Ein Universitätsdozent erinnert sich im Jahr 2030 an seinen Vater, Großvater und Urgroßvater, die allesamt ihre Familien verließen, um sich den Traum vom Stepptanzen zu erfüllen. Liebevolle Hommage an die großen Stepptänzer des Hollywood-Musicals sowie an den französischen Regisseur Jacques Demy. Zwar vermag der wenig charismatische Hauptdarsteller nicht immer zu überzeugen, doch souveräne Nebendarsteller und die stimmungsvolle Fotografie machen dieses Manko wett.
- Ab 12.
Gene Broadway - Tanz ... oder Liebe?
Musical | Belgien/Luxemburg 2007 | 103 Minuten
Regie: Alain Berliner
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Filmdaten
- Originaltitel
- J'AURAIS VOULU ETRE UN DANSEUR
- Produktionsland
- Belgien/Luxemburg
- Produktionsjahr
- 2007
- Produktionsfirma
- Arémis/Samsa
- Regie
- Alain Berliner
- Kamera
- Tony Pierce-Roberts
- Musik
- Terry Davies
- Schnitt
- Laurent Ingels
- Darsteller
- Vincent Elbaz (François) · Cécile de France (Blanche) · Jean-Pierre Cassel (älterer Guy) · Circé Lethem (Ariane) · Jeanne Balibar (Claudia)
- Länge
- 103 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Musical
- Externe Links
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Heimkino
Diskussion
Der weltweite Erfolg seines Regiedebüts „Mein Leben in Rosarot“ (fd 32825) über einen Jungen, der gerne ein Mädchen wäre, katapultierte den Belgier Alain Berliner sogleich nach Hollywood. Dort inszenierte er allerdings mit dem Psychodrama „Tiefe der Sehnsucht“ (fd 34339) einen Flop. Erst sieben Jahren später kehrt er mit „Gene Broadway“ wieder auf den Regiestuhl zurück. Leider erlebt seine mit großartigen (CinemaScope-)Kinobildern aufwartende Hommage an das Musical hierzulande ihre Premiere nur auf DVD.
„Es steht fest, dass wir die Gene unserer Eltern haben und auch einige ihrer Verhaltensweisen. Wieso sollten wir nicht auch ihre Geheimnisse erben?“, fragt der Uni-Professor Antoine im Jahre 2030 und erinnert sich dabei an seinen Vater, Großvater und Urgroßvater, die alle drei einst ihre Familien verließen, um sich ihren Traum vom Steppen zu erfüllen. Um seine Theorie zu beweisen, erzählt er seinen Studenten die Geschichte von François, der eines Tages die Frau seiner Träume kennen lernt und heiratet. Sie bekommen einen Sohn und ziehen in ein schönes Haus. François wird sogar Geschäftsführer einer Videothek. Als ihm eines Tages „Singin’ in the rain“ (fd 1944) in die Hände fällt, beschließt er, steppen zu lernen. Bei einem Casting macht er die Bekanntschaft eines älteren Tänzers, der den gleichen Namen wie sein angeblich verstorbener Vater trägt. Fortan begibt sich François auf „Spurensuche“.
Stärker noch als in „Mein Leben in Rosarot“ setzt Berliner die Wirklichkeit der Fantasiewelt gegenüber. Im tristen bürgerlichen Alltag von François herrscht bitterer bis schwarzer Humor vor. In seiner erträumten Musical-Märchenwelt ist eitel „Regen“-schein. Liebevoll zitiert Alain Berliner Jacques Demy („Die Regenschirme von Cherbourg“, fd 30511), Gene Kelly („Singin’ in the rain“) und Fred Astaire („Vorhang auf“, fd 3322) und lässt François mit beschirmten Damen im Regen zwischen bunt angemalten Häusern und auf bis in den Himmel reichenden Showtreppen steppen. Mal in der Realität, mal im Traum. Leider ist sein Hauptdarsteller Vincent Elbaz nicht gerade ein Sympathieträger und auch von der Steppkunst her meilenweit von den Vorbildern entfernt. Selbst der mittlerweile 75-jährige Jean-Pierre Cassel stiehlt ihm mit seinen verhaltenen Stepp-Einlagen die Show. Dank seines souveränen Spiels bekommt die Vater-Sohn-Geschichte einige berührende Momente, genauso wie die wunderschöne Cecil de France der Liebesgeschichte einen zarten Stempel aufdrückt. So vereinen sich letztlich doch noch Melodram, Musik und Tanz zu einem poetischen Ganzen – wie im „echten“ Musical eben.
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