Madagascar (2005)

Animation | USA 2005 | 86 Minuten

Regie: Eric Darnell

Ein Löwe, ein Zebra, eine Giraffe und ein Nilpferd führen ein bequemes Leben im New Yorker Zoo. Nach einem Ausflug in die Stadt werden sie ausgewildert und landen in Madagaskar, wo sie nicht nur mit den Gefahren des Dschungels fertig werden müssen. Im Löwen erwachen zudem die Raubtierinstinkte und lassen ihn zur Bedrohung für seine Freunde werden. Amüsanter Animationsfilm aus der "DreamWorks"-Schmiede, der mit Dialogwitz und Slapstick-Einlagen von einem verrückten "Going Native" erzählt und sowohl die Zivilisation als auch das "Zurück zur Natur" auf die Schippe nimmt. - Ab 8 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
MADAGASCAR
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
DreamWorks/Pacific Data Images
Regie
Eric Darnell · Tom McGrath
Buch
Mark Burton · Billy Frolick
Musik
Hans Zimmer
Schnitt
Mark Hester
Länge
86 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8 möglich.
Genre
Animation
Externe Links
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Heimkino

Wie die Standardausgabe, enthält auch die Special Edition (2 DVDs) einen dt. untertitelbaren Audiokommentar der Regisseure. Die Special Edition enthält zudem u.a. den optional kommentierbaren Kurzfilm "Die Pinguine auf weihnachtlicher Mission" (11:40 Min.). Die BD ist, was das Bonusmaterial betrifft, mit der Special Edition vergleichbar.

Verleih DVD
Universal/Dreamworks (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Paramount (16:9, 1.78:1, DTrueHD engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
Warum sollte ein Zootier schon Sehnsucht nach dem Leben in der freien Natur entwickeln? Aus Gründen der Rückversicherung der eigenen Existenz? Ist ein Löwe als professioneller Löwendarsteller im Zoo nicht ohnehin schon eine Projektion seines Betrachters? Braucht es da noch die Erfahrung der Freiheit? Woher stammt überhaupt der Begriff „Freiheit“ bei Tieren, die in Gefangenschaft geboren sind? Und ist dies ein nützlicher Begriff? Gegen Letzteres spricht bereits, dass im New Yorker Zoo die medizinische Grundversorgung und auch die regelmäßige Mahlzeitenfolge garantiert sind. Rein rational ist aus der Perspektive eines Zootiers also wenig gegen das Leben im Zoo einzuwenden – wäre da nicht diese Gruppe hochintelligenter, sich merkwürdig militaristisch gebender Pinguine, die den Ausbruch in Richtung Antarktis wagen wollen. Dieser Ausbruch, und da können die ängstlichen Freunde noch so sehr abwiegeln, weckt die Sehnsucht bei Zebra Marty. Zumindest einmal und nur kurz will es die Freiheit schmecken, einmal durch New York City schlendern, vielleicht von der Grand Central Station mit dem Zug „mal kurz raus“ nach Connecticut, wo die Freiheit grenzenlos sein soll. Das weiß Marty aus der Werbung. Doch Martys beste Freunde, der eitle Löwe Alex, die neurotische Giraffe Melman und die mütterliche Nilpferddame Gloria, fürchten, dass ihr Freund beim Freiheitserlebnis Schaden nehmen könnte, und machen sich auf die Suche. Was alles ganz harmlos wäre, hätten die Tiere nicht die Rechnung ohne die Ängste der Menschen gemacht. Mittels eines Riesenaufgebots von Sicherheitskräften werden die Tiere festgesetzt (wobei auch die Pinguine wieder in die Falle gehen). Die Strafe fällt drakonisch aus: Die auf Freiheit neugierigen Tiere werden eingeschifft, um in Afrika ausgewildert zu werden. Einige kuriose Handlungstwists später werden die vier Freunde an die Küste von Madagaskar gespült und sind gezwungen, sich in der Wildnis zu behaupten, was ihre Freundschaft auf eine große Bewährungsprobe stellt. Im Vergleich mit den ebenfalls von „DreamWorks“ produzierten Filmen „Shrek 2“ (fd 36 557) und „Große Haie – Kleine Fische“ (fd 36 729) schaltet „Madagascar“ in Sachen Anspielungsreichtum einen Gang herunter und nimmt sich mehr Zeit für die Ausarbeitung der zentralen Konflikte. Tatsächlich ist der Film sehr dialogreich, weil die entgegengesetzten Positionen von Freiheit und Freundschaft je nach Lage der Dinge stets aufs Neue ausdiskutiert werden müssen. Die entscheidende Entwicklung macht Löwe Alex durch. Spottet er zu Beginn noch über seine professionelle Rolle im Zoo, wo der König der Tiere gerne einmal Rentner erschreckt, so lässt ihn der Hunger in der Wildnis sogar zur Gefahr für die besten Freunde werden. Wenn sich Alex aus Furcht vor seinen Instinkten in die Einsamkeit zurückzieht, kommt ein sinistrer Zug in den Film, der sich der kindlichen Zielgruppe wohl nicht immer erschließt. Das erwachsene Kinopublikum wird dagegen vergnüglich die Anspielungen auf die klassischen Werwolf-Filme registrieren. Ebenso wie die philosophischen Fragen nach Freiheit und Freundschaft, die „Madagascar“ durchaus ernsthaft durchspielt, steckt der Film auch voller Anspielungen auf Musik („Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees; Exotica-Klänge aus dem Geiste Martin Dennys) und auf Filme („Castaway – Verschollen“; „American Beauty“), die Kinder kaum dekodieren können, was deren Vergnügen an dem Film aber kaum schmälern dürfte, weil für hinreichend Slapstick-Action gesorgt ist. Zudem gibt es opulente visuelle Attraktionen: Der farbenprächtige Dschungel auf Madagaskar wurde von Gemälden Henri Rousseaus inspiriert, für die Action-Sequenzen griff man auf klassische „Warner“-Cartoons der 1940er-Jahre zurück, hinzu kommen psychedelische Traumszenen, die direkt aus den 1960-ern zu stammen scheinen. Die Trickfilmmacher scheinen sich technische Herausforderungen zu suchen, deren Bewältigung dann für die produktionstechnische „Sensation“ des Films sorgen: in „Madagascar“ sind dies etwa die Mähne des Löwen Alex, die Brandung am madagassischen Strand oder auch das Fortspülen von Fußspuren am Strand. Eine besondere Attraktion ist das partysüchtige Volk der Lemuren, deren aberwitzige Hingabe an Großraum-Discotheken-Techno sehr für den Film einnimmt. Der Lemurenkönig Julien XIII. wird im Original von Sacha Baron Cohen („Ali G.“) gesprochen, für dessen Patois es kein deutsches Äquivalent gibt, was die ansonsten gelungene Synchronisation an diesem Punkt scheitern lassen muss. Wie all die Konflikte in der Konfrontation mit der Natur gelöst werden („Die Muschi steht auf Sushi!“), weshalb sich die Pinguine einen Sonnenbrand holen und ob sich jemand für eine Rückkehr in die Zivilisation des Großstadtdschungels entscheiden kann, soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Zu den Klängen von Louis Armstrongs „What a Wonderful World!“ gibt es eine schwarz-humorige Sequenz zu sehen, die klar macht, wie man sich Evolution ganz konkret vorzustellen hat. Schön ist das nicht, aber ausgesprochen komisch.
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