Horror | USA 2001 | 96 Minuten

Regie: Brad Anderson

Fünf Handwerker sollen eine leer stehende Nervenheilanstalt von Asbest befreien. Doch das gewaltige Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts scheint einen unerklärlichen Einfluss auf sie auszuüben. Nachdem alte Tonbänder auftauchen, die einen mysteriösen Fall von Schizophrenie dokumentieren, verliert der labile Chef der Handwerker die Kontrolle über sich. Suggestive, in brillanten Bildern und mit spartanischen, aber umso effizienteren Schockeffekten inszenierte Geisterbahnfahrt in die Untiefen der menschlichen Seele. Die originelle, dezent agierende Besetzung und das ausgeklügelte Sounddesign tragen ebenfalls zur nachhaltigen Verstörung bei.
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Filmdaten

Originaltitel
SESSION 9
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
October Films/Scout Prod.
Regie
Brad Anderson
Buch
Brad Anderson · Stephen Gevedon
Kamera
Uta Briesewitz
Musik
Climax Golden Twins
Schnitt
Brad Anderson
Darsteller
David Caruso (Phil) · Stephen Gevedon (Mike) · Paul Guilfoyle (Bill Griggs) · Josh Lucas (Hank) · Peter Mullan (Gordon Fleming)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Genre
Horror
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Drehbuchautors, fünf Storyboard/Film-Vergleiche (10 Min.) sowie ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (10 Min.), inklusive eines alternativen Filmendes.

Verleih DVD
Capelight (16:9, 2.35:1, DD2.0 engl., DD6.1 dt., dts6.1 dt.)
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Diskussion
Brennen sich die Untaten der Vergangenheit in jene Mauern ein, die gebaut worden sind, um sie zu verbergen? Vor 150 Jahren entstand in der Nähe von Boston eine Anstalt für Nervenkranke, ein mächtiger Backsteinbau mit vielen kleinen Türmen und verspielten Giebeln. Eine Trutzburg oder ein Kerker – errichtet, um zu heilen oder zu verdammen? In ihren besten Zeiten lebten hier weit über 2000 Patienten, und kaum jemand verließ je das Sanatorium – schon gar nicht geheilt. Doch nach öffentlichen Irritationen über angeblich misshandelte Patienten wurde die Anstalt geschlossen. 15 Jahre später soll das Gebäude wieder nutzbar gemacht werden. Die kleine Firma von Gordon soll das Anwesen binnen einer Woche von Asbest befreien. Doch in den weißgetünchten Räumen und den unübersichtlichen Kellergewölben hat sich etwas anderes festgesetzt, was langsam in den Familienvater eindringt und ihn zu einer unberechenbaren Gefahr werden lässt. Es beginnt damit, als einer der Männer in einem Abstellraum Tonbänder findet, die eine Patientenbefragung archivieren. Immer wieder nimmt er sich frei und hört der offensichtlich schizophrenen Patientin zu. Für Filme, in denen ein Haus der heimliche Hauptdarsteller ist, ist das filmische Entree des Gebäudes von entscheidender Bedeutung. In „Session 9“ lugt das mächtige Anwesen zwischen den Bäumen einer Allee hervor. Man sieht den Respekt, den das Gemäuer einflößt, in den Gesichtern der ahnungslosen Protagonisten, von denen das Haus allmählich Besitz nimmt. Erinnerungen an Stanley Kubricks „Shining“ (fd 22 670) oder auch Robert Wises „Bis das Blut gefriert“ (fd 12 514) werden wach und lassen sich nicht mehr verdängen. Regisseur Brad Anderson hat, wie seine Vorbilder, zu denen er (im Audiokommentar zur DVD) auch Peter Weirs „Picknick am Valentinstag“ (fd 20 381) zählt, keinen „vordergründigen Horrorfilm im MTV-Stil“ im Sinn. Er nimmt sich viel Zeit, gibt den Akteuren Raum, um mit dem Haus zu interagieren, und lässt die bedrohlichen Szenerien im Kopf des Zuschauers arbeiten. Das ist ein sehr wirkungsvolles, leider rar gewordenes Konzept, das besonders verstörende Momente erzeugt. Der Horror entsteht dabei beiläufig und steigert sich langsam zum nicht mehr zu kontrollierenden (Psycho-)Terror. „Session 9“ ist kaum brutaler als ein gewöhnlicher Fernsehkrimi, gehört aber sicherlich zu den effizientesten amerikanischen Horrorfilmen der letzten Jahre. Im Zuge der Horrorfilm-Renaissance und nach dem Erfolg des im „spanischen Exil“ entstandenen „Der Maschinist“ wird jetzt endlich auch das Frühwerk des 40-jährigen Anderson entdeckt. „Session 9“ ist eines der wenigen Beispiele, die zeigen, dass man auch mit HD-Video-Material großartige Kinobilder inszenieren kann. Anderson und seine Kamerafrau Uta Briesewitz zelebrieren langsame Dolly-Shots durch das Sanatorium und lassen den Zuschauer ausgiebig die „einnehmende“ Geschichte des Hauses erfahrbar werden. Allzu verständlich nur, dass einer solchen Umgebung die Kraft zugeschrieben wird, selbst rationale Geister nachhaltig in ihren zerstörerischen Bann zu ziehen. Neben actionversierten Darstellern wie David Caruso und Josh Lucas sticht vor allem die Wahl des Hauptdarstellers ins Auge: Peter Mullan beweist, dass er nicht nur in Sozialdramen wie „Riff Raff“ (fd 29 305) oder „Mein Name ist Joe“ (fd 33 480) eine glaubwürdige Figur macht.
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