Invisible - Illegal in Europa
Dokumentarfilm | Deutschland 2004 | 93 Minuten
Regie: Andreas Voigt
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2004
- Produktionsfirma
- Barbara Etz Filmprod./a jour film/NDR-arte
- Regie
- Andreas Voigt
- Buch
- Andreas Voigt
- Kamera
- Johann Feindt · Marcus Winterbauer · Jacek Blawut
- Musik
- Hannes Zerbe
- Schnitt
- Marina G. Künzel
- Länge
- 93 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Fünf Menschen, fünf grundverschiedene Schicksale, die auf den ersten Blick nur eines eint: Sie halten sich ohne hinreichende Papiere in Europa auf und sehen sich täglich dem Zugriff von Behörden und deren exekutiven Organen ausgesetzt. Andreas Voigt wertet diese Schicksale und die Menschen nicht, zieht keine populistischen Trennungsstriche zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen. Vielmehr dokumentiert er den mehr oder weniger Angst besetzten Alltag und findet dafür nicht nur recht eindrucksvolle Bilder, sondern auch den jeweils den Protagonisten angemessenen Zugang, der auf einer eindrucksvollen visuellen Ebene geschaffen wird und als Leitmotiv der Personen immer wiederkehrt. Was für Oumar das unüberbrückbar erscheinende Meer ist, ist für Malika die Familie; Zakari hat sich völlig ins Dunkel zurückgezogen und führt wegen mutmaßlicher Abhöraktionen leicht paranoide Telefongespräche mit seiner Mutter; Edita führt ein quasi-bürgerliches Leben am Rande der Gesellschaft und zieht sich für seine/ihre Arbeit hinter einem Duschvorhang im Wald um. Prince flachst mit den holländischen Abschiebebeamten wie mit alten Bekannten, will nie mehr zurück in seine Heimat und landet schließlich doch in Lagos.
Voigt zeigt Bilder der vagen Hoffnungen und setzt dem seit Jahresfrist arg strapazierten Begriff der Parallelgesellschaften jenen noch nicht so recht ausformulierten Ausdruck Schattengesellschaften entgegen, die überall in Europa gedeihen. Dabei wird zweierlei deutlich: Für ein Großteil der Weltbevölkerung ist Europa noch immer der Kontinent, wo Milch und Honig fließen, und – wenn man denn den Umkehrschluss zulässt – das europäische Schwadronieren um ökonomische Einbrüche kommt trotz Abgabenlast und Umverteilung immer noch einem Jammern auf hohem Niveau gleich. „Invisible“ ist kein bequemer Dokumentarfilm, der mit „schönen Bildern“ aufwartet. Vielmehr legt er die Finger auf offene (Welt-)Wunden, deren Schmerzen nur im Zusammenschluss gelindert werden können, und deren Heilung nicht nationalen Behörden überlassen werden darf. Gewiss: Herumlungern in Spanien ist keine Alternative, ebenso wenig wie das Verstecken in Deutschland; sicher haben auch die Niederlande ihr gerüttelt Maß an Kriminalität und Gewaltverbrechen, Frankreich war nie das Land der alles überdeckenden Liebe, und bis in Polen alles zum Besten steht, wird noch viel Wasser die Wista (Weichsel) herab fließen müssen. Doch die Porträtierten haben sich zumindest in ihre Hoffnung gerettet, auch wenn der verlockende Schein trügerisch ist. Voigts unaufgeregter Film, bei dem allenfalls nur der divergierende Soundtrack etwas stört, erinnert an einen alleuropäischen Handlungsbedarf und daran, dass der Mensch ohne ordentliche Papiere längst kein Mensch ist, bestenfalls ein vorbürokratischer Homunkulus.