Lichter der Vorstadt

Drama | Finnland/Deutschland/Frankreich 2006 | 77 Minuten

Regie: Aki Kaurismäki

Ein Sicherheitsangestellter lebt dumpf und stumm in den Tag und wehrt sich seiner Haut auch nicht, als er von einer Blondine für einen Raub ausgenutzt wird und man ihm die Schuld in die Schuhe schieben will. Erst sehr spät dämmert es ihm, dass ihm eine andere Frau ständig zur Seite steht und jederzeit bereit ist, ihm die Hand zu reichen. Abschließender Teil der "Verlierer"-Trilogie von Aki Kaurismäki, der die triste Geschichte ohne viele Worte, mit starren Kameraeinstellungen und einer durchkomponierten Ästhetik erzählt. Der tieftraurige und zugleich sehr schöne Film bietet mit seiner kleinen Geschichte großes Gefühlskino. (Weitere Titel der Trilogie: "Wolken ziehen vorüber" und "Der Mann ohne Vergangenheit"; Kinotitel Schweiz: "Lights in the Dusk") - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LAITAKAUPUNGIN VALOT
Produktionsland
Finnland/Deutschland/Frankreich
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Sputnik/Pandora/Pyramide Prod.
Regie
Aki Kaurismäki
Buch
Aki Kaurismäki
Kamera
Timo Salminen
Musik
Melrose
Schnitt
Aki Kaurismäki
Darsteller
Janne Hyytiäinen (Koistinen) · Maria Heiskanen (Aila) · Maria Järvenhelmi (Mirja) · Ilkka Koivula (Lindström) · Aarre Karén
Länge
77 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Pandora (1:1,85/16:9/Deutsch DD 5.1/Finn.)
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Diskussion
Im Zweifel für den Angeklagten: Im Zweifel für den Mann mit dem traurigen Hundeblick. Auch wenn es schwer fällt, an diesem Elend nicht vorbei zu schauen, sich nicht abzuwenden. Die Schmerzen, die sich in den Augen des Mannes spiegeln, könnten ansteckend sein – oder sie machen aggressiv. Koistinen tut sich schwer im Leben und macht es auch dem Publikum nicht gerade leicht, ihn zu mögen. Eigentlich tut der Mann gar nichts, um auch nur einen Anflug von Sympathie zu erheischen, überhaupt tut er sehr wenig – außer sitzen und trinken und rauchen. Für den Sicherheitsangestellten Koistinen ist das Glas immer halb leer. Deshalb füllt er es mit Whisky auf. Den Whisky trinkt er, dann raucht er eine Zigarette, davor, danach und dazwischen fühlt er sich schlecht; meistens stumm und ohne wenn und aber, ohne wieso und überhaupt. Auch an einem Tag wie diesem, als sich eine Blondine zu ihm an den Bar-Tisch setzt und ihm auf den Kopf zusagt, dass er einsam ist, und sich dann von ihm ins Kino einladen lässt, ihm den Zugangscode zu einem Juweliergeschäft abluchst und ihm später den gestohlenen Schmuck unter das Sofakissen schiebt. Sogar als sie ihn an die Polizei verrät, kommt Koistinen nicht auf die Idee, sich zu wehren oder auch nur den Versuch zu machen, seine Unschuld zu beweisen. Es dämmert dem Mann in den „Lichtern in der Dämmerung“ erst sehr spät, dass ihm eine andere Frau ständig zur Seite steht und jederzeit bereit ist, ihm die Hand zu reichen. Mit „Lights in the Dusk“ nimmt nach Aussagen von Aki Kaurismäki seine Trilogie über Verlierer ihr Ende. Nach „Wolken ziehen vorüber“ (fd 31 937) und „Der Mann ohne Vergangenheit“ (fd 35 669), in denen Themen wie Arbeits- bzw. Obdachlosigkeit im Mittelpunkt der stets simpel gestrickten Geschichten standen, dreht sich in „Lights in the Dusk“ alles um die Einsamkeit. „Ich liebe Verlierer, weil ich selbst einer bin“, kokettiert Kaurismäki. Wie seine Filmfiguren, die sich und ihrem (meist miesen) Dasein treu bleiben, geht der finnische Regisseur mit Kultstatus konsequent seinen eigenen Weg. Die entschlossene Leidensfähigkeit des Kaurismäki-Universums ist inzwischen ein Markenzeichen. Ob er und seine Figuren nun Verlierer oder nicht sind, das ist also auch eine Frage der Perspektive. In ihrem stoischen Pessimismus lässt sich jedenfalls keiner von ihnen von der Gesellschaft verbiegen. Nur dass Filmfiguren wie Koistinen auch noch geschlagen werden, wenn sie bereits am Boden liegen, was ihnen sicher öfters passiert als Kaurismäki. Mit 26 Jahren drehte Kaurismäki seinen ersten Film – nach einer Vorlage, die Hitchcock für unverfilmbar hielt: Dostojewskis „Schuld und Sühne“ (fd 29 773). Schon damals genügte ein Blick auf den Film, und es wurde deutlich, dass ein „echter Kaurismäki“ unverkennbar ist. Kaurismäki, der sagt, er sei seit 20 Jahren nicht mehr im Kino gewesen und dass er seine eigenen Filmen nach der ersten Kopie nie wieder anschaue, inspiriert sich nach wie vor an den Klassikern der Filmgeschichte. In seiner eigenwilligen Art macht er seit Jahren großes Gefühlskino mit kleinen Geschichten und wenig Hoffnung; Geschichten, die in einem Finnland spielen, das es so wohl nie gab. Er erzählt, ohne viele Worte zu verlieren, und mit sparsam gestreutem schwarzem Humor. Bevorzugt werden starre Kameraeinstellungen, und eine, wie in „Lights in the Dusk“, bis zu den roten Nelken hin durchkomponierte Ästhetik. Seine ausgewählten Bilder sind unterlegt mit dramatisierender Musik, die zum Trinken ermuntert und direkt ins Herz trifft. Bei „Lights in the Dusk“ muss man nicht Finne sein, um diesen tieftraurigen und sehr schönen Film zu lieben. Aber an einem Hang zur Melancholie muss man wohl leiden – und ein klein wenig wohl auch an dem Glauben, dass einen die Liebe rettet.
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