Amerikas Geheimer Krieg in Laos - Die größte Militäroperation der CIA

Dokumentarfilm | Deutschland 2007 | 77 (Kurzf. TV 52) Minuten

Regie: Marc Eberle

Dokumentarfilm über eine US-Militäroffensive in Laos, die während des Vietnam-Kriegs das Ziel verfolgte, eine wichtige Versorgungsader des Vietcong zu vernichten. Akribisch recherchiert, wird die Geschichte eines Kriegs rekonstruiert, der als solcher nie erklärt wurde, dessen Spuren in Laos aber noch 30 Jahre später sichtbar sind. Aus Archivmaterial sowie Sequenzen um zwei Reisen durch das aktuelle Laos an der Seite eines Journalisten bzw. eines einheimischen Führers komponiert, ergibt sich, auch aus dem kenntnisreichen Off-Kommentar, ein komplexes und vielschichtiges Bild. (O.m.d.U.) - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
WDR/NDR/ARTE
Regie
Marc Eberle
Buch
Marc Eberle
Kamera
Richard Ladkani
Musik
Nils Kacirek
Schnitt
Tobias Steinigeweg
Länge
77 (Kurzf. TV 52) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
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Im Jahr 2003 stieß der australische Fotograf Philip Blekinsop im Bergland von Laos auf einen Trupp ausgemergelter Soldaten, die ihn mit gleichermaßen wirren wie verzweifelten Blicken anstarrten. Guerilla-Kämpfer in abgewetzten Uniformen, Versprengte eines 30 Jahre zurückliegenden Krieges, der offiziell nie stattgefunden hat. Ein Foto, das Blekinsop damals schoss, wurde mit dem World Press Award ausgezeichnet und lenkte die Augen der Weltöffentlichkeit auf diesen geheimen Krieg, den der amerikanische Geheimdienst CIA in den 1960er-Jahren in Laos führte und in dessen Verlauf US-Flugzeuge mehr Bomben über Laos abwarfen als im Zweiten Weltkrieg über Deutschland und Japan zusammen. Ziel der verdeckten Operationen war die Zerstörung des Ho-Tschi-Minh-Pfads, des zentralen Versorgungswegs der Vietcong, der teilweise über laotisches Gebiet verlief. In seinem sehenswerten Dokumentarfilm rekonstruiert Marc Eberle die Geschehnisse in dem kleinen Nachbarland Vietnams vom Beginn der CIA-Aktivitäten bis zum Abzug der Amerikaner Mitte der 1970er-Jahre. Mit Hilfe von nie zuvor zu sehenden Bildern aus den Archiven des CIA und Statements von Historikern, Journalisten und ehemaliger hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter zeichnet er nach, wie die Amerikaner zunächst unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe rund 400 Flughäfen in dem unwegsamen Bergland bauten, um mit einer privaten Airline Lebensmittel, aber zunehmend auch Waffen und Truppen ins Land zu bringen. Long Cheng, eine dieser aus dem Boden gestampften Luftwaffenbasen, wuchs mit 40.000 Einwohnern zur zweitgrößten Stadt des Landes heran und bildete das Zentrum für die Rekrutierung einer Armee aus Mitgliedern des Bergvolks der Hmong, die mit Unterstützung der US-Luftwaffe die kommunistischen Truppen der Pathet Lao bekämpfen sollte. Die Soldaten, die Blekinsop 2003 im Dschungel traf, sind Überlebende bzw. Nachfahren jener von der CIA finanzierten Kämpfer und liefern sich bis heute Scharmützel mit den Regierungstruppen. Eberle zeichnet in seinem akribisch recherchierten Film die Ereignisse jener Jahre weitgehend chronologisch nach, begleitet aber auch den US-Journalisten Fred Branfman auf einer Reise durch das heutige Loas, der nicht zuletzt das Versagen der westlichen Medien in jener Zeit anprangert. Darüber hinaus bildet ein in mehrere Sequenzen zerlegter Trip nach Long Cheng, den der Filmemacher mit einem örtlichen Begleiter unternahm, so etwas wie den roten Faden. Auf diese Weise entsteht, mit kundigem Off-Kommentar zu den historischen Hintergründen versehen, aus vielerlei Puzzle-Teilen das komplexe Bild eines vergessenen Krieges, das auch geradezu surreal anmutende Elemente einbezieht. Wenn Veteranen von den „hübschen Mädchen“ schwärmen oder sich an Drogenexzesse erinnern und die Rede schließlich auf einen despotischen CIA-Mann namens Tony Poe kommt, der im Dschungel offenbar sein eigenes Regiment fernab jeder Kontrolle durch Vorgesetzte führte, fühlt man sich unwillkürlich an Marlon Brandos wahnsinnigen Colonel Kurtz aus „Apocalypse Now“ (fd 22 192) erinnert. Ein herausragender, souverän komponierter Dokumentarfilm, der trotz seiner Laufzeit von lediglich 75 Minuten jede Kinoleinwand zu füllen vermag.
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