Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wandelt sich eine attraktive Gelegenheitshostess in Hamburg zum Fußballfan, stürzt sich im allgemeinen Ausnahmezustand in sexuelle Eskapaden und beginnt eine Affäre mit einer Schauspielerin, die ihr an Energie in nichts nachsteht. Äußerst dicht fängt Klaus Lemke in seinem semi-dokumentarischen Liebesfilm die flirrend-aufgeheizte Stimmung des WM-Sommers ein und strickt zugleich weiter am Mythos seiner "toughen" Frauen, mit denen die Männer nicht mithalten können.
Finale (2006)
- | Deutschland 2006 | 75 Minuten
Regie: Klaus Lemke
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Klaus Lemke Filmprod.
- Regie
- Klaus Lemke
- Buch
- Klaus Lemke
- Kamera
- Paulo da Silva
- Schnitt
- Florian Kohlert
- Darsteller
- Saralisa Volm (Saralisa) · Anneke Schwabe (Anneke) · Timo Jacobs (Timo) · Stefan Witte (Stefan) · Skorpion Appel (Skorpion)
- Länge
- 75 Minuten
- Kinostart
- -
Diskussion
Wo waren Sie, als im Achtelfinale der Fußball-WM die beiden schnellen Tore Deutschlands im Spiel gegen Schweden fielen? Saralisa könnte die Frage sicher beantworten, denn sie wurde im Sommer 2006 zum leidenschaftlichen Fußball-Fan. So leidenschaftlich, dass sie nach dem Italien-Spiel prompt keine Lust mehr auf Fußball hat. Soll sie etwa in Berlin den Italienern und Franzosen beim Feiern zugucken? Das wäre ja wohl noch schöner. In „Finale“ hat Klaus Lemke viel von der denkwürdigen, flirrenden Atmosphäre der hochsommerlichen WM-Wochen eingefangen – weit mehr als Sönke Wortmann in „Deutschland. Ein Sommermärchen“ (fd 27 834), dem es vor allem um die „mönchische“ Binnenperspektive der Mannschaft ging und der nur aus dem Augenwinkel registrierte, was draußen im Land passierte. Lemke indes zieht im semi-dokumentarischen „Finale“ mit kleinem Team durch den Hamburger Kiez, von Szenekneipe zu Szenekneipe, von „Public Viewing“ zu „Public Viewing“. Die Straßen sind menschenleer, die Leute versammeln sich vor Kneipen, in denen die Fernsehgeräte laufen, die Nächte sind heiß und lang. Lemke zeigt schnellen Sex in schmuddeligen Hinterhöfen – ein Land im Ausnahmezustand. Die Weltmeisterschaft nimmt ihren Lauf; allmählich verdichten sich die Sexszenen zu Geschichten.
Lemke hat den Inhalt von „Finale“ auf die schöne Formel gebracht: „Die bittersüße Liebesgeschichte zwischen einer 26-jährigen Schauspielerin am Anfang ihrer Karriere und einem 21-jährigen Callgirl am Ende ihrer Ehe.“ Nachdem das sexuell aufgeheizte Flair der WM buchstäblich verpufft ist, strickt Lemke einfach weiter an seinem Mythos von den harten Mädchen und den Jungs, die den Mädchen längst nicht mehr gewachsen sind, wie er ihn zuletzt besonders schön in „Last Minute Jamaika“ (2002) entfaltet hatte. Seine Entdeckung Timo Jacobs hat eine schwarze Hornbrille und ungünstig sitzende Hosen verpasst bekommen, die ihn schon rein optisch zum Opfer der „Überfrau“ Saralisa machen. Während sie ihre Fußball-Leidenschaft exzessiv auslebt, überprüft Timo im Moment des entscheidenden Elfmeters gegen Argentinien seine Frisur. Mit solchen Männern ist kein Staat mehr zu machen: Ihre Ehe ist gescheitert, Timo möchte es cool nehmen, ist aber hilflos, während sich Saralisa durch die Szene schläft. Es gibt aber nur eine Person, die es mit Saralisa aufnehmen kann, die vielleicht noch eine Spur „tougher“ ist als sie selbst: die aufstrebende Schauspielerin Anneke. Während der Film die Männer buchstäblich am Wegesrand liegen lässt, entwickelt sich die Liebe der Alpha-Weibchen, und wenn man dazu die Musik von Amanda Lear hört, erscheint „Finale“ fast wie ein Déjà-vu: War das nicht schon immer so, in den Filmen von Klaus Lemke? Nur, dass er seine Geschichten früher nicht so roh und offen und mit so fiebrig-schäbiger Eleganz ausfabulierte.
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