Wenn der Richtige kommt
Drama | Deutschland/Schweiz 2003 | 81 Minuten
Regie: Oliver Paulus
Filmdaten
- Originaltitel
- WENN DER RICHTIGE KOMMT
- Produktionsland
- Deutschland/Schweiz
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Motorfilm/Frischfilm/Schicke Bilder/Sprint Film/Far horizons/MIGROS Kulturproduzent
- Regie
- Oliver Paulus · Stefan Hillebrand
- Buch
- Oliver Paulus · Stefan Hillebrand
- Kamera
- Mathias Schick
- Musik
- Erdal Tosun
- Schnitt
- André Bigoudi
- Darsteller
- Isolde Fischer (Paula Hartnagel) · Helga Grimme (Ada von Dewiz) · Can Sengül (Mustafa Özakbiyik) · Tülay Gönen (Ayten Cerit) · Arcan Arican (Arcan)
- Länge
- 81 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Paula putzt Nacht für Nacht im Collini-Center und versteht sich mit ihrer türkischen Kollegin Ayten meistens mehr als mittelprächtig; ein kleiner Vogel leistet ihr in der Freizeit Gesellschaft, der Rest besteht aus Fernsehen und Kino. Doch die recht kompakte 30-Jährige träumt vom großen Liebesabenteuer. Als sie den türkischen Wachmann Mustafa kennen lernt, obwohl er ihr weder schöne Augen noch Hoffungen macht, ist Paula hin und weg. In ihrem Liebeswunsch wird sie durch ihre Zufallsbekannte Ada, eine arbeitslose Gräfin, bestärkt, die zu wissen scheint, wie sehr Menschen Träume brauchen. Auch als ihre Euphorie erheblich gedämpft wird, lässt Paula nicht von „Wolke Sieben“ los. Als Mustafa gegen seinen Willen und ohne ihr Wissen das Heiratsversprechen seines strengen Vaters erfüllen muss, reist sie ihm in die Türkei nach und strandet, ohne ein Wort Türkisch zu sprechen, in Adana. Doch Träumer haben ein Recht auf Wunder: Nach kurzer Odyssee findet sie ein Hotel, mit dessen Angestellten Arcan sie sich verständigen kann. Auf ihren endlosen Streifzügen entdeckt sie tatsächlich den geliebten Mann im Kreise seiner neuen Familie und an der Seite seiner verständnislosen, aber gar nicht einmal so unsympathischen Frau. Paula ist Realistin genug, um spontan loslassen zu können. Immerhin hat sie in Arcan einen Freund fürs Leben gefunden. Eine Freundschaft, die recht symbolträchtig besiegelt wird: Die deutsche Putzfrau schenkt dem Türken ihre pinkfarbene Plastikuhr aus dem Supermarkt, er gibt ihr seine protziggoldene Uhr vom Bazar mit auf den Heimweg.
Von einer, die auszog, das Lieben zu lernen, könnte der Untertitel des naiv-unbeschwerten Filmmärchens in drei Kapiteln lauten, das sich einem Happy End nur vordergründig verwehrt. Zwar wird die Heldin nicht in den siebten Liebeshimmel gehoben, doch macht sie die unschätzbare Erfahrung, dass es mitunter wichtig sein kann, sich gegen das vermeintliche Schicksal aufzulehnen und der inneren Stimme zu folgen, auch wenn man dabei den Falschen findet. Filmisch gesehen, hat „Wenn der Richtige kommt“ seine Tücken. Die Kapitel „Paulas Traum“, „Paulas Reise“ und „Paulas Wunsch“ geben ihm eine grobe Struktur, alles andere wird durch die Darsteller in spontanen Szenenfolgen gefüllt. Das führt zu liebevollen, berührenden Momenten wie jener Szene, in der Paula einen Apfel verschenkt und ihren türkischen Freund darauf aufmerksam macht, dass der Plastikaufkleber auf der Schale nicht zum Verzehr geeignet sei; und es verstört in anderen Momenten, etwa bei der hektisch-hysterischen Abschiedsszene zwischen Paula und Ada, als sich die verarmte Gräfin in ihr eigenes Leben ohne Träume zurückziehen muss. Bei solchem Konzept spielt auch die „Tagesform“ der Schauspieler eine Rolle, ihre Fähigkeit, auf spontane Vorgaben einzugehen und sie im Sinne des eigenen Charakters zu entwickeln. Hier zeigt der Film seine stärksten Brüche: Manchmal wirkt er wie aus einem Guss, dann wieder scheint nichts zusammen zu passen. Dennoch warten Oliver Paulus und Stefan Hillebrand mit einem ebenso interessanten wie unterhaltsamen Spielfilmdebüt auf, das den Alltag auf seine tragikomische Weise durchaus spiegelt. Dass ihr „Stegreifkino“ Schule machen könnte, ist indes nicht zu erwarten und war wohl auch nicht beabsichtigt.