La Mala Educación - Schlechte Erziehung
Drama | Spanien 2003 | 106 Minuten
Regie: Pedro Almodóvar
Filmdaten
- Originaltitel
- LA MALA EDUCACION
- Produktionsland
- Spanien
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Canal+ España/El Deseo/TVE
- Regie
- Pedro Almodóvar
- Buch
- Pedro Almodóvar
- Kamera
- José Luis Alcaine
- Musik
- Alberto Iglesias
- Schnitt
- José Salcedo
- Darsteller
- Gael García Bernal (Angel/Juan/Zahara) · Fele Martínez (Enrique Goded) · Daniel Giménez Cacho (Pater Manolo) · Lluís Homar (Señor Berenguer) · Javier Cámara (Paca/Paquito)
- Länge
- 106 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
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Heimkino
„Ich werde immer ernster und wohl auch immer trauriger“, sagt Almodóvar, rückblickend auf seine cineastische Entwicklung. Seit „Alles über meine Mutter“ (fd 33 929), dem komplexen Drama über Mutterbeziehung, Leben, Sehnsucht und Tod, hat sich der spanische Erfolgsregisseur immer weiter auf existenzielle Fragen und gesellschaftliche Befindlichkeiten eingelassen. „Sprich mit ihr“ (fd 35 514) richtete sich auf die Frage der Kommunikation in der Beziehung zwischen Mann und Frau sowie auf die existenzielle Erfahrung der Einsamkeit. In „La Mala Educación – Schlechte Erziehung“ wendet er sich nun den Schatten zu, die Kirche und Staat noch immer auf die in den 1970er-Jahren einsetzende Befreiungsbewegung „movida“ werfen. Almodóvar ist sich bewusst, dass er als Avantgardist die künstlerische Aufbruchbewegung in Spanien vorantrieb, die nach dem Tod von Franco das Kulturleben in den Städten explodieren ließ. „Ich glaube nicht an Gott, ich bin Hedonist“, antwortet der kleine Klosterschüler auf die bange Frage seines Lehrers, ob es nicht Sünde sei, im dunklen Kino miteinander zu fummeln. Der vorlaute Schüler entwickelt sich zum „enfant terrible“ und erfolgreichen Jungregisseur. Almodóvar weiß aber auch um die Schattenseiten des künstlerischen und sexuellen Aufbruchs. Sein Partner in der Sündenfrage, Schulfreund und Jugendliebe, wird bereits tot sein, wenn der Film mit dem jungen Starregisseur eröffnet. So wird die Suche auf der Nachtseite zu einem ständigen Prozess der Selbstbefragung und der Kritik an einem gesellschaftlichen Ausschlussmechanismus: Die Entfesselung der „movida“ führte auch in zerbrochene Existenzen, die an der Sucht nach Provokation, Sex, Drogen, an Identitätsverlust, Sex- und Gender-Verirrungen gescheitert sind.
„La Mala Educación – Schlechte Erziehung“ verwendet Genreelemente des „film noir“, um das Publikum der dunklen Vergangenheit auszusetzen. Die Verstrickung beginnt mit dem Besuch des Jugendfreundes Ignacio, der sich jedoch als „femme fatale“ entpuppt und die Hauptfigur immer weiter in einen Strudel hineinzieht. Die Erzählung „La visita“ dient dabei als Auslöser. So ist man denn mit den ersten imaginierten Toten mitten in einem Film, der erst ein mögliches Drehbuch ist, das vorerst noch geschrieben werden muss und sich zu einem Film entwickeln kann. Es ist der Anfang eines Films von einem Film im Film, und die Hauptfigur blickt zurück, um sich in dieser Struktur zu verfangen: im Transzendenz-Potenzial der Transsexualität, in der schillernden Figur des schönen jungen Macho als „femme fatale“, im „film noir“ mit melodramatischen Zügen. Auffallend ist die ausgeklügelte Symmetrie und Struktur von gebrochenen Perspektiven und Zeitebenen. In diesem System besteht eine emotionale Kälte und Distanz, die für den leidenschaftlichsten der zeitgenössischen Regisseure auffallend ist. Mit Angel, dem Racheengel, der sich auf keine Beziehung einlässt und andere für seine Zwecke missbraucht, geht der Moralist Almodóvar hart ins Gericht. Ob die dargestellte intime Vergangenheit autobiografisch ist oder nicht, spielt keine große Rolle mehr. Mit der komplexen Erzählung in Möglichkeitsform entführt einen der spanische Meister bereits in eine Welt der fließenden Übergänge zwischen Macht und Ohnmacht, Liebe, Sex und Missbrauch. Hier sind die Schicksale so schwarz, dass man sich in den Abgründen der „film noir“-Figuren heillos verstrickt.