Ein junger Basketballspieler, der in seiner Heimatstadt Hagen in der zweiten Liga spielt, träumt von der großen Sport-Karriere, am besten in den USA. Doch die Entscheidung, sich auf Neues einzulassen, fällt ihm schwer, da er sich dafür auch von seinem älteren Bruder lösen müsste, der ihn nach dem Tod der Eltern großgezogen hat. Eine auf die jugendliche Zielgruppe zugeschnittene Mischung aus Sport- und "Coming of Age"-Film. Der überzeugende Hauptdarsteller umspielt souverän manches Klischee und die eher schlichte Handlung.
- Ab 14.
Hangtime - Kein leichtes Spiel
Jugendfilm | Deutschland 2008 | 94 Minuten
Regie: Wolfgang Groos
Kommentieren
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Little Shark Ent./3L Filmprod./Pandora Filmprod./WDR/arte
- Regie
- Wolfgang Groos
- Buch
- Christian Zübert · Heinrich Hadding
- Kamera
- Alexander Fischerkoesen
- Musik
- Robert Matt
- Schnitt
- Martin Wolf
- Darsteller
- Maxx Kidd (Vinz) · Misel Maticevic (Georg) · Ralph Kretschmar (Samy) · Max Fröhlich (Ali) · Mirjam Weichselbraun (Kathi)
- Länge
- 94 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Jugendfilm | Sportfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Ein Junge und sein großer Bruder spielen Basketball auf einem schmucklosen Asphaltplatz, vor den leeren Fensteraugen einer Plattenbausiedlung. Sie spielen um den Abwasch, der große Bruder lässt den kleinen Bruder gewinnen. So beginnt das Spielfilmdebüt von Wolfgang Groos; doch so rosig wird es nicht bleiben, wie der Titel schon andeutet. Auch die großen sportlichen Mythen um Aufstieg und tiefen Fall beginnen so: mit Trainer und Talent, Vater und Sohn, Lehrmeister und Greenhorn, Vorbild und Nacheiferer. Der „Coming of Age“-Konflikt ist vorprogrammiert; wenn der kleine Bruder eines Tages herangewachsen ist, wird er sich emanzipieren müssen. Vinz fällt das schwer. Denn er hat seinem wesentlich älteren Bruder Georg viel zu verdanken. Der hat ihn großgezogen, seit er elf Jahre alt war; die Eltern waren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Dafür musste Georg seine viel versprechende Karriere opfern, weshalb jetzt Vinz jener Basketballstar werden soll, der Georg nie werden konnte – soweit man in Deutschland überhaupt von Basketballstars sprechen kann.
Der Sportfilm hat hierzulande keine nennenswerte Tradition, entsprechende Versuche galten lange als Kassengift. In den letzten Jahren hat sich das ein wenig geändert, hauptsächlich in Bezug auf Fußballfilme. Da Meisterschaften von anderen Sportarten wie Handball, Volleyball oder Basketball im Fernsehen aber weiterhin nur in Spartensendern zu sehen sind, kann man die Vorsicht der Produzenten durchaus verstehen. Es ist deshalb ein kleines Wunder, dass ein Film wie „Hangtime – Kein leichtes Spiel“ überhaupt fürs Kino produziert wurde. Groos und die Drehbuchautoren Christian Zübert und Heinrich Hadding orientieren sich an amerikanischen Vorbildern, an Basketballfilmen wie Ron Sheltons „Weiße Jungs bringen’s nicht“ (fd 30 029). Ihr Handlungsort liegt allerdings in der Provinz, Vinz spielt im Zweitliga-Verein in Hagen. Die wichtigen Spiele zu Beginn und am Ende des Films um den Aufstieg in die erste Bundesliga wurden in der Ischelandhalle gedreht, der ehemaligen Spielstätte des Bundesligisten Phoenix Hagen. In den atemlos geschnittenen Basketball-Sequenzen agieren neben den Schauspielern auch Mitglieder des Teams.
Einen Hauptdarsteller mit Basketball-Erfahrung zu finden, war sicher kein leichtes Unterfangen. Doch dabei ist eine echte Entdeckung gelungen: Maxx Kidd spielt Vinz zurückgenommen und glaubwürdig; über wenige Gesten und Blicke gelingt es ihm, die Wünsche und Sehnsüchte des Heranwachsenden sichtbar zu machen. Die Besetzung macht manche allzu ausführlich bemühten Klischees (wie die armselige Wohnsituation der Brüder) und den recht simpel konstruierten Konflikt wett: Kidd und sein Gegenüber Misel Maticevic als Georg spielen meistens darüber hinweg. Mit der Figur des Ali, zusammen mit Vinz’ Team-Kollege Samy dessen bester Freund seit Kindertagen, haben die Autoren einen Narren ins Drehbuch geschrieben: Ali ist ein Inder, der als rappender Türke Karriere machen will. Seine Figur führt durch eine überdreht komische, völlig unabhängige Binnenhandlung als Gegengewicht zur dramatischen Entwicklung, womit offensichtlich die Zielgruppe der Jugendlichen bedient werden soll, genau so wie mit der Besetzung von Vinz’ Love Interest durch die Fernsehmoderatorin Mirjam Weichselbraun.
Vinz’ Traum ist auch der des deutschen Basketballsports und des hiesigen Sportfilms: Amerika – jenseits des Miefs der Zweiten Liga. Im entscheidenden Match am Ende des Films gibt es davon sogar eine leise Ahnung: ein bisschen Glamour, Kunstnebel und Cheerleader.
Kommentar verfassen