Ein kleiner afrikanischer Junge sorgt mit Witz und Einfallsreichtum für das Wohlergehen seines Stammes. Ein beherzter, ganz und gar kindgerechter Zeichentrickfilm (in Fortsetzung von "Kiriku und die Zauberin", 1998), der in vier abgeschlossenen Episoden vom Leben in Afrika erzählt. Trotz gelegentlicher Idealisierung überzeugt der in warmen Farben gestaltete Film durch seine Ruhe und Friedfertigkeit und kann auch kleineren Kindern einen von Klischees umstellten Kontinent näherbringen.
- Sehenswert ab 8.
Kiriku und die wilden Tiere
Kinderfilm | Frankreich 2005 | 75 Minuten
Regie: Bénédicte Galup
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Filmdaten
- Originaltitel
- KIRIKOU ET LES BÊTES SAUVAGES
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 2005
- Produktionsfirma
- Les Armateurs/Jet Media/Armada
- Regie
- Bénédicte Galup · Michel Ocelot
- Buch
- Philippe Andrieux · Bénédicte Galup · Marie Locatelli · Michel Ocelot
- Musik
- Manu Dibango
- Länge
- 75 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 8.
- Genre
- Kinderfilm | Zeichentrick
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Erwachsene, die Kinder beim Fernsehen beobachten, haben oft nur wenig Verständnis für die grellen, lauten und oft gewalttätigen Zeichentrickfilme und Serien meist japanischer Herkunft, mit denen bereits die Jüngsten berieselt werden. Wirklich „kindgerecht“ erscheinen dabei nur wenige Produktionen. Während die computeranimierten Filme von Pixar, DreamWorks und anverwandter Produktionsstätten sich stets darum bemühen, mittels popkultureller Zitate und – mehr oder minder – subtilem Humor auch ältere Zuschauer anzulocken, sind Zeichentrickfilme ausschließlich für Kinder rar geworden. „Kiriku und die wilden Tiere“ ist da eine Ausnahme. Der Held ist ein kleiner afrikanischer Junge mit Irokesen-Haarschnitt, der in vier Episoden seine Vollwertigkeit als Stammesmitglied unter Beweis stellt. Dabei knüpft die erste Episode nahtlos an den Schluss des ersten Films „Kiriku und die Zauberin“ (fd 33888) an: Sein Großvater, ein in blütenreinem Weiß gekleideter Greis, der in einer blauen Höhle zu wohnen scheint, gibt den Erzähler, der vom Sieg Kirikus über die böse Zauberin Karaba berichtet. Die Freude der Dorfbewohner – überwiegend Frauen und Kinder; die Männer sind dem Kampf gegen die Hexe anheim gefallen – drückt sich in einem exaltierten Freudentanz aus, begleitet von einem Loblied auf den mutigen Jungen – ein Motiv, das jede der vier Episoden beschließt. Das erste Segment ist dem Nahrungserwerb des Dorfes gewidmet. Es werden Nutzpflanzen ausgesät und Wassergräben mit dem entfernten Brunnen verbunden. Doch am nächsten Morgen ist die Farm zerstört und das Geschrei groß. In der folgenden Nacht verstecken sich Kiriku und einige Dorfbewohner zwischen dichten Büschen, um des Vandalen habhaft zu werden. Eine schwarze Hyäne mit rot glühenden Augen ist für die Zerstörung verantwortlich und wird letztlich von Kiriku in die Flucht geschlagen. In der zweiten Episode bringt der kleine Junge die Dorfgemeinschaft zur Töpferei, um die gebrannten Erzeugnisse in der entlegenen Stadt zu veräußern und mit dem erworbenen Geld das dringend benötigte Saatgut zu kaufen. Doch schickt die Hexe einen verwunschenen Büffel, der kurz vor Erreichen des Zieles die von ihm transportieren Töpfe, Teller und Schalen abwirft. Nur die Miniatur-Töpfe des Knaben überdauern das Unglück; sein Misstrauen in das pechschwarze Tier mit den roten Augen macht sich bezahlt. Wenig später entkommt der Junge einer auf ihn angesetzten Horde von Fetischen auf dem Kopf einer Giraffe, die ihn durch die unterschiedliche Topografie Afrikas führt; im vierten Kapitel muss er die Erwachsenen von einer Vergiftung kurieren – doch wächst die benötigte Heilpflanze ausgerechnet vor der Hütte der Hexe.
Neben den dramaturgischen Eigenheiten, die ganz an die Konzentrationsfähigkeit kleiner Kinder angepasst sind, glänzt der Film durch die Anmut eines animierten Bilderbuches: Die prachtvollen, fantasievoll ausgeschmückten Hintergründe leuchten in warmen Farben. Natürlich kann man dem Film vorwerfen, dass er ein Afrika-Bild zeichnet, das so wohl nur noch in den Köpfen westlicher Afrikanistik-Studenten im ersten Semester existiert. Doch tut er dies, um unaufdringlich die Vorzüge sozialen Miteinanders herauszustellen, die Schöpfungskraft und den Zusammenhalt einer Gemeinschaft, die jedes Hindernis zu überwinden weiß, wenn auch unter der Anleitung des Titelhelden. Der fast schon meditative Gestus des Films wird zudem durch die charakteristischen Klänge von Manu Dibango verstärkt. Mit „Kiriku und die wilden Tiere“ haben Michel Ocelot und Bénédicte Galup einen Kinderfilm geschaffen, der entgegen den Zeitgeist eine Ruhe und Friedlichkeit ausstrahlt, die die jüngsten Zuschauer und deren Eltern gleichermaßen wertschätzen können.
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