen Gil Ramon, der als 18-Jähriger zu ihm stieß und 30 Jahre mit ihm arbeitete, zum neuen Leiter des legendären Béjart Ballet Lausanne. Der Dokumentarfilm der spanischen Regisseurin Arantxa Aguirre begleitet die Truppe auf ihrem Weg zur ersten Aufführung nach Béjarts Tod. Jeder traditionelle Tanzfilm hat eine „Make-or-Break“-Szene, in der die Tänzer entweder scheitern und für immer aufgeben müssen oder den wirklichen Durchbruch schaffen. Auch der Dokumentarfilm „Béjart – Le cœur et le courage“ ist um solch einen Höhepunkt herum strukturiert. Die materielle Situation der Truppe liefert dafür den Rahmen: Immerhin kostet das Béjart Ballet Lausanne die Stadt rund 4,5 Millionen Schweizer Franken pro Jahr. So revolutionär und weltberühmt das Tanzensemble auch ist: Der Bürgermeister der Stadt am Genfer See konfrontiert Tänzer und Leitung mit unsicheren Aussichten. Es gibt nur noch drei Jahre lang Förderung; was danach kommt, weiß niemand. Getreu Don Quijotes Motto, „Die Zauberer können mir das Glück nehmen, aber nicht das Herz und den Mut“, stellt sich die Truppe in dieser Situation mit neuen Werken und Re-Interpretationen dem skeptischen Premierenpublikum in aller Welt. In die Chroniken der Tanzwelt hat sich Béjart mit seiner sexualisierten, aufständischen Interpretation des Bolero von Ravel eingeschrieben: Die Energie von José Dunn, seinem langjährigen Tanzstar, seine mit wuchtigen Kajal-Strichen hervorgehobene Darstellung von Gewalt und Poesie des befreiten Männerkörpers, sind unvergessen. Unvergessen sind auch Béjarts Hommagen an den einstigen Mitstreiter und Queen-Sänger Freddie Mercury und all die anderen „zu früh Gestorbenen“ (Béjart). Schon wegen der historischen Aufnahmen aus dem Schaffen des Meisters ist dieser Film eine Perle für Freunde und Kenner zeitgemäßer Ballettkunst. Ex-Kaiserin Farah Pahlavi, die Béjart ins damalige Persien holte, um dort westliches Tanztheater zu etablieren, rühmt in einem Interview die tief empfundene Humanität seines künstlerischen Schaffens. Nach dieser Hommage begibt sich der Film auf anderes Terrain, beschäftigt sich unter anderem auch mit der Neurologie, die nachweisen konnte, dass das menschliche Gehirn Bewegungen mitfühlt – und somit Tanz sehr viel mehr ist als die Erfassung von Bewegungen schöner Körper. Regisseurin Aguirre, die fürs spanische Fernsehen, aber auch mit Regisseuren wie Carlos Saura gearbeitet hat (sie wirkte an dessen Meisterwerken des Tanzfilms mit, u.a. „Carmen“, fd 24 114), gelingt es beispielhaft, die psychologische Kraft und die fröhliche Körperlichkeit einzufangen, die diese legendäre Tanztruppe kennzeichnen, deren Zukunft in den Sternen steht.
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