Wonderful Town

- | Thailand 2007 | 92 Minuten

Regie: Aditya Assarat

In einem einstigen Touristenort in Südthailand scheint das Leben nach der Tsunami-Katastrophe vom Dezember 2004 still zu stehen. In der geisterhaften Atmosphäre des Städtchens trifft ein junger Architekt aus der Hauptstadt, der den Bau einer Hotelanlage beaufsichtigt, auf die Besitzerin eines kleinen Hotels, mit der er eine scheue und verhaltene Liebesbeziehung eingeht. Doch das Glück ist für die beiden in sich abgekapselten Menschen nicht von Dauer. Atmosphärisch weitgehend stimmige Beschreibung eines bleiernen Stillstands, die mit den stilistischen Mitteln eines Geisterfilms eine Welt ohne Zukunft beschwört. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
WONDERFUL TOWN
Produktionsland
Thailand
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Pop Pic.
Regie
Aditya Assarat
Buch
Aditya Assarat
Kamera
Umpornpol Yugala
Musik
Koichi Shimizu · Zai Kuning
Schnitt
Lee Chatametikool
Darsteller
Anchalee Saisoontorn (Na) · Supphasit Kansen (Ton) · Dul Yaambunying · Sorawit Poolsawat · Prateep Hanudomlap
Länge
92 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
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Diskussion
Vor dem Tsunami vom 26. Dezember 2004 mag Takua Pa eine wundervolle (Touristen-)Stadt gewesen sein, nun aber lastet etwas Gespenstisches auf ihr und ihren verwaisten Straßen, den verlassenen Ferien-Residenzen und den zerstörten Hotels. Das Leben scheint zum Stillstand gekommen zu sein. Wenige Kilometer weiter aber hat die Zukunft schon begonnen. Dort zieht man einen riesigen Hotelkomplex hoch, und er ist der Grund dafür, dass es Ton, einen jungen Architekten aus der Hauptstadt, in das südthailändische Geisterstädtchen verschlägt. Er ist der einzige Gast der schönen Na, die etwas gedankenverloren ihr Hotel in Schuss hält, wobei sie in erster Linie mit Wäsche waschen beschäftigt zu sein scheint. Ton bekundet rasch Interesse an der schweigsamen jungen Frau, sie aber findet immer wieder Ausflüchte, weist ihn zurück und erklärt, sie habe zu viel zu tun, um einsam zu sein. Erst als Ton für eine Woche in die Stadt muss, sucht sie seine Nähe, streichelt zärtlich seine Bettdecke, schläft schließlich in seinem Bett ein. Nach Tons Rückkehr nähern sich er und Na vorsichtig an; ein Kuss ist zunächst das höchste der Gefühle, aber die Weichen sind gestellt. Für wenige Filmminuten leuchtet die Idee von Glück auf: Die Farben werden freundlicher, die Kamera ist weniger starr, die Landschaft gewinnt an Weite, die Isolation der beiden Hauptcharaktere, die nun immer häufiger gemeinsam in einem Bildausschnitt agieren, scheint überwindbar. Doch der Schein trügt. Den Verliebten scheint es nicht wirklich möglich zu sein, sich zu öffnen, auch jetzt ist ihr Verhalten wie von einer stummen Trauer geprägt. Na bringt es auf den Punkt, wenn sie sagt, sie fühle sich an diesem Ort gefangen: vom Meer auf der einen, von den (rettenden) Bergen auf der anderen Seite. So, als traue Regiedebütant Aditya Assarat der bisher so eindrucksvoll inszenierten Stimmung seines Films und den wunderbar gebrochenen Gefühlen seiner Figuren nicht so recht über den Weg, ändert sich der Charakter seines Films. Ins bisherige Zwei-Personen-Stück (wenige Komparsen nicht mitgezählt) werden Figuren wie Springteufel eingeführt, die das sich anbahnende Glück von außen bedrohen. Plötzlich taucht Nas krimineller Bruder auf, zudem macht eine jugendliche Moped-Gang dem Paar zu schaffen. Was sich von Beginn an abzeichnete, nimmt nun Gestalt an: In einer solchen Atmosphäre kann es kein gutes Ende geben. Es ist schade, dass Assarat im letzten Drittel zu dick aufträgt und nicht den somnambulen Schwebezustand und das Geisterhafte der Geschichte beibehält, womit er seine eigentliche Absicht unterläuft, eine Gespenstergeschichte ohne Geister zu erzählen. Dabei wird dieses Thema bereits mit dem ersten Filmbild aufgegriffen: Na träumt. Sie träumt vom Meer, aber nicht vom touristisch besetzten Blau, das als Erinnerungspostkarte im Gedächtnis verankert ist, sondern von einer bedrohlich grauen, schaumigen Brühe, die nichts Gutes verheißt. Dieses Traumbild wiederholt sich gegen Ende des Films und korrespondiert mit der vielen Wäsche, die nahezu zwanghaft gewaschen und getrocknet werden muss. Eine grandiose Metapher für das viele Wasser, das irgendwo am Horizont an den Strand schwappt und von dem im Moment keine Gefahr auszugehen scheint.

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