Solo für Sanije - Die wahre Geschichte der "Solo Sunny"

Dokumentarfilm | Deutschland 2009 | 79 Minuten

Regie: Alexandra Czok

Spurensuche nach der historischen Vorlage der Titelfigur aus Konrad Wolfs DEFA-Spielfilm "Solo Sunny" (1980), bei der die ehemalige DDR-Schlagersängerin Sanije Torka über ihr Leben reflektiert. Indem es der kommentarlose, in seinen Bildern gelegentlich leicht redundante Film ihr selbst überlässt, nur das preiszugeben, was sie aus ihrer Vita erzählen möchte, entsteht das spannende Porträt einer unangepassten Individualistin, die nach schwerer Kindheit in einen Kreislauf aus beruflichem Erfolg, Alkohol- und Tablettensucht geriet, sich von der Stasi anheuern ließ, immer wieder Ausbruchsversuche wagte und sich nach langer Arbeitslosigkeit schließlich auf eine Karriere als Ladendiebin verlegte. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Sunset Movie/MDR
Regie
Alexandra Czok
Buch
Alexandra Czok
Kamera
Jakobine Motz
Schnitt
Gudrun Steinbrück
Länge
79 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Als im Januar 1980 der DEFA-Film „Solo Sunny“ (fd 22 397) in die Kinos kam, wussten nur Eingeweihte, dass Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase zahlreiche Episoden aus dem tatsächlichen Leben einer ostdeutschen Schlagersängerin adaptiert hatte. Deren Name, Sanije Torka, tauchte weder im Vorspann noch in irgendeiner Presserezension auf; ein Interview, das Jutta Voigt 1978 für die FDJ-Literaturzeitschrift „Temperamente“ mit ihr geführt hatte, wurde ebenfalls nie gedruckt. Als Grund erklärte man der Journalistin, Sanije Torka sei „kein gutes Beispiel für einen sozialistischen Menschen und die sozialistische Unterhaltungskunst“. Konrad Wolfs Spielfilm, unter anderem beglaubigt durch den politischen Stand seines Regisseurs als Präsident der Akademie der Künste, ließ sich von den Entscheidungsgremien der SED dagegen kaum unterdrücken. Das Publikum liebte Sunny gerade wegen ihrer Unangepasstheit, jener Individualität, die sie auch in schwierigen Situationen behauptete. Fast 30 Jahre nach „Solo Sunny“ begab sich Alexandra Czok auf die Suche nach Sanije Torka. Dabei ging es der Regisseurin keineswegs um die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Films, sondern in erster Linie um die Biografie von Torka; „Solo Sunny“ taucht in der Dramaturgie von „Solo für Sanije“ folgerichtig erst nach geraumer Zeit auf. Zentrum ist Sanije Torkas Leben zur Zeit der Dreharbeiten: als verurteilte Ladendiebin, die eine zweijährige Haftstrafe in einer Justizvollzugsanstalt absitzt. Zunächst zeigt Alexandra Czok ihre Heldin, wie sie sich vor dem Spiegel für die Dreharbeiten schminkt: ein Motiv, das als Metapher verstanden werden kann. Der kommentarlose Film überlässt es Sanije, nur das preiszugeben, was sie wirklich aus ihrer Vita erzählen möchte. Neben ihren eigenen Reminiszenzen gibt es keine zusätzlichen Recherchen, weder nach dem Verbleib von Sanijes Eltern, so genannten Ostarbeitern, die das unerlaubte Baby 1944 vor einem nazideutschen Jugendamt ablegten, noch nach Sanijes Sohn, den sie als 20-Jährige zur Adoption freigab: „Das ist meine größte Schuld“, wie sie heute bekennt. Der Film setzt mit Hilfe der Interviews, die im Gefängnis oder bei einem Freigang in Sanijes Wohnung geführt wurden, die Lebensstationen der Figur zusammen und beweist dabei auch Mut zur Auslassung, Toleranz gegenüber Camouflage. „Solo für Sanije“ ist so offen wie möglich und so diskret wie nötig: Wenn Sanije scheinbar abgeklärt über ihre Alkohol- und Tablettensucht, über Einsamkeit und Todeswunsch, auch über ihre Tätigkeit als Informelle Mitarbeiterin der Stasi oder die Zeit der Arbeitslosigkeit nach 1990 spricht, bleibt es dem Zuschauer bewusst, dass er nur Bruchstücke der Wahrheit erfährt. Sicher: Die Alltagsszenen des Gefängnisses wirken zunehmend redundant; und auf Flugzeuge als Symbole der Freiheit zu schwenken, die über die Vollzugsanstalt hinweg ziehen, macht auch nur einmal Sinn. Manche Montagen erscheinen zumindest fragwürdig; etwa der Schnitt auf das Zerteilen einer Melone, nachdem Sanije die beiden einzigen Kinderfotos ihres Sohns betrachtet hat. Ein paar mehr Bilder aus Filmen, in denen Sanije einst zu sehen war, nach dem schönen Kindergesicht in Jürgen Böttchers frühem Dokumentarreport „Notwendige Lehrjahre“ (1960), hätten auch sein dürfen. Insgesamt folgt „Solo für Sanije“ jedoch konsequent seinen eigenen Intentionen.
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