Vier Brüder terrorisieren die Siedler im australischen Outback. Als der jüngste von ihnen einem unbarmherzigen Captain in die Hände fällt, fordert er den Kopf des Anführers gegen das Leben des Gefangenen. Düstere, überwältigend fotografierte australische Westernballade um die Inbesitznahme einer unerbittlichen Landschaft, die ihre Bewohner prägt. Zugleich ein zeitloser Film über Gut und Böse, Recht und Unrecht.
- Sehenswert.
The Proposition - Tödliches Angebot
Drama | Australien/Großbritannien 2005 | 99 Minuten
Regie: John Hillcoat
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Filmdaten
- Originaltitel
- THE PROPOSITION
- Produktionsland
- Australien/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2005
- Produktionsfirma
- Autonomous/Film Consortium/Jackie O Prod./Pacific/Pictures of Paradise/Surefire/UK Film Council
- Regie
- John Hillcoat
- Buch
- Nick Cave
- Kamera
- Benoît Delhomme
- Musik
- Nick Cave · Warren Ellis
- Schnitt
- Jon Gregory · Ian Seymour
- Darsteller
- Guy Pearce (Charlie Burns) · Ray Winstone (Captain Stanley) · Emily Watson (Martha Stanley) · Richard Wilson (Mike Burns) · Danny Huston (Arthur Burns)
- Länge
- 99 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert.
- Genre
- Drama | Western
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Heimkino
Diskussion
„Schau dir das an! Gib dich einfach hin, Charlie. Wir sind machtlos dagegen.“ Die Brüder Arthur und Charlie Burns sitzen in der Einöde des zerklüfteten australischen Outbacks, in dem höchstens mit Wildhunden und Aborigines zu rechnen ist, und schauen der orange-rot leuchtenden Sonne zu, die den Horizont in ein Feuer taucht. Hier, in der Einsamkeit am Ende des britischen Empires, schweißen nicht die Fahne, politische Gesinnung oder sozialer Stand zusammen, sondern Blutsbande und die Glut der Sonne. Die vier Burns-Brüder sind für ihren Zusammenhalt gefürchtet und für ihre Gewalttätigkeit berüchtigt. Erst jüngst sollen sie die Farm der Hopkins überfallen und verwüstet, die schwangere Frau vergewaltigt und alle Bewohner ermordet haben. Nun sitzen die beiden Ältesten des Clans in der kargen Landschaft und beschwören die Eintracht der Familie und die Magie des Landes, in dem sie zum Leben verdammt sind. Was Arthur, der Kopf der Burns, nicht weiß: Charlie ist gekommen, um ihn zu töten. Um seinen jüngsten Bruder aus der Gewalt des unbarmherzigen Captain Stanley zu erlösen, soll er innerhalb von neun Tagen den Kopf seines ältesten Bruders präsentieren.
„The Proposition“ bietet ein Western-Sujet par excellence: Normen wie Gut und Böse, Recht und Gerechtigkeit scheinen aufgelöst in der Unerbittlichkeit einer Landschaft, die zum Leben in Würde und Menschlichkeit, ja zum Überleben überhaupt nicht geschaffen ist. Die Siedler kämpfen nicht wie im Western Hollywoods mit den Widrigkeiten auf dem Weg nach Westen und um die Neubesiedelung eines Kontinents, sondern vegetieren vielmehr auf einem Fleck Erde, auf dem das Ansehen der dorthin deportierten Gesetzesbrecher nur noch von den „lebensunwürdigen“ Eingeborenen unterboten wird. Mögen sich die Geschichten, Panoramen und vielleicht auch Sonnenuntergänge ähneln: der „Down-Under-Western“ ist von einem gänzlich anderen mythischen Geist beseelt – es ist nicht der Geist des Aufbruchs, sondern der Ungeist der Umnachtung, was diesem kontinental eingefärbten Subgenre seinen suggestiven Sog verleiht. Viele Filme hat John Hillcoat noch nicht gedreht, doch bereits „Ghosts ... of the Civil Dead“ (fd 28 085) schlug durch die ungeheure emotionale (Zerstörungs-)Kraft in Bann. Nick Cave, der morbide Rocker, der mit seiner Gruppe „Bad Seeds“ düstere Balladen und archaischen Rock zelebriert, hat das schlichte und doch faszinierende Drehbuch geschrieben und den Film zudem durch eigene Kompositionen musikalisch begleitet. Cave und Hillcoat stellen dem diabolischen Arthur Burns den gefallenen Engel Charlie sowie einen verschlagenen Kopfgeldjäger zur Seite und mit Captain Stanley einen höchst ambivalenten Antagonisten entgegen. Dass alles wie in einer griechischen Tragödie enden wird, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Kameramann Benoît Delhomme illustriert die Handlung, als gelte es, die Schönheit des Landes durch die Grausamkeit noch unwirklicher, noch schöner erscheinen zu lassen. Der an einem mörderisch heißen Heiligabend spielende Showdown im lichtdurchfluteten Anwesen des Captains bietet ein wahrhaft atemberaubendes Tableau des Schreckens, und die flirrende Hitze der Wüste wurde seit „Lawrence von Arabien“ (fd 11 864) nicht mehr eindrucksvoller in Szene gesetzt. Bei so viel Sorgfalt und Gestaltungswillen stehen auch die Darsteller nicht zurück; vor allem Danny Huston als böser Übervater, Ray Winston als ambivalenter Arm des Gesetzes und Emily Watson als dessen zwischen fataler Contenance, scheuer Empfindlichkeit und selbstmörderischem Gottvertrauen changierenden Frau bieten denkwürdige Leistungen. Ein zeitloses Meisterwerk, das auf die große Kinoleinwand gehört hätte!
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