Drama | Niederlande/Irland 2009 | 85 Minuten

Regie: Urszula Antoniak

Eine junge Holländerin bricht zu einer Reise durch Irland auf, um eine gescheiterte Ehe und alle sozialen Bindungen hinter sich zu lassen. Als ihr ein intellektueller Eigenbrötler gegen Gartenarbeit Kost und Logis anbietet und dies an die Bedingung knüpft, jeden menschlichen Kontakt zu meiden, scheint dies ein ideales Arrangement, das sich auf Dauer aber nicht einhalten lässt. Ein von zwei hervorragenden Darstellern getragenes Drama, das mit reduzierten, aber äußerst präzise eingesetzten filmischen Mitteln den Prozess der Annäherung zweier Einzelgänger verfolgt und in eindrücklichen Bildern spiegelt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
NOTHING PERSONAL
Produktionsland
Niederlande/Irland
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Rinkel Film/Familiy Affair Films/Fastnet Films
Regie
Urszula Antoniak
Buch
Urszula Antoniak
Kamera
Daniël Bouquet
Musik
Ethan Rose
Schnitt
Nathalie Alonso Casale
Darsteller
Lotte Verbeek (Anne) · Stephen Rea (Martin)
Länge
85 Minuten
Kinostart
08.04.2010
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
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Heimkino

Verleih DVD
MFA (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Eine junge Holländerin gönnt sich eine Auszeit. Sie hat ihre Amsterdamer Wohnung leer geräumt, persönliche Sachen verschenkt. In der Wildnis der westirischen Küstengegend Connemara hofft sie, endlich Distanz zum Alltag und dem Ende ihrer Ehe zu finden. Sie wirkt nicht verzweifelt, nur müde. Regen und Wind machen ihr nichts aus. Die Anwesenheit von Menschen ist ihr zuwider, lässt sich aber mit dem Verzicht aufs Trampen umgehen. Was sie sucht, ist Stille und Einsamkeit. Ein Ziel gehört nicht dazu. Als entfernte Verwandte von Sandrine Bonnaire in Agnès Vardas Klassiker „Vogelfrei“ (fd 25 543) genießt sie sichtlich den Zustand der Verwahrlosung einer Rebellin auf Wanderschaft, die bewaffnet mit Zelt, Schlafsack, feuerroten Haaren und einem abweisenden Blick dem Funktionsmodus eine Absage erteilt. Ganz entkommt Anne aber auch hier der eigenen Spezies nicht. In einem abgelegenen Haus trifft sie auf einen intellektuellen Sonderling, der ihr gegen Gartenarbeit Essen und Logis anbietet. Einzige Bedingung: Persönliches soll außen vor bleiben, schließlich gilt es, den mit Büchern, Musik und gutem Essen strukturierten Tagesablauf zu bewahren. Das emotionslose Abkommen kommt ihr wie gerufen. Dass sich das Verbot nicht einhalten lässt, zumal gerade die selbst auferlegte Einschränkung Neugierde weckt, erweist sich nicht nur als eine dramaturgische Notwendigkeit. Es ist der Beginn einer in fünf Kapitel nach Beziehungsstadien sezierten Annäherung zweier Einzelgänger, die Stephen Rea und der mit einem rätselhaften Maskengesicht gesegneten Entdeckung Lotte Verbeek die Gelegenheit zum ganz großen Schauspieler-Duell bietet, äußere und innere Metamorphose inbegriffen. Dass das herausragende Kinodebüt von Urszula Antoniak 2009 in Locarno fünf Preise abräumte, ist kein Wunder. Die polnischstämmige Regisseurin mit Wohnsitz in Holland macht aus ihren Kommunikationsverweigerern keine Helden gegen den digitalen Zeitgeist, eher Freiheitssuchende, die das Glück in der Abwesenheit von Freunden, Familie und sozialer Bindung wähnen – und erleben müssen, wie ihre autistische Schutzmauer allmählich Risse bekommt. Dazu passt, dass sich Antoniak einem psychologischen Steckbrief verweigert. Viel lieber konzentriert sie sich mit langen Einstellungen, kaum merklichen Naturgeräuschen und knappen Dialogen auf ihre reduzierten Mittel und beobachtet das Paar dabei, wie es inmitten einer eifersüchtig dazwischen funkenden Natur seine Zweckgemeinschaft begräbt. So karg die Inszenierung anmutet, der ausufernde Reichtum an Bildern ist es nicht. Ob mystisch aufblühende Landschaften oder tröstend gedämpfte Farben: Treffender lässt sich das seelische Aufwärmprogramm wohl nicht in der Außenwelt widerspiegeln. Dass die Harmonie von Bild- und Tonsprache auch noch ohne Rückgriff auf Sentimentalität gelingt, macht das Zweipersonen-Drama zu einem Glücksfall, vor dessen Folie das in der Schwebe belassene Ende nur konsequent erscheint.
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