Komödie | Tschechien/Großbritannien 2007 | 103 Minuten

Regie: Jan Sverák

Ein pensionierter Lehrer will sich mit seinem Ruhestand nicht abfinden, probiert diverse Beschäftigungen aus und ist schließlich als Mitarbeiter eines Supermarkts vor allem damit befasst, Paare zusammenzubringen. Allmählich weicht seine Griesgrämigkeit einer schönen Verschmitztheit und einer neuen Lebenslust. Die heiteren Verwicklungen des gut gespielten Films resultieren vor allem aus diversen Missverständnissen und Irrtümern, wobei tiefere tragische Momente eher ausgespart bleiben. Dennoch eine unterhaltsame, sanft-gefühlige Komödie, die ästhetisch freilich am unteren Rand der Möglichkeiten ihres Regisseurs bleibt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
VRATNÉ LAHVE
Produktionsland
Tschechien/Großbritannien
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Biograf Jan Sverak/Phoenix Film Inv./Portobello Pic./TV Nova/U.F.O. Pic.
Regie
Jan Sverák
Buch
Zdenek Sverák
Kamera
Vladimír Smutný
Musik
Ondrej Soukup
Schnitt
Alois Fisárek
Darsteller
Zdenek Sverák (Josef "Beppo" Weberknecht) · Tatiana Vilhelmová (Helenka) · Daniela Kolárová (Eliska Weberknecht) · Robin Soudek (Tomík) · Jirí Machácek (Robert Landa)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

DVD und BD enthalten beide ein ausführliches "Making Of" (32 Min.) sowie ein Feature mit Storyboards (8 Min.).

Verleih DVD
Kool (16:9, 1.85:1, DD5.1 tschech./dt.)
Verleih Blu-ray
Kool/Goodmovies (16:9, 1.85:1, dts-HD tschech./dt.)
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Diskussion
Wenn Josef einen seiner vorlauten Schüler nicht mehr auszuhalten vermag, greift er zum nassen Tafelschwamm und drückt ihn über dem Kopf des Aufmüpfigen aus. Dabei kommt es ihm nicht in den Sinn, darüber nachzudenken, ob die Eltern jenes Kindes vielleicht Sponsoren der Schule sind. So geschieht es, dass Josef eines Tages vor seinem Direktorium Buße tun und gleichzeitig zugeben muss: „Ich bin hier nicht mehr glücklich.“ Weil er 65 Jahre alt ist, wird er in Rente geschickt. Bald sucht er sich diverse Beschäftigungen, dilettiert als Fahrradkurier und als Hilfskraft in der Flaschenannahme eines Supermarkts, und beginnt dort sein zweites Leben, indem er sich in das Leben der anderen einmischt und helfen will, wo er meint, helfen zu können. Jan Sverák, der tschechische Komödienspezialist, hält wie in seinem „Oscar“-prämierten „Kolya“ (fd 32 638) erneut eine Paraderolle für seinen Vater Zdenek parat. Der füllt die Figur des pensionierten Lehrers zunächst mit einer gehörigen Portion Griesgrämigkeit aus, die nach und nach einer schönen Verschmitztheit und neuen Lebenslust weicht. Sehr genau wird zum Beispiel das Verhältnis Josefs zu seiner Frau Eliska skizziert: Die kleinen Spitzen, die man aufeinander abschießt, sind fast das Letzte, was von der einstigen Liebe übrig blieb. Josefs Blick aus dem Zimmerfenster auf die unten vorbeifahrenden Züge signalisiert seine Sehnsucht nach Bewegung und Ferne: eine Einstellung, die Sverák so wichtig ist, dass er sie gleich mehrfach wiederholt. Mehrfach, allerdings in Varianten, werden auch die erotischen Traumbilder des Pensionärs wiederholt: ein Zugabteil mit Schönheiten, die nur auf sein Eintreten warten. Dass jede dieser Szenen von der Ehefrau derb gestört wird, lässt freilich mitunter an Altherrenwitze denken. Überhaupt bewegt sich Sverák ästhetisch eher am unteren Rand seiner Möglichkeiten. Die Kamera wirkt uninspiriert und konzentriert sich vor allem auf halbnahe und halbtotale Einstellungen; die Musik ist gefühlig. Drehbuch und Dramaturgie bedienen sich aus dem Katalog einschlägiger Fernsehfilme. Mit der zunehmenden Entwicklung der Geschichte, in der verschiedene Paare zueinander gebracht werden, resultiert der Humor vor allem aus Missverständnissen und Irrtümern. Wenn der Held beispielsweise eine Frau besucht, mit der er gern ein paar Schäferstündchen verbringen würde, geschieht das ausgerechnet in dem Moment, als auch ihr Mann zu Hause ist: Josef hatte die Wochentage verwechselt. Ein heiterer Film übers Altern wäre aber auch anders vorstellbar gewesen: als tragikomisches Gleichnis über den beginnenden körperlichen und geistigen Verfall und das Aufbegehren dagegen. Eine wirkliche Komödie hätte intensiverer tragischer Momente bedurft; in „Leergut“ reichte es nur für ein gefälliges und hin und wieder auch etwas spießiges Lustspiel. Am Ende lässt Sverák keine Geschichte offen, alle Fäden werden aufgedröselt, alle Fabelstränge finden zum guten Schluss. Natürlich trifft das auch auf Josefs Ehe zu: Gemeinsam mit seiner Frau startet er zum Flug mit einem roten Ballon. Dabei gilt es, diverse Gefahren zu überwinden, bis Eliskas erlösender Satz fällt: „Wir dürfen noch eine Weile weiterleben.“ Dann bäumt sich der Ballon bildfüllend und symbolträchtig auf, und damit auch jeder versteht, was gemeint ist, fügt Sverák noch eine letzte Traumgeschichte an: Diesmal sieht man das Abteil der erotischen Verführungen nur von draußen, und Josef darf es endlich und ohne schlechtes Gewissen betreten.
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