Die Klasse von '99 - Schule war gestern - Leben ist jetzt
Drama | Deutschland 2003 | 94 Minuten
Regie: Marco Petry
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Modesto/Constantin/Bavaria/Taurus
- Regie
- Marco Petry
- Buch
- Marco Petry
- Kamera
- Axel Block
- Schnitt
- Barbara von Weitershausen
- Darsteller
- Matthias Schweighöfer (Felix) · Tim Sander (Sören) · Anna Bertheau (Simona) · Axel Stein (Schmidt) · Thomas Schmieder (Hausschild)
- Länge
- 94 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Der Filmtitel erinnert an Indiziertes und verheißt nichts Gutes, zumal man aus dem Hause Constantin oft genug schon mit Profundem wie „Feuer, Eis & Dosenbier“ (fd 35 287) und „Harte Jungs“ (fd 34 180) versorgt wurde; auch Darsteller wie Axel Stein oder Tim Sander sind einschlägig „vorbelastet“. Zugleich aber leistet sich Constantin auch Qualitätsware wie diesen Film von Marco Petry, der ein Nachfolger, aber keine Fortsetzung seines Erfolgs „Schule“ (fd 34 600) ist. Schnell merkt man, dass hier einer eine Geschichte erzählt, bei der er sich auskennt und es glücklicherweise nicht nötig hat, sie mit Klischees oder billigen Witzen aufzupeppen. Bleibt zu hoffen, dass sich das Zielpublikum nicht mit falschen Erwartungen in diesen kleinen, stimmigen Film begibt.
Wie schon Michael Gutmanns „Herz im Kopf“ (fd 35 438) hilft es auch diesem Film enorm, dass er in der Provinz spielt, wo nicht das schicke Milieu der gepierceten, tätowierten DJs mit ihren Freunden aus der Werbebranche das Bild bestimmen, sondern präzis recherchierte (oder erinnerte) Details für einen gehörigen Schuss Realismus in Geschichten mit „normaler“ Fallhöhe sorgen. Wer verlässt seinen Geburtsort wann und warum? Wer bleibt und warum? Welche Faktoren bestimmen diese Entscheidungen? Kann oder muss man sogar diese Entscheidungen herauszögern, kann man den Moment verpassen, vielleicht gar aus Freundschaft? Felix hat seine Heimatstadt womöglich zu früh verlassen, schon die Entscheidung für den geregelten Polizeidienst ist eigentlich das Eingeständnis der eigenen Überforderung. Daheim scheinen die alten, Sicherheit verheißenden Strukturen noch intakt, was sich aber als oberflächliche Einschätzung erweist. Atmosphärisch dicht zeigt der Film ein unglamouröses, gleichmäßig dahinlebendes Milieu zwischen der Arbeit im Reisebüro, Polizeidienst und Großraumdisco, das durch Felix’ Eltern und den älteren Polizisten Küppers noch differenziert wird. Die Wohnungen sind eingerichtet, aber nicht „designt“, Drogenkonsum ist ganz selbstverständlich, auch für einen jungen Polizisten. Jemand wie Simona hat sich eingerichtet, andere leben den Alltagstrott und lassen – wie Schmidt – am Wochenende die „Sau raus“. Dass Felix an einem gewissen Punkt spürt, dass er mit einem ethischen Konflikt konfrontiert ist, dass er Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss und Nostalgie nicht die Basis von Freundschaft sein kann, das reicht aus, um einen spannenden Film über das normale Leben von Jugendlichen in Deutschland zu inszenieren.