Eine junge Frau ist an Krebs erkrankt. Als bei ihr die Chemotherapie nicht anschlägt, kehrt sie in den Schoß der Familie zurück und versucht eine Wiederannäherung nicht zuletzt an ihre Schwestern. Zwar krankt der Film an manchen Unglaubwürdigkeiten in der Figuren- und Bildgestaltung sowie an der Dramaturgie absurder Verwicklungen; dank des hervorragend harmonierenden Schauspielerensembles gelingt es ihm dennoch, das schwierige Thema der Sterbebegleitung erfrischend leichtherzig aufzugreifen.
- Ab 14.
Ob ihr wollt oder nicht!
Drama | Deutschland/Niederlande 2008 | 110 Minuten
Regie: Ben Verbong
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland/Niederlande
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- elsani film/3L Filmprod./CTM Films/borderline pictures/MMC Independent
- Regie
- Ben Verbong
- Buch
- Karin Howard · Katja Kittendorf
- Kamera
- Theo Bierkens
- Musik
- Konstantin Wecker
- Schnitt
- Menno Boerema
- Darsteller
- Katharina Marie Schubert (Laura Karstens) · Julia-Maria Köhler (Antonia Brühl) · Senta Berger (Dorothea Brühl) · Christiane Paul (Susanne Brühl) · Anna Böger (Corinna Henkel)
- Länge
- 110 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Der Niederländer Ben Verbong ist in den letzten Jahren als Mann für Kinderfilme von „Das Sams – Der Film“ (fd 35 088) bis „Herr Bello“ (fd 38 154) aufgefallen. In Deutschland arbeitet er seit Ende der 1990er-Jahre, vornehmlich fürs Fernsehen. Deshalb verwundert es nicht, dass er sich jetzt im Kino des Genres Familienfilm annimmt. Schon eher, dass er dabei einen mehrfachen Spagat schafft: das Thema Krebs unterhaltend, irritierend und zugleich anrührend in Szene zu setzen. Ein ähnliches Kunststück gelang „Freundinnen“ (fd 27 865) mit Bette Midler und Barbara Hershey oder zuletzt der schwarzhumorigen Komödie „Little Miss Sunshine“ (fd 37 908), die dem Einbruch des Todes innerhalb kriselnder Familienverbände absurde und sogar gesellschaftskritische Volten abgewannen. „Ob ihr wollt oder nicht!“ gibt sich da weniger subversiv, setzt aber ebenfalls auf die bunte Palette ebenso prägnanter wie problembeladener Familienmitglieder, die sich mit der Faktizität einer tödlich verlaufenden Krankheit auseinandersetzen müssen und dabei den bröckelnden Zusammenhalt neu entdecken.
Die krebskranke Laura ist die jüngste von vier Schwestern. Als die Chemotherapie keine Rettung bringt, bricht die Endzwanzigerin die Behandlung ab, verlässt ihren Mann und erscheint unangemeldet im norddeutschen Elternhaus. Sie verlangt nach ihren zerstrittenen Schwestern, die dem Wunsch zunächst nur ungern nachkommen. Die eine fürchtet nach gerade überstandener Scheidung um ihr Geschäft, die andere, ihre Kinder allein zu lassen. Beide möchten das Problem schnellstens aus der Welt schaffen und versuchen vergeblich, die Kranke zur Fortsetzung der Therapie zu bewegen. Auf diesem Fundament pflegen sie alte Konflikte, wechseln je nach Kampflage die Fronten, erliegen schließlich aber doch Lauras beharrlicher Forderung, die anderen erneut wahrzunehmen. Nach vielen Jahren schlafen sie wieder gemeinsam in einem Zimmer, tauschen Geheimnisse und Beziehungsprobleme aus, lachen und weinen miteinander. Dabei kehrt auch die alte Familienaufstellung zurück, das Küken bleibt das Küken, der Vater gibt den mit seinen Gefühlen kämpfenden Patriarchen und die Erstgeborene spielt die Rolle der Ersatzmutter.
Im Gegensatz zu Laura, die über ihre Sterblichkeit erstaunlich nüchtern reflektiert und sogar ihr künftiges Grab begutachtet, fällt es den anderen schwer, den Gedanken an das Ende zuzulassen und die eingespielten familiären Strukturen aufzubrechen. Sie verdrängen die drohende Veränderung mit Kaufwut, Sex-Eskapaden oder Sprachlosigkeit. Mitunter sehen sie ihre kranke Schwester sogar mit anderen Augen. Der Inszenierung gelingt dabei nicht jede mitunter allzu vorhersehbare Charakterisierung, manche Bildgestaltung schrammt an der Werbeästhetik vorbei, und auch die Dramatik absurder Verwicklungen wirkt bisweilen erzwungen. Leider drückt der sonst um einen direkten Ton bemühte Film zum Ende hin kräftig auf das Gefühlspedal. Das führt zu einer seltsamen Verschiebung der Gewichte vom lakonischen Ansatz zur therapeutischen Sicht. Doch dank des deutsch-belgischen Schauspielerensembles, das trotz einiger verbrauchter Fernsehgesichter zu harmonieren weiß, und der angenehm leichten Erzählweise schafft Verbong es dennoch, sein Plädoyer für die Sterbehilfe nicht zu verraten. Denn das klingt hinter dem Aufstöhnen unter der Last des Verlusts als Subtext immer mit.
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