Eine Offset-Druckmaschine, die von einem deutschen Ingenieur in einem rumänischen Betrieb aufgestellt und gewartet wird, ist äußerer Anlass für Missstimmungen zwischen allen Beteiligten. Der wahre Grund ist jedoch, dass der Deutsche dem rumänischen Auftraggeber die Geliebte, seine Sekretärin, auszuspannen droht. Mischung aus Liebesgeschichte, Psychodrama und Kultur-Tragikomödie, die die Motivation ihrer Charaktere nicht eindeutig zu vermitteln versteht. Durch das ausgezeichnete Spiel und die erlesene Fotografie entwickelt der Film dennoch Unterhaltungswert.
- Ab 14.
Offset
Drama | Deutschland/Frankreich/Schweiz 2006 | 109 Minuten
Regie: Didi Danquart
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Filmdaten
- Originaltitel
- OFFSET
- Produktionsland
- Deutschland/Frankreich/Schweiz
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Noirfilm/Integral Film/C Films/Unlimited/ZDF-arte/ARTE France/SWR/Schweizer Fernsehen
- Regie
- Didi Danquart
- Buch
- Didi Danquart · Cristi Puiu · Razvan Radulescu
- Kamera
- Johann Feindt
- Musik
- Klaus Buhlert
- Schnitt
- Nico Hain
- Darsteller
- Alexandra Maria Lara (Brindusa) · Felix Klare (Stefan) · Razvan Vasilescu (Iorga) · Katharina Thalbach (Frau Fischer) · Manfred Zapatka (Herr Fischer)
- Länge
- 109 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Tragikomödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Die Sprache der Technik sei international, heißt es. Aber die Offset-Druckmaschine aus Deutschland, die Iorga für seine Bukarester Druckerei gekauft hat, scheint nur Deutsch zu verstehen. Stefan, ein junger deutscher Ingenieur, richtet sie ein. Als die teure Druckstraße nicht die gewünschten Ergebnisse liefert, behauptet er, das liege an der verwendeten Farbe, nicht am Gerät. Iorga, der graubärtige Patriarch im feinen Anzug, zweifelt das an, bestellt einen Gutachter. Auch der kommt aus Deutschland und bestätigt Stefans Einschätzung. Prompt fühlt sich der stolze Rumäne von den Deutschen betrogen. Seine Wut entlädt sich zunächst darin, dass er auf Rumänisch über die Deutschen herzieht. So baut er eine weitere, zwischenmenschliche (Sprach-)Barriere auf.
Brindusa, die Sekretärin und Dolmetscherin Iorgas, versucht eine Eskalation zu vermeiden, indem sie dem Gutachter die Gehässigkeiten ihres Chefs nicht übersetzt. Dessen Missstimmung aber ist unleugbar, wenn er sich mit finsterer Miene mit Brindusa streitet. Doch das, was er auf Rumänisch zu ihr sagt, hat mit dem Geschäftlichen und auch mit kulturellen Differenzen wenig zu tun. Es geht schlicht um Eifersucht. Iorga ist Mitte 40, verheiratet und hatte mit der knapp 20 Jahre jüngeren Brindusa eine Affäre. Bis Stefan auftauchte. Jetzt will Brindusa Stefan heiraten und mit ihm nach Deutschland ziehen. Iorga versucht, das mit allen Mitteln zu verhindern. Im Grunde weiß er, dass die Offset-Maschine tadellos funktioniert. Indem er sie beanstandet, will er seinem Konkurrenten nur eins auswischen. Als er damit scheitert, versucht er Brindusa Stefan gegenüber schlecht zu machen. Der ahnt nichts von dem Verhältnis zwischen Iorga und seiner Verlobten. Brindusa aber fühlt sich mehr und mehr zwischen den beiden Männern hin- und hergerissen.
Dass Brindusa an ihrer Beziehung zu dem etwas arroganten Deutschen zweifelt, erscheint durchaus nachvollziehbar. Weshalb sich die ebenso schöne wie kluge Frau aber nicht von dem sich immer tyrannischer gebärdenden Iorga losreißen kann, ist nur schwer verständlich. Freilich, die Wirklichkeit schreibt viele solcher für Außenstehende kaum nachvollziehbarer Geschichten. Drehbuchautor und Regisseur Didi Danquart verpasst es jedoch, seine Version den Zuschauern emotional aufzuschlüsseln. In einer Szene schnappt Stefan Brindusa den letzten Keks vor der Nase weg, worauf diese fassungslos und geradezu lächerlich empört reagiert. Später kauft er ihr eine Packung neuer Kekse. Brindusa aber bleibt verärgert und stellt gekränkt fest, das sei nicht ihre Sorte. Hinter solchen Einstellungen muss sich wohl Symbolisches verbergen. Ein Kulturkonflikt gar, weil es Stefan an rumänischer Galanterie mangelt? Von der ist aber auch bei Iorga kaum etwas zu spüren. Danquart lässt die Gründe letztlich offen. Doch etwas Unausgesprochenes trennt Brindusa von Stefan und verbindet sie mit Iorga. Vielleicht vermittelt ihr dieses altväterliche, verheiratete Scheusal ein irrationales Gefühl von Heimat.
Die kulturellen Dissonanzen, die im Dreiecksverhältnis von Stefan, Brindusa und Iorga latent anklingen, kommen stärker zum Vorschein, als Stefans Familie zur Hochzeit in Bukarest eintrifft. Vor allem Stefans Mutter stolpert mit deutscher Touristenüberheblichkeit durch Rumänien. Ein wenig unvermittelt verlagert der Film hier seinen Schwerpunkt vom Beziehungsdrama zur „Culture Clash“-Tragikomödie. Besonders Katharina Thalbach sorgt für eine gelungene satirische Einfärbung im Stile Gerhard Polts, die sich jedoch nicht immer mit der sonst eher nachdenklichen Grundstimmung des Films verbindet. Geradezu beklemmend ist die Szene, in der Stefans Familie und Brindusas Vater beim ersten gemeinsamen Abendessen aneinander vorbei reden, während Brindusa aus unerfindlichen Gründen heimlich zu Iorga eilt. Alexandra Maria Lara verleiht der undurchschaubaren, launischen Brindusa eine geheimnisvolle Aura. So vermag sie es, die Widersprüche der Figurenzeichnung in einem schillernden, aber in sich stimmigen Charakter aufzuheben. Insgesamt gelingt es „Offset“ nicht so recht, das Gleichgewicht zwischen Liebesgeschichte, Psychodrama und Cultural-Clash-Dramödie zu finden. Dennoch unterhält der ausgezeichnet gespielte und in schönen, satten Farben fotografierte Film bestens; bis zum finalen Showdown am Tag der geplanten Hochzeit. Dafür aber, dass der angedeutete Kulturkonflikt die Zuschauer noch länger zu beschäftigen vermag, beschreibt ihn Danquart nicht zwingend genug.
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