Adam Sandlers neue Komödie ist ein Beispiel dafür, wie man seinen Kuchen isst und gleichzeitig behält. Sie handelt von zwei New Yorker Feuerwehrmännern, todesmutige Kerle und beste Freunde, die sich zum Schein als homosexuelles Paar ausgeben, damit die Kinder des verwitweten Larry in den Genuss seiner Pensionsansprüche kommen. Wie es soweit kam, spielt dabei keine Rolle, entscheidend ist, dass Chuck und Larry auf dem Weg zum Standesamt einerseits nur die allerdümmsten Schwulenwitze links liegen lassen, die Homophobie hinter diesen Stereotypen andererseits mit mildem Spott aufs Korn genommen wird. Wenn sich die unfreiwilligen Eheleute beraten, wie man die schwule Fassade am glaubwürdigsten aufrecht erhält, offenbaren sich die Klischees in ihrer ganzen Idiotie: „Ich habe in der Schule gerungen“, erinnert sich Larry, „und, huch, mir gefiel es.“ Im Grunde ist der Film ein klassisches Message-Movie, nicht unähnlich dem thematisch verwandten „Philadelphia“
(fd 30 662) – nur dass die ernste Botschaft in teilweise ziemlich pubertäre Späße verpackt wurde. Besonders albern wird es, wenn Sandlers Chuck, ein unverbesserlicher Schürzenjäger, von seiner homosexuellen Lebensweise aufs angenehmste profitiert. Als neue beste Freundin einer umwerfenden Schönheit darf er nicht nur im Umkleidezimmer Mäuschen spielen, sondern überdies die Echtheit verdächtig wohlgeformter Oberweiten mit eigenen Händen überprüfen. Doch es ist nicht alles Sonnenschein unterm Regenbogen: Chuck und Larry lernen die alltägliche Diskriminierung Homosexueller kennen, werden von ihren Kollegen bei der Feuerwehr geschnitten und solidarisieren sich bald so vehement mit ihren falschen Identitäten, dass sie am Ende in der ersten Reihe des Gay Rights Movement stehen.
All die Jahre wollten die Homosexuellen aus dem Kleiderschrank heraus, nun bekommen sie dort von einem heterosexuellen Ehepaar unter umgekehrten Vorzeichen Gesellschaft. Dieser Einfall ist bereits die halbe Miete, weshalb man Adam Sandler und seinen Autoren (zu denen auch „Sideways“-Regisseur Alexander Payne gehört) die vielen Albernheiten und gelegentlichen Inkonsequenzen nicht einmal übel nehmen kann. Beim zweiten Hinsehen steckt in manchem Witz ohnehin mehr, als man zunächst glauben wollte: Wenn Chuck und Larry etwa über einen Taxifahrer herfallen, der sie verächtlich als „Schwuchteln“ tituliert, verteidigen sie nicht ihre heterosexuelle Ehre, sondern einfach das Recht, anders zu sein. Wie selbstverständlich steuert das Drehbuch deshalb auf eine große Rede vor Gericht zu, deren Frank-Capra-Pathos von Sandlers Angewohnheit, frei von der Leber weg zu plappern, durchaus profitiert. „Auch ich habe viel zu oft Schwuchtel gesagt“, beichtet er seinem Publikum auf der Leinwand und im Kino, „doch das ist in etwa so verletzend, als würdet ihr mich Itzig nennen.“ Vielleicht fand es Sandler an der Zeit, an einer Minderheit etwas gutzumachen, auf deren Kosten er sich selbst schon amüsierte. Vielleicht hat er aber auch nur die Möglichkeiten dieses Komödienstoffs gesehen und zugegriffen, bevor ihm jemand zuvorkam. In jedem Fall ist der Film ein mehr als ehrenwerter Versuch, für die Dauer eines Films in die Kleider eines anderen zu schlüpfen.