Ein 15-Jähriger aus Rotterdam gerät durch eine falsch programmierte Zeitreise in einen Kinderkreuzzug auf dem beschwerlichen Weg durch Deutschland und Italien im Jahr 1212. Der aufgeklärte Zeitreisende muss Mut aufbringen, Verantwortung übernehmen und Initiative zeigen in einer Zeit, die geprägt ist von Tod, Missgunst und Intrigen. Aufwändig in Szene gesetzter Abenteuerfilm für Jugendliche. Zwar mit einigen Zugeständnissen an den Massengeschmack, zeichnet er gleichwohl spannend und kenntnisreich das Mittelalter der Bauern, Bettler und Waisen nach und lässt dabei auch Fragen nach Werten, Toleranz und Glauben einfließen.
- Ab 12.
Kreuzzug in Jeans
Jugendfilm | Niederlande/Belgien/Luxemburg/Deutschland 2006 | 130 Minuten
Regie: Ben Sombogaart
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Filmdaten
- Originaltitel
- KRUISTOCHT IN JEANS
- Produktionsland
- Niederlande/Belgien/Luxemburg/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Kasander Film/Intuit Pic./Marmont Film Prod./Delux Prod./Focusfilm
- Regie
- Ben Sombogaart
- Buch
- Chris Craps · Jean-Claude Van Rijckeghem
- Kamera
- Reinier van Brummelen
- Musik
- Jurre Haanstra · Ozark Henry
- Schnitt
- Herman P. Koerts
- Darsteller
- Joe Flynn (Dolf Vega) · Stephanie Leonidas (Jenne) · Emily Watson (Mary Vega) · Michael Culkin (Anselmus) · Benno Fürmann (Thaddäus)
- Länge
- 130 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Jugendfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Wie das so ist, wenn ein „Zauberlehrling“ die Kontrolle über die Magie verliert, die er entfesselt: Der 15-jährige Dolf aus Rotterdam hat durch seinen Eigensinn und Egoismus die entscheidende Szene im Spiel der Jugendfußballnationalmannschaft „versemmelt“ und glaubt nun, das Geschehene durch einen Zeitsprung in die Vergangenheit rückgängig machen zu können. Da seine Mutter, eine Wissenschaftlerin, den Prototyp einer Zeitreise-Maschine entwickelt hat, ist es leicht für ihn, heimlich in ihr Labor einzudringen und die Maschine auf kurz vor Spielbeginn zu programmieren. Die Zielorteingabe ist korrekt: Speyer. Doch bei der Zeit „verrutschen“ Dolf in der Hektik die Daten – und der Zeitsprung katapultiert ihn in einen finsteren Wald voller rüder Wegelagerer. Da, wo ein Fußballstadion sein sollte, breitet sich vor Dolf die archaische Welt des Mittelalters im Jahr 1212 aus. Die etwa gleichaltrige Jenne rettet ihn und führt ihn ins Lager kindlicher Pilger, die sich unter der Führung des verehrten Nicholas auf dem Kinderkreuzzug ins Heilige Land befinden. Teils wegen seines unerklärbaren Wissens bestaunt, teils argwöhnisch angefeindet, schließt sich Dolf dem Kreuzzug an, hoffend, dass er bald von seiner Mutter zurückgeholt wird. Doch die Chancen stehen schlecht, und er muss sich in der „neuen alten“ Welt behaupten, indem er sich einordnet und zugleich Verantwortung übernimmt. Der beschwerliche, von Intrigen, Krankheiten und Tod gezeichnete Weg endet nach vielen Abenteuern, Gefahren und bitteren Erkenntnissen nicht in Jerusalem, sondern an der Mittelmeerküste Genuas, wo es zum dramatischen Finale kommt.
„Kreuzzug in Jeans“ entstand nach dem 35 Jahre alten Kinderbuch-Klassiker von Thea Beckman, der großen alten Dame der niederländischen Jugendliteratur, die für ihre Zeitreise-Fantasie keine glanzvolle Ritterzeit evoziert, sondern das bedrückende Mittelalter der Bauern, Bettler und Waisen. Dabei ist die Geschichte des Kinderkreuzzuges, bei dem Tausende von Kindern und Jugendlichen von Köln aus aufbrachen, um friedlich zur „Befreiung“ des Heiligen Landes beizutragen, historisch verbrieft. Unter ihrem Anführer Nicholas, der eine göttliche Botschaft empfangen haben soll, kamen bis zu 25.000 Anhänger zusammen, von denen die meisten ausgemergelt und ausgehungert den Weg über die Alpen nicht überlebten, sodass nur eine Rumpftruppe von 7.000 Kindern Italien erreichte und dort einem ungewissen Schicksal entgegensah. In diese Welt wird Dolf hineinkatapultiert, „bewaffnet“ lediglich mit Turnschuhen, Musikkonsole und Schokoriegel, aber mit dem Wissensschatz der Neuzeit, seinem Pragmatismus und Zweifel an der Naivität wie auch am unerschütterlichen Glauben der kindlichen Kreuzzügler, die er gleichwohl ins Herz schließt. „Zweifelst du denn an allem?“, muss sich der aufgeklärte Zeitreisende mehrfach fragen lassen und sich zu einer Haltung, Mut und eigener Initiative durchringen. Das ist kein tiefschürfender religions- und geschichtskritischer Diskurs, kommt vielmehr im Gewand einer aufwändigen europäischen Co-Produktion daher, die sich in Sachen Product Placement sowie Zugeständnissen an den Massengeschmack zuweilen weit aus dem Fenster lehnt. Dabei bleibt der Film stets spannend, stimmt dabei nachdenklich und ist mitunter sogar lehrreich, wenn das Mittelalter ins Verhältnis zur „bequemen“ Neuzeit gesetzt wird. Mögen dabei ausgiebig Tod und Sterben in einer grausamen Welt, die sich keine Gefühle und kein Mitleid zubilligt, gezeigt werden, bleibt der Tenor eher ethisch-heroisch und signalisiert anhand Dolfs innerem Reifungsprozess durchaus ein Happy End – auch wenn er dafür erneut zum Zeitreisenden wird.
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